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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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holperte, spürte ich, wie die Sonnenstrahlen durch die Scheiben brannten und das Wageninnere aufwärmten. Ich öffnete das Fenster, und ein Schwall frischer Luft wehte mir ins Gesicht.
    Als ich eine weitere Kurve umrundete, sah ich plötzlich ein zweistöckiges weißes Holzhaus vor mir. Davor parkte ein grauer Ford Focus. Julian saß auf der Vortreppe. Er sprang auf und kam mir mit raschen Schritten entgegen, hochgewachsen, von der Sonne beschienen und unwiderstehlich.
    Ich stoppte den Wagen, stieg rasch aus, und ohne die Tür zu schließen, lief ich, behindert durch meine hohen Absätze, um die Motorhaube herum und warf mich in seine ausgebreiteten Arme.

11
    N icht weinen, befahl ich mir, und es gelang mir auch, die Tränen zu unterdrücken, als Julian mich sanft auf die Stufen und an seine Brust zog. Sein Hemd war aus weicher, dicker Baumwolle, sein Herz klopfte stetig. Mit den Händen malte er beruhigende kleine Kreise auf meinen Rücken und murmelte mir zärtlich ins Ohr. »Pst, mein Liebling«, glaubte ich ihn sagen zu hören. »Alles wird gut. Ich bin ja da.«
    Eine halbe Ewigkeit saßen wir so da, und er murmelte mir beruhigende Worte zu. Allmählich nahm ich meine Umgebung wieder wahr. Die Sonnenstrahlen durchdrangen die dünne Seide meiner ärmellosen Bluse – meiner Bürobluse, denn ich hatte mir vor der Abfahrt in New York das Umkleiden gespart. Nach einem Blick auf meinen schmal geschnittenen schwarzen Rock und die Riemchenpumps aus Kalbsleder mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen fing ich zu lachen an.
    Sein Griff lockerte sich. »Was ist?«, fragte er.
    »Ich bin nicht unbedingt für eine Landpartie angezogen«, erwiderte ich.
    »Nein, bist du nicht. Aber du siehst trotzdem hinreißend aus.«
    Ich drehte mich zu ihm um. Er war legerer mit einem ausgewaschenen blauen Hemd und Jeans bekleidet und barfuß. So lässig hatte ich ihn mir bis jetzt gar nicht vorstellen können. »Ich wusste gar nicht, dass du hier ein Haus hast«, sagte ich beinahe vorwurfsvoll.
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist nie zur Sprache gekommen.«
    »Es ist nicht unbedingt ein Landgut. Warum keine Villa in den Hamptons?«
    »Kate«, entgegnete er tadelnd, »du solltest mich inzwischen besser kennen. Bist du enttäuscht?«
    Ich lächelte. »Du solltest mich inzwischen besser kennen.«
    Er stand auf und zog mich hoch. »Wenn du dich wieder erholt hast«, neckte er mich, »könntest du diese albernen Schuhe ausziehen und reinkommen. Hast du schon etwas gegessen?«
    »Nein.« Ich bückte mich, um erst den rechten, dann den linken Schuh abzustreifen.
    »Oh. Nun, uns wird schon etwas einfallen. Komm mit.« Er schob mich den gepflasterten Weg hinauf zur Tür.
    Es war ein altes Haus im Kolonialstil mit einem Kamin in der Mitte, hübschen abgewetzten Vertäfelungen entlang der verputzten Wände und Einbauschränken in den Ecken. Jemand, vermutlich Julian selbst, hatte Küche und Bäder modernisiert. Doch die Kamine waren noch original, und die breiten Dielen aus Kastanienholz knarzten heimelig unter unseren Füßen.
    Julian sah auf die Uhr. »Allerdings ist nichts zu essen da. Ich glaube, ich werde mal ins Dorf zum Supermarkt fahren.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein, du solltest dich ausruhen.«
    »Aber du würdest die falschen Sachen einkaufen.«
    »Kate, ich schlage mich jetzt schon seit einer Weile allein durch.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Julian, dass ich mich von dir bekochen lasse, kommt überhaupt nicht in Frage. Dafür warst du gestern viel zu beeindruckt von meinem Omelett. Und wenn ich das Kochen übernehme, sollte ich auch die Lebensmittel aussuchen.«
    »Mach mir eine Liste.«
    »Du willst tatsächlich einkaufen gehen?« Die Vorstellung, wie Julian Laurence an Honigmelonen schnupperte oder Verfallsdaten überprüfte, war völlig absurd.
    »Was brauchst du denn?«
    Ich ging in die Küche, um eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Im Kühlschrank standen nur die üblichen Würzsaucen. Die Speisekammer war mit einigen Konserven, Frühstücksflocken und ein paar Gläsern voller getrockneter Kräuter und Gewürze ein wenig besser bestückt. »Spam-Büchsenfleisch?«, verkündete ich anklagend und hielt die Dose hoch. »Du bist eine Milliarde Dollar schwer und hast Spam in der Speisekammer?«
    Er riss sie mir aus der Hand. »An diesem Produkt ist nichts auszusetzen«, verteidigte er sich. »Man kann die verschiedensten Gerichte damit zubereiten.«
    »Nicht, solange ich etwas mitzureden habe«, erwiderte ich und klopfte mit dem

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