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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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gedroht. So ist also der Stand der Dinge. Du kennst mich doch. Ich würde so was auf gar keinen Fall tun.«
    »Also glaubst du, dass Alicia dahintersteckt?«, fragte er ungläubig.
    »Charlie, ich bin mir sogar sicher. Ich habe sie nämlich am Freitagvormittag an meinem Laptop erwischt. Eigentlich dachte ich, sie wollte nur in meinen E-Mails herumschnüffeln. Aber inzwischen würde ich jede Wette eingehen, dass sie mir Informationen oder Beweise auf die Festplatte überspielt hat.«
    »Altes Mädchen«, flüsterte er.
    »Und jetzt?« Ich seufzte.
    »Was hast du vor?«
    »Keine Ahnung. Ich wünschte, ich könnte Alicia irgendwie zur Strecke bringen.«
    »Was ist mit Laurence?«
    »Julian? Was soll mit ihm sein?«
    »Der könnte dir doch helfen, oder? Er hat die Möglichkeit, sie plattzumachen und die besten Anwälte der ganzen Stadt anzuheuern, um eine ordentliche Abfindung für dich rauszuschlagen. Du wärst für den Rest deines Lebens saniert.«
    »Charlie, ich kann doch nicht von ihm verlangen, dass er meine Anwaltskosten bezahlt. Ich bitte dich!«
    »Warum nicht? Er kann es sich leisten.«
    »Das ist nicht der springende Punkt.« Ich rieb mir die Stirn. »Was wird denn in der Firma so geredet?«
    »Altes Mädchen, das willst du lieber gar nicht wissen.«
    »Schon gut, schon gut. Pass auf, kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Klar.«
    »Versuche erstens meine Version der Geschichte zu verbreiten, okay? Die Leute sollen wissen, dass Alicia mich seit der Sache mit Bioderma auf dem Kieker hat.«
    »Nur, dass sie in den letzten Monaten deine Busenfreundin war«, wandte Charlie ein.
    »Ich weiß, ich weiß. Ich war ja so blöd!«
    »Saublöd, Kate. Null Problemo. Schließlich bin ich der Meisterkoch in der Gerüchteküche. Alle Macht der Wahrheit, altes Mädchen.«
    »Danke, Charlie. Da wäre noch etwas.«
    »Und was?«
    »Falls du die Möglichkeit haben solltest, ein bisschen zu spionieren …«
    »He, Moment mal, altes Mädchen. Das ist mir zu schräg.«
    »Nein, nichts Kriminelles oder so. Keine Büroeinbrüche. Stocher nur ein bisschen in den Dateien auf dem Server rum und schau, ob du etwas findest. Die Sache stinkt einfach zum Himmel.«
    Er seufzte auf. »Okay, einverstanden. Ich werde meine Detektive darauf ansetzen. Aber erwarte keine Wunder.«
    Die Anklopffunktion meldete sich.
    »Charlie, ich bekomme gerade einen anderen Anruf, den ich annehmen muss. Du kannst mich unter dieser Nummer erreichen. Ich kaufe mir so schnell wie möglich ein Mobiltelefon. Mails kannst du mir an meine Yahoo-Adresse schicken.« Ich gab sie ihm.
    »Verstanden. Bis später, altes Mädchen.«
    »Danke, Charlie.« Ich holte tief Luft und drückte auf den blinkenden Knopf. »Hallo?«
    »Kate! O mein Gott! Was ist geschehen?«
    »Julian. Hast du meine Nachricht bekommen?«
    »Ja. Wie fühlst du dich?«
    »In Ordnung. Ich bin nur gerade von Alicia reingelegt worden. Sie hat dem Vorstand weisgemacht, ich hätte mit Insiderinformationen gehandelt. Einzelheiten kenne ich nicht. Sie sind nicht damit herausgerückt. Deshalb habe ich keine Ahnung, was genau ich eigentlich weitergegeben haben soll und an wen. Das alles ist … ausgesprochen unangenehm …« Ich konnte das Schluchzen nicht mehr unterdrücken, das mir zu meiner Beschämung in der Kehle aufstieg. »Tut mir leid«, stieß ich hervor. »Ich bin nur ein bisschen durch den Wind.«
    »Kopf hoch, Liebling. Ich bin unterwegs. Ich helfe dir, die Sache zu klären, Ehrenwort. Ich schwöre bei Gott, diese alte Hexe wird mich kennenlernen.«
    »Nein, nein, das brauchst du nicht. Es ist mein Problem.«
    Kurz entstand Schweigen. »Kate, sei nicht albern. Es ist unser Problem, denn alles, was dich betrifft, ist für mich von größter Wichtigkeit.«
    »Hör auf damit, okay? Es fällt mir im Moment sowieso schon schwer genug, mich zusammenzunehmen. Ich möchte wirklich nicht anfangen loszuheulen.«
    »Pass auf«, sagte er, »ich habe hier auch einige sehr seltsame Neuigkeiten erhalten. Ich habe ernsthaft daran gedacht … Moment mal. Ich bin gleich wieder da.« Er schaltete mich auf Warteschleife, vermutlich, um einen anderen Anruf anzunehmen. Ich stand noch immer am Fenster und betrachtete den trüben grauen Himmel und die endlosen Reihen trister Wohntürme und Sozialbauten, die sich vor mir erstreckten.
    Julian war wieder in der Leitung. »Kate, Liebling? Bist du noch dran?«
    »Ja«, erwiderte ich mit belegter Stimme.
    »Kate, meine Liebste, ich muss dich um einen Gefallen bitten. Vertraust

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