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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
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flüsternden Welle eingefangen und weiter aus dem Bodden aufs Meer hinaus getragen wurde. Der Kormoran auf der Buhne lauschte mit schiefgelegtem Kopf und steckte dann zufrieden den Kopf unter den Flügel.

36. Überraschendes
     

    „Carly? Ich habe Brötchen mitgebracht!“
    Synne stand unten vor dem Küchenfenster. Carly sah belustigt zum Schlafzimmerfenster hinaus. Synne war also immer noch besorgt wegen Harry. Und neugierig.
    „Ich komme, muss mir nur was anziehen!“
    Sie hatte nicht verschlafen, sondern behaglich wachgelegen und an ihren Zukunftsplänen gearbeitet, die allerdings noch recht dürftig waren. Die Absage an Thore lag ihr auch noch im Magen. Aber dass sie hierbleiben würde, weiter jeden Morgen das Meer hinter den Dünen flüstern hören durfte und den Wind in den Silberpappeln, diese Hoffnung hatte sie genossen. Die schmeckte nach Salz und Glück.

    Bei Wellenschattentee und Sanddornhonigbrötchen erzählte sie Synne von ihrer Entscheidung.
    Synne tunkte ihr Brötchen neben die Teetasse, so beeindruckt war sie.
    „Du hast deinem Thore abgesagt? So ein Angebot? Alle Achtung. Bist du sicher?“
    „Ich war mir noch nie so sicher. Und er war nie mein Thore.“
    „Und jetzt?“
    „Ich hoffe, du kannst mir helfen, ein billiges Zimmer zu finden. Wenn es jetzt kalt wird, sind sicher nicht mehr alle Pensionen ausgebucht, zumindest über den Winter. Wenn man lange bleibt, bekommt man Rabatt, oder? Außerdem werde ich zum Supermarkt gehen, ob da noch der Zettel hängt, dass sie jemanden im Lager brauchen.“
    „Mhm. Mensch, ich freu mich, dass du bleiben willst. Obwohl ich öfter in Berlin sein werde, wegen Orje. Das mit dem Zimmer werden wir irgendwie hinbekommen. Was hattest du eigentlich gestern so lange bei Harry zu schaffen?“
    „Keine Sorge, Synne. Ich bin schrecklich verliebt. Aber nicht in Harry, sondern in das Haus, den Himmel über der See, die Landschaft, die Leute, die Freiheit, die Stille, den Wind und die Luft.“
    Carly erzählte ihr die Geschichte von den Seehunden und den Ausrufezeichen des Herrn Großklaus.
    Wie schön es war, hier so schnell eine Freundin gefunden zu haben, mit der sie frühstücken und über alles reden und lachen konnte, über Männer, Hoffnungen und Seltsames, als wären sie zusammen aufgewachsen.
    „Es war so merkwürdig, Synne. Meine Hände machten das alles von selbst, als ob ich gar nichts damit zu tun hätte. Als ob der Ton wusste, was er werden will, und mich steuerte. Es war wie eine Trance, ein kreativer Rausch.“
    „Das ist nicht so seltsam. Ich habe das oft von unseren Künstlern gehört. Wahrscheinlich ging es Henny genauso, wenn sie malte, und Joram, wenn er mit Holz arbeitete.“
    Das musste Carly erst verdauen. Beruhigend, dass es normal war, was ihr geschehen war. Aber dann fühlte sie sich Henny und Joram noch näher als ohnehin schon. Unheimlich.

    Synne rührte beruhigt in ihrem Tee. „Deshalb also meintest du, Harry könnte dein Glück sein. Du hoffst, dass du noch mehr Sachen machen kannst und Harry Käufer dafür findet.“
    „Ich weiß, dass das nur Spinnerei ist und nichts Sicheres. Aber hey, ich könnte es versuchen.“
    „Klar kannst du. Und diese Seehunde möchte ich so bald wie möglich sehen. Aber jetzt muss ich los, Elisa und die Arbeit warten. Hast du noch mal nach Bildern gesucht? Ich hatte mir schon vorgestellt, wie toll es wäre, so eine richtige große Henny-Badonin-Ausstellung zu machen.“
    „Wo denn? Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wo ich noch suchen soll. Außerdem würde das Naurulokki nicht mehr helfen. Thore ist fest entschlossen und der Verkauf praktisch abgewickelt.“
    „Schade. Bis dann, ich werde mich nach einem Zimmer umhören!“
    Mit fliegendem Rock und Zopf verschwand Synne auf ihrem Fahrrad um die Ecke.
    Carly schloss das Haus ab und radelte zu Harry.
    „Gut, dass du kommst!“, rief er, zog sie herein. „Der Herr Großklaus hat schon wieder angerufen. Er fragte, ob du auch einen Lemuren machen kannst. Sein Freund hätte gern einen. Er steht auf die, seit er in Madagaskar war.“
    „Lemuren? Was um Himmels willen ist das?“
    „Na, so eine Art Affe oder Beuteltier, die dort leben. Hier, ich habe dir ein Bild aus dem Internet gesucht.“ Er wedelte mit einem bunten Papier. „Er soll aber, ich zitiere Großklaus: ‚auch diesen verschmitzten Gesichtsausdruck tragen, dieses hintergründige Lächeln, ohne affig zu wirken, haha. Aber selbstverständlich erst die Seehunde.’ Die sollen übrigens

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