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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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war angespannt, das spürte Merlin. David hatte offenbar Angst vor der Wahrheit, die er da so bestimmt einforderte.
    »Es geht um Paolo«, stieß Merlin hervor. Das allein war aber noch lange kein Geständnis. Er konnte immer noch kneifen, dachte Merlin. Aber er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er jetzt einfach das aussprach, was ihm schon die ganze Zeit auf der Seele lag. Jetzt war er wirklich nicht mehr weit von der Wahrheit entfernt. Aufmerksam achtete er auf Davids Reaktion, aber der blieb einfach still liegen und wartete ab.
    »Ich - ich glaub, er mag es nicht, wenn wir zusammen sind.« Auch das entsprach der Wahrheit. Vielleicht würde es ja auch schon reichen. Er konnte doch nicht wirklich seinem frisch verliebten Freund sagen, dass er mit Paolo ... Merlin spürte überrascht, dass er viel zu schnell atmete.
    David hob den Kopf und sah ihn besorgt an.
    Merlin konnte nicht mehr aufhören. Hektisch hob und senkte sich sein Brustkorb und er hatte das Gefühl, als läge immer noch das Gewicht von Davids Kopf auf ihm. Und obwohl er so schnell atmete, bekam er nicht genügend Luft. Panisch sprang er aus dem Bett und hielt sich die Brust.
    »Was ist?«, hörte er David aus der Ferne rufen. Sein Zimmer begann sich vor seinen Augen in kleine Punkte aufzulösen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Hilflos ruderte er mit einem Arm, um Halt zu finden.
    Plötzlich tauchte David auf und hielt ihn umklammert. »Ich hab dich«, sagte er und drängte ihn wieder ins Bett.
    Merlin hatte keine Wahl. Seine Beine gaben einfach nach und er sank ins Bett zurück. Er spürte eine Hand, die seine Stirn streichelte. Langsam setzte sich das Bild wieder zusammen und er sah David, der sich über ihn beugte.
    »Damit hätten wir dann Gleichstand.«
    Merlin runzelte die Stirn. »Was?«, fragte er irritiert.
    »Na, wenn das mal keine erstklassige Ohnmacht war«, sagte David und grinste ihn frech an. »Willst du was trinken?«
    Merlin schüttelte den Kopf. Noch immer saß ihm der Schock in den Knochen, dass er gerade von einer Sekunde zur anderen nicht mehr Herr seines Körpers gewesen war. Aber David hatte ihn aufgefangen.
    »Als ich Anfang der Woche da unten zusammengeklappt bin, wollte ich dir sagen, dass ich auch - schwul bin«, sagte David ruhig. »Ich hatte so einen Schiss, dass ich gedacht hab, ich müsste sterben. Irre, oder?«
    Merlin nickte.
    »Und alles nur, weil ich Angst hatte, du könntest mich auslachen oder es mir krumm nehmen, dass ich dich vorher angelogen habe.«
    Merlin dachte über diese Worte nach. Dann sagte er schließlich: »David?«
    »Ja?«
    »Ich - ich hab auch Angst, dass du - sauer auf mich bist.«
    »Warum?«
    »Ich hab dir nicht - die ganze Wahrheit gesagt.«
    David schwieg, streichelte aber weiter über Merlins Haar.
    »Ich hab dir doch gestern gesagt, dass ich da - jemanden hab, mit dem ich - ab und zu - also, du weißt schon.«
    »Ja«, sagte David und legte sich hin.
    Nach einer endlosen Zeit flüsterte Merlin endlich: »Es ist Paolo.«

    56

    Eine halbe Stunde später hupte es vor dem Haus. Merlin lief zum Fenster und sah hinaus.
    »Das ist er«, sagte er und drehte sich zu David um.
    David schluckte. Eigentlich wollte er aufspringen und auch zum Fenster rennen und sehen, wie dieser Christian aussah. Aber er zwang sich sitzen zu bleiben. Merlin hatte ihm gesagt, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Das änderte natürlich nichts an seiner Eifersucht, aber er wollte Merlin dennoch das Gefühl geben, dass er ihm vertraute. Tat er das wirklich? David wusste es nicht. Sie kannten sich kaum. Und dann war da diese Geschichte mit Paolo, die vollkommen irre wirkte. Dazu tauchte noch ein Kerl auf, der offenbar auf Merlin abfuhr und ihn jetzt mit zu sich nach Köln nahm. Das war alles ein wenig viel. Andererseits hatte Merlin ihm tatsächlich gesagt, dass er mit Paolo ein Verhältnis hatte. Er hatte ihm sein größtes Geheimnis anvertraut. Weshalb sollte er ihm da nicht trauen? Würde man jemandem sowas sagen, wenn man es nicht ernst meinte?
    Plötzlich stand Merlin vor ihm. Die Tasche hatte er sich schon über den Rücken geworfen.
    »Ich gehe jetzt«, sagte er. »Chris wartet.«
    Am liebsten wäre David aufgesprungen und hätte Merlin festgehalten. Aber er hielt sich zurück.
    »Verabschiedest du mich nicht?«, fragte Merlin leise.
    »Doch.« David stand auf und ging auf Merlin zu. Er hatte wieder seine Kontaktlinsen drin, um seine wunderschönen Augen zu verstecken. Vorsichtig legte er seine Arme um

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