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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
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Gedanken gingen. Er konnte ihr nicht immer folgen.
    „Nein. Es gibt Dinge, die man nicht malen kann. Aber in meinem Schiff sind sie jetzt sicher.“
    Sie hielt es noch einmal gegen die Sonne, dann verstaute sie es sorgsam in ihrem Rock.
    „Der Himmel von heute ist auch darin, für immer jetzt.“ Myra wies auf die kleinen Wolken, die in dem dunklen Bernstein trieben. Vorsichtig verstaute sie es in einer eleganten Handtasche.
    Nicholas hielt seines auch gegen die Sonne, aber Henny war sich nicht sicher, ob er etwas darin sah. Doch sein Lächeln war echt. „Danke für das wunderschöne Geschenk!“ Er steckte es zärtlich in die Innentasche seines Mantels, der ihm zu weit war und ihn jünger aussehen ließ. „Wir müssen zurück in die Malschule, die Pause ist vorbei!“
    „Ja, lass uns nicht noch einmal des Meisters Unmut erregen“, meinte Myra ironisch.
    „Du hast gut reden, du nimmst ja nur aus Spaß teil. Wir wollen bald von der Kunst leben können!“
    „Du nimmst das zu ernst, Nicholas. Wer kann schon von der Kunst leben?“
    „Das sieht man an deinen Bildern, dass du es nicht ernst nimmst. Immer nur große, knallbunte Blumen. Meinst du, die kauft jemand?“

    Henny war es gewöhnt, dass Nicholas und Myra stritten. Sie mochten sich trotzdem. Henny ließ die beiden vorausgehen. Hochzufrieden mit ihrem Tag und ihrem Leben nahm sie Livs sandige Hand und folgte.

    Hinter ihnen warf der zunehmende Wind einen schäumenden Brecher den Strand hinauf. Er ließ die Sandburg von unten her bröckeln, dann tonlos in sich zusammenfallen. Nachdrängende Wellen schrieben weiße Zeilen auf den Sand. Fast wie Schrift, dachte Henny, als sie sich noch einmal umwandte. Als ob ich es lesen sollte. Sie fröstelte, fasste Livs Hand fester und beschleunigte ihren Schritt.
    Die Wellen füllten und verwischten die Abdrücke von vier Paar bloßen Füßen. Von den Spuren blieben nur kleine Tümpel, auf denen ein Bild des Abendhimmels trieb.

Carly
1999

9. Gespräche
     

    Erschrocken zog Carly die Hand zurück. „Ja, wieso? Kennst du sie auch?“
    Synne schnaubte. „Ob ich Henrike Badonin kenne! Ich spare seit Jahren, um mir eines ihrer Bilder kaufen zu können. Das heißt, ich versuche es“, setzte sie hinzu. „Sparen ist nicht wirklich meine Stärke.“
    „Die sind so viel wert? Ich wusste nicht, dass sie bekannt ist.“
    „Bekannt – na, wohl nur hier im Umkreis. Und unter Liebhabern. Wir haben auch schon Bilder nach Amerika verkauft. Ihr war es egal, wie viel sie dafür bekam. Aber Elisa, meine Chefin, weißt du, sie setzt die Preise fest. Und sie meinte, für ein Badonin könne man gar nicht genug bezahlen. Sag, wie viel von ihren Bildern hängen im Haus? Oder stehen auf dem Dachboden oder im Keller?“
    „Ich habe mich noch nicht so genau umgesehen“, gestand Carly. Sie dachte an das Geld, das Thore so nötig brauchte, um das Dach seiner Villa zu sanieren. Er würde sich freuen. Mit solchen Schätzen hatte er sicher nicht gerechnet.
    „Wenn ich welche finde, würdest du – habt ihr einen Gutachter oder eben jemanden, der den Wert schätzen könnte?“
    „Elisa, das macht Elisa, sie versteht jede Menge davon und ist fair. Die musst du da nicht zweimal fragen. Wir wollten schon immer gern das Haus sehen. Aber Henny Badonin ließ niemanden rein. Sie war sehr lieb und freundlich und umgänglich, aber Besuch wollte sie nicht.“
    „Sie ließ überhaupt niemanden in ihr Haus?“
    „Also, der Briefträger erzählt, dass Joram Grafunder ein- und ausging. Und Anna-Lisa Hellmond. Aber das war’s auch schon.“
    „Anna-Lisa Hellmond?“
    „Das dreizehnjährige Mädel von nebenan. Sie hat keine Mutter mehr und hat sich bei Henny anscheinend wohlgefühlt. Jakob Hellmond fährt die Touristen in seinem alten Zeesboot auf dem Bodden spazieren, er hat nicht immer Zeit für seine Tochter.“
    Das musste das blonde Mädchen mit dem „Hicks“ im Lachen sein. Sie vermisste Henny sicher.
    „Was ist mit ihrer Mutter passiert?“
    „Autounfall, schon vor Jahren“, sagte Synne. „Aber, wegen der Bilder! Meinst du, ich könnte dich mal besuchen? Vielleicht kannst du mir eines der kleineren verkaufen?“
    „Das kann ich nicht entscheiden, da muss ich den Erben fragen. Was gefällt dir so an ihren Bildern?“
    Carly sah sich in der Galerie um. Es ging recht bunt und bewegt zu an den Wänden; auf den meisten Werken schwappten hohe Wellen, segelten Boote im Sturm, ballten sich Wolken oder glühten Sonnenuntergänge.
    „Ich liebe

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