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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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David.
    »So, das hätten wir schon mal«, sagte Selma und rieb sich die Hände. »Manchmal hat er wirklich einen seltsamen Humor. Versteht nicht jeder.«
    David lächelte unverbindlich. Ihm war die ganze Situation ziemlich unangenehm.
    »Warte, bis du erst den Tee getrunken hast, dann fühlst du dich besser«, sagte Selma und zwinkerte ihm zu.
    »Ich - ich fühle mich nicht ...« Er hielt inne. Natürlich fühlte er sich schlecht. Merlin war nicht da.
    »Du fühlst dich unwohl«, stellte Selma fest. »Weil wir uns noch nicht kennen. Aber ich kenne dich schon ein wenig. Merlin hat ja ein paar Sachen erzählt, auch wenn ich ihm die Infos hart abringen musste.«
    David schluckte. »Er hat - was über mich erzählt?«, fragte er mehr verblüfft als ängstlich. Trotzdem war ihm der Gedanke unangenehm, dass Merlin seiner Mutter etwas über sie gesagt haben könnte - also etwas, das über die reine Tatsache hinausging, dass sie ...
    »Keine Panik«, beschwichtigte Selma schnell und reichte ihm einen Tee. »Merlin würde mir nichts sagen, was ich nicht wissen darf.«
    David war davon aber noch lange nicht überzeugt. Woher wollte denn Merlin wissen, was er nicht weitersagen durfte und was schon?
    »Das meiste denke ich mir eh, und dann frage ich einfach. Ich seh es an seinem Blick, ob ich richtig liege.« Selma lachte. »Lass uns ins Esszimmer gehen.«
    Sie setzten sich an den Tisch. David hielt seine Tasse, ohne davon zu trinken.
    »Trink«, forderte Selma ihn auf. »Das beruhigt dich etwas.«
    David nippte und schmeckte die starken Kräuter heraus. Es kam ihm irgendwie ungewöhnlich vor, an einem Sommertag drinnen zu sitzen und heißen Tee zu trinken. Aber er hatte absolut keine Lust, jetzt rauszugehen. Selma schien das gewusst zu haben. Seltsam.
    »Ich glaube, Merlin verheimlicht mir irgendwas«, sagte Selma plötzlich.
    Augenblicklich spürte David die altbekannte Hitze in sein Gesicht schießen.
    Selma sah ihn freundlich an. »Nein, nicht dass ihr zusammen seid, das weiß ich schon«, sagte sie. »Und ich freue mich echt, wenn es klappen sollte.« Sofort hatte sie wieder Sorgenfalten auf der Stirn. »Wo ist er hin?«
    »Er ist zu einem Freund nach Köln«, sagte David und fühlte sich dabei wie ein Verräter.
    Selma nickte. »Aber ihr habt euch nicht etwa gestritten, oder?«
    »Nein«, antwortete David und trank von seinem Tee. Selma hatte recht, er fühlte sich besser.
    »Gut«, sagte sie. »Damit könnt ihr euch auch ruhig noch ein wenig Zeit lassen.«

    57

    Merlin öffnete die Tür des alten Ford und warf seine Tasche hinein. Dann drehte er sich noch mal um und sah zu seinem Fenster hoch. Aber David war nicht zu sehen. Kurz zweifelte er, ob er tatsächlich mit zu Christian fahren sollte.
    »Steig ein!«, sagte Christian und beugte sich über den Beifahrersitz, um ihn böse anzusehen. »Ich hab keine Lust, ewig hier zu stehen.«
    Resigniert ließ Merlin sich in den Wagen fallen und zog die Tür zu. Sofort schaute er aber durch das Seitenfenster wieder hoch. Aber David schaute auch jetzt nicht zu ihm raus.
    Christian startete den Wagen und wendete. Als sie an Davids Haus vorbeifuhren, sah Merlin Davids Mutter, die neugierig aus dem Küchenfenster schaute. Na, wenigstens sie, dachte Merlin und fühlte sich zum Heulen.
    »So, dann schieß mal los«, sagte Christian und grinste ihn an.
    »Schau auf die Straße, sonst könnte es sein, das ich dir nichts mehr erzählen kann«, knurrte Merlin.
    »Na holla, was für eine Laune!« Christian pfiff anerkennend durch die Schneidezähnte.
    »Tut mir leid«, sagte Merlin. »Aber irgendwie bin ich gerade nicht ich selbst. Oder vielleicht doch und ich war es nur vorher nicht. Was weiß ich.«
    »Das klingt aber nicht gut.« Christian führte den Ford auf die Hauptstraße und beschleunigte. »Hört sich an, als bräuchtest du eine Psychotherapie.«
    »Brauche ich!«
    »Was?«
    »Ich bräuchte nicht, ich brauche«, erklärte Merlin.
    »Wenn ich dich jetzt abgeholt habe, damit du mir so ne Kacke erzählen kannst, lass ich dich gern hier raus.«
    Merlin seufzte.
    »Ich glaube«, stellte Christian nach einer Weile fest, »wir zwei sollten nachher erst mal ordentlich was trinken.«
    »Nein danke«, wehrte Merlin ab, obwohl er den Gedanken gar nicht mal so verkehrt fand. Aber er konnte sich noch gut daran erinnern, wie eindringlich Christian werden konnte, wenn er alkoholisiert war. Das wollte er lieber nicht riskieren.
    »Dann muss es wirklich schlimm sein«, sagte Christian und lachte.

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