Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
würden sie jetzt gemeinsam hier wohnen und er bräuchte sich nicht über den anderen Mist Sorgen machen. Wahrscheinlich wäre er schon viel früher ausgezogen, aber spätestens nach Paolos ersten Zudringlichkeiten. Nein, er wäre garantiert schon früher bei Christian gelandet. Plötzlich wanderten seine Gedanken immer wieder an den Punkt in seiner Erinnerung, an dem alles angefangen hatte schiefzugehen. Hätte er Paolo wirklich widerstanden, wenn er mit Christian eine Beziehung gehabt hätte? Nein, er wäre sicher gar nicht erst mit seiner Mutter zusammen in dieses Haus gezogen. Aber das war keine Antwort auf die Frage. Unerbittlich drängte sie sich wieder auf. Noch mal versuchte Merlin das Gedankenspiel abzulenken, doch es klappte nicht. Die Antwort tat weh: Ja, er hätte Paolo nicht widerstehen können. Irgendwas ging von diesem Mann aus, das ihn wehrlos machte.
    Endlich riss er sich von seinem Spiegelbild los. Mit einem Mal hatte er Angst vor sich selbst. Konnte er so überhaupt wieder nach Hause gehen? Mit dieser Erkenntnis war klar, dass er keine Chance hatte, oder? Er stürmte aus dem Badezimmer und rannte Christian um, der gerade aus der Küche kam.
    »Hey!«, rief Christian. »Was ist denn mit dir los?«
    »Hab meine Zahnbürste in der Tasche vergessen«, sagte Merlin.
    Christian folgte ihm langsam. Zweifelnd sah er ihn an. »Du hast doch irgendwas, oder?«
    Merlin schaute auf. Sein Gesicht brannte. »Was ist, wenn es einfach so weitergeht?«, fragte er unvermittelt. »Was, wenn ich einfach nicht stark genug bin, mich gegen Paolo durchzusetzen?«
    »Wenn es nicht klappt, kommst du einfach zurück«, sagte Christian. »Oder du bleibst gleich hier.«
    Merlin ließ sich auf die Couch fallen. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er lediglich das nasse Handtuch um seine Hüften hatte.
    »Aber wieso glaubst du, dass du dich nicht gegen Paolo wehren kannst?«, fragte Christian. »Ich meine, klar, er setzt dich ganz schön unter Druck, indem er von dir eine Entscheidung zwischen deiner Mutter und deinem Freund verlangt. Aber letztlich hast du doch das Ass im Ärmel, wenn du beiden die Wahrheit sagst.«
    Merlin nickte kaum merklich. Bei David hatte er es schon hinter sich und es war gar nicht so schlimm gewesen, wie er vermutet hatte. Aber das hieß nicht, dass es bei seiner Mutter genauso laufen würde. Also, das mal ganz sicher nicht, dachte er.
    »Würdest du es deiner Mutter sagen?«, fragte Merlin und kam sich jämmerlich vor.
    Christian nickte. »Ja, ich denke schon. Vor allem, wenn ich zu meiner Mutter so ein Verhältnis hätte, wie du zu deiner.«
    Merlin presste die Lippen aufeinander. Gut, damit war es wohl entschieden. Er wünschte sich so sehr, wieder in Davids Armen zu liegen und sich einfach wohl zu fühlen. Wenn die Erfüllung des Wunsches dieses Geständnis kostete, dann musste er den Preis wohl bezahlen.
    »Warum hat es zwischen uns beiden eigentlich nicht geklappt?«, fragte Merlin schließlich matt.
    »Ich weiß nicht«, sagte Christian.
    Wieder dachte Merlin daran, wieviel einfacher er es jetzt hätte, wenn ... Aber so war es nun mal nicht gekommen. Irgendwas hatte ihn damals von Christian abgehalten. Und auch jetzt fühlte er eindeutig, dass es mit ihnen nicht klappen würde. Christian war ein guter Freund, David war seine Liebe.
    »Billard?«, fragte Christian.
    Merlin nickte.

    68

    David sah auf die Uhr, er war fast zwei Stunden mit Selma beim Sport gewesen. Jetzt stand er verschwitzt vor der Haustür und atmete tief durch. Er konnte sich das Theater, das seine Mutter gleich veranstalten würde, schon denken. Wieso nahm sie das nur so persönlich? Wenn sie sich mit Selma nicht verstand, dann war das doch nicht sein Problem, oder?
    Leise schob er den Schlüssel ins Schloss und drückte die Tür auf. Wahrscheinlich konnte er sich die Mühe sparen. Wenn seine Mutter bereits auf ihn wartete, und das vermutete er stark, würde ihr nicht das noch so kleinste Geräusch entgehen. Doch als er wenige Augenblicke die Haustür von innen wieder schloss, keimte Hoffnung in ihm auf. Aus dem Wohnzimmer hörte er leise den Fernseher. Das schien ihm schon seltsam. Für normal sahen seine Eltern um diese Uhrzeit nicht fern. Eigentlich war jetzt eher die Zeit fürs Mittagessen. Aber dafür gab es keinerlei Anzeichen. Davids Brust verengte sich. Also würde er doch nicht um ein Gespräch mit seinen Eltern herumkommen. Seine Mutter würde sich auf ihn stürzen, sobald sie wusste, dass er wieder zurück war. Er schickte

Weitere Kostenlose Bücher