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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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etwa fünfzigmal bei Dir angerufen, hatte aber immer nur Deine schräge Mitbewohnerin an der Strippe. Zickenalarm? Hier geht es richtig rund, und die Gerüchteküche brodelt auf Hochtouren. In den Ordnern auf dem Server habe ich nichts Verdächtiges gefunden. Aber als ich gestern mit ein paar Wertpapierhändlern bei einigen Bieren ein Schwätzchen gehalten habe, habe ich rausgekriegt, dass Alicia es mit einem Typen aus der Kontrollabteilung treibt. Für mich ist da was faul. Die hat doch bestimmt nicht beim Fußvolk die große Liebe entdeckt. Und nicht nur das. Habe herausgefunden, mit wem Du angeblich unter einer Decke steckst. Southfield. Also frag Deinen neuen Freund mal, was da los ist. Höre mich weiter um. Eine schöne Scheiße ist das.«
    Eine Weile starrte ich auf den Bildschirm und las die Nachricht einige Male. Dann schaute ich wieder aus dem Fenster. Ich konnte Julian nicht mehr sehen, und kurz darauf hörte ich, wie sich in der Küche die Terrassentür öffnete und wieder schloss. »Kate?«, rief er.
    »In der Bibliothek!«, antwortete ich.
    »In einer Viertelstunde haben wir den Telefontermin mit meinem Anwalt. Was ist?«, fügte er beim Anblick meines Gesichtsausdrucks hinzu.
    »Äh … nichts. Ich meine, doch. Ich weiß nicht. Irgendwie ist es merkwürdig.« Er musterte mich fragend. »Ich habe gerade eine E-Mail von Charlie bekommen. Er … Keine Ahnung, vielleicht stimmt es ja nicht. Wertpapierhändler reden viel, wenn der Tag lang ist …«
    »Was ist los, Kate?«, wiederholte er ungeduldig.
    »Nun, es heißt, dass der Mitbewerber, dem ich angeblich Informationen zugespielt habe, Southfield ist.«
    »Meine Firma? Ach, so ein Unsinn«, entgegnete er wegwerfend. »Keiner meiner Händler würde auch nur im Traum daran denken. Ich würde sie einen Kopf kürzer machen, selbst wenn du nichts damit zu tun hättest.«
    »Ich habe nichts damit zu tun.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    In der Küche läutete das Telefon. »Das ist aber seltsam«, sagte Julian und ging hinaus. »Ich dachte, er ruft mich auf dem Mobiltelefon an.«
    Ich folgte ihm auf den Flur und in die Küche, wo er den Hörer abhob. »Daniel?«, fragte er. »Ich dachte, du …« Schweigen. Mit verschränkten Armen lehnte ich in der Tür und beobachtete, wie sich erst leichte Gereiztheit, dann Erstaunen und schließlich Besorgnis auf Julians Gesicht abzeichnete.
    »Ich verstehe«, erwiderte er. »So ganz ohne Vorankündigung? … Ja, eindeutig merkwürdig … Ja, sehr gern. Könnte ich Ihre Nummer haben? Moment bitte.« Auf seine Handbewegung hin holte ich rasch Notizblock und Stift und gab sie ihm. »Ja … ja … vielen Dank … Dürfte ich erfahren, woher Sie diese Nummer haben? Ah, ich verstehe … Ja, sehr gut. Auf Wiederhören.«
    Eine Weile stand er da, starrte auf die Zahlen auf dem Notizblock und klopfte mit dem Stift darauf.
    »Und?«, fragte ich. »Worum ging es gerade?«
    »Ach, nichts«, erwiderte er ausweichend, ohne den Kopf zu heben.
    »Ich dachte, du wolltest keine Geheimnisse mehr vor mir haben.«
    Bei diesen Worten blickte er auf. »Was soll das heißen?«
    »Hör zu, falls es wirklich nichts ist, in Ordnung. Ich vertraue dir. Aber wärst du so gut, es mir zu erzählen, falls es ein Problem gibt. Inzwischen habe ich mich ziemlich weit auf dich eingelassen. Wenn du also in irgendwelchen Schwierigkeiten steckst, würde ich das gerne erfahren. Vielleicht kann ich ja sogar helfen, wenn du das möchtest.«
    »Verzeih mir, Liebling. Natürlich vertraue ich dir. Die Heimlichtuerei ist mir mittlerweile offenbar in Fleisch und Blut übergegangen …« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Hat es mit dem Grund zu tun, warum wir hier sind? Den verärgerten Investoren? Den Sitzungen in Boston?«
    »Ja. Du hast ein gutes Gedächtnis.«
    »Julian, ich kann eins und eins zusammenzählen.« Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn, während ich genau das tat. »Deine Besprechungen fanden in Harvard statt, richtig? Doch es ging nicht um den Stipendiumsfonds. Du hast dich mit dem Professor getroffen. Mit dem, der deine Biographie geschrieben hat. Hollander. Er weiß alles über dich, oder? Allmählich wird mir einiges klar. Du besuchst ihn, und anschließend gerätst du in Panik …«
    Er sah mich finster an. »Ich gerate nie in Panik, Kate. Niemals. Ich handle nur den Informationen entsprechend.«
    »Also habe ich recht?«
    »Du bist einfach zu verdammt schlau.« Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand

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