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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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weiß-blaues Licht in den Raum warf . Sie war zu müde, sich auszumalen, was er um diese Zeit von ihr wollte. Drei Uhr fünfundzwanzig, zeigte der Radiowecker.
    »Ja«, meldete sie sich verschlafen. Ihre Lider blieben schwer und wollten wieder zufallen. Sie musste sich anstrengen, sie offen zu halten.
    »Ich bin’s.«
    »Ist was passiert?« Emma richtete sich auf und schaltete die kleine Lampe an.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute wegfahre«, klärte Benjamin sie über sein Vorhaben auf.
    »Wohin?«
    »Irgendwo ans Meer.«
    »So plötzlich? Warum?«
    »Keine Ahnung.«
    »Alleine?«
    »Finn kommt mit.«
    »Du hast keinen Führerschein.«
    »Egal, also kann ich ihn auch nicht verlieren.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Ich weiß nicht. Musste irgendjemanden anrufen.«
    Es blieb eine Zeit lang still. »Du könntest mitkommen.«
    »Ich weiß nicht.«
    »War nur so ’ne bescheuerte Idee. Ich sollte dich schlafen lassen.«
    »Jetzt hast du mich schon geweckt.« Sie fuhr sich durch das zerzauste Haar und strich die Decke über ihren Beinen glatt.
    »Und?«
    »Was und ?«
    »Wie findest du die Idee?«
    »Ich sag doch, ich weiß nicht.«
    »Soll ich für dich entscheiden?«
    Emma zögerte, ehe sie antwortete: »Nein. Das kann ich selbst.«
    Wieder Stille, nur der leise Atem rauschte im Hörer. Es war unvernünftig. Andererseits, ein paar Tage hatten sie noch Ferien. Nur so würde sie der hier herrschenden Stille entkommen. Es kam ihr auf einmal gar nicht mehr darauf an, wie verrückt das Vorhaben war und wer noch dabei war. Plötzlich war sie überzeugt, wusste, dass sie etwas unternehmen musste, um ihrer Lethargie zu entfliehen.
    »Holst du mich ab?«
    »Okay, bin in fünf Minuten bei dir.«
    »Ihr wollt jetzt sofort losfahren?«
    »Mich hält hier nichts mehr.«
    »Lass mir zehn Minuten, dann bin ich fertig.«
    »Okay.« Er legte auf. Emma ließ den Blick durch ihr Zimmer schweifen, als müsse sie sichergehen, dass das wirklich gerade passiert und nicht nur ein völlig absurder Traum war. Ihre wachen Augen starrten sie aus dem Spiegel heraus an. Hastig sprang sie auf und öffnete die Türen des Schranks mit einem Ruck. Sie hatte nicht viel Zeit, um das Nötigste einzupacken und die Wohnung auf Zehenspitzen zu verlassen.
    Emma hörte den Motor schon röhren, als sie gerade den Reißverschluss ihrer Sporttasche geschlossen hatte. Sie sah aus dem Fenster. Mitten auf der ausgestorbenen Straße stand ein weißer BMW . Sie schlüpfte flink durch die Tür und lauschte noch einmal, ob sich etwas in der Wohnung regte. Nichts. Auf dem Küchentisch hatte sie einen Brief hinterlassen.
    Liebe Mama. Ich bin für ein paar Tage weg. Such nicht nach mir. Mach dir keine Sorgen. Emma. Sie war noch nie einfach so abgehauen. Wenn sie bei Lilly übernachtet hatte, rief sie abends noch an, damit ihre Mutter unbesorgt blieb. Umso stärkere Zweifel überkamen sie, während sie sich aus dem Haus schlich. Ehe sie umkehren konnte, stand sie unten auf der Straße. In der Ferne waren vereinzelte Rufe und das Rauschen der Ringstraße zu hören. Sonst war es still. Niemand hier, nur der riesige Geländewagen mit den getönten Scheiben. Sie sah sich noch einmal um, dann ertönte Finns schriller Pfiff. Sie atmete tief durch und überquerte die Straße.
    »Hi.« Schon saß sie auf der Rückbank. Ein Rest an Unbehagen blieb. Schließlich gründete sich ihr Vertrauen zu Benjamin allein auf ihrer letzten Begegnung – eine gewisse Abneigung gegenüber Finn blieb. Und mit diesen beiden Typen brach sie gerade auf eine Reise auf.
    »Ich dachte immer, ich hab die bescheuerten Ideen. Aber die hier toppt wirklich alles, Benny.« Finn grinste und drehte sich zu ihr um. »Und ’n heißes Mädel begleitet uns sogar noch dabei.«
    Statt seiner üblichen Arroganz meinte sie einen gewissen Respekt herauszuhören. »Haha«, lachte sie trotzig, aber einen Anflug von Belustigung konnte sie nicht verstecken.
    »Gib Gas, Mann.« Finn rückte den Sitz noch zurecht, als Benjamin schon das Pedal durchgetreten hatte. Die Stadt rauschte vorbei. Lichter und Lichter, aneinandergereiht zu endlosen Ketten. In dem Glas der Scheibe brachen sie sich und schienen zur Musik zu tanzen. Nur ein paar einsame Nachtschwärmer bevölkerten die ausgestorbenen Straßen.
    »Hättest du nicht ein Auto wählen können, das etwas weniger auffällt?« Finn lachte dabei. »Ein X6, Mann. Fetter geht’s nicht, Benny.« Er fühlte über die Innenausstattung, bis er an dem großen

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