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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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Zahnarztstuhl dagegen verging wie im Flug. Die Spritze war nicht halb so schlimm, wie man es sich ausgemalt hatte, das Bohren merkte man gar nicht wirklich. Danach fühlte man sich aber wie ein neuer Mensch, weil man es geschafft hatte. Und jetzt gerade freute David sich auf diesen Moment, der nach dem Sturm kommen würde. Die Wogen würden sich irgendwann wieder glätten und das Wetter wieder verlässlicher werden. Besonders freute er sich auf den Augenblick, da er es Merlin sagen würde. Der würde sicher Augen machen, wenn David morgen mit den Neuigkeiten aufwartete. Auch wenn das noch lange nicht bedeutete, dass sie hier ungestört zusammen sein konnten, würde es für Merlin doch ein großes Zugeständnis sein. Er wäre ganz sicher kein Weichei mehr. Jemand, der seinen Eltern eine solche Wahrheit über sich erzählte, der hatte wohl eine der schlimmsten Prüfungen hinter sich, dachte David.
    Er drehte das Wasser ab und rubbelte sich trocken. Als er in seinem Zimmer vor dem Spiegelschrank stand, musterte er sich. War das ein Junge, der seinen Eltern sagen konnte, dass er schwul war? Die Angst stieg wieder in ihm hoch. Plötzlich wurde er nervös. Fahrig zog er sich eine Hose und ein Shirt an. Bevor er sein Zimmer verließ, atmete er noch ein paar mal durch. Irgendwie befürchtete er, dass er für immer hier stehen bleiben würde. Also zählte er leise von Zehn runter und ging bei Null los. Die Stufen knarrten unter seinen Schritten. Jetzt war es auf jeden Fall zu spät, sie hatten ihn gehört. Viel zu schnell ging er die letzten Stufen runter. Der Türrahmen zum Wohnzimmer schwebte an ihm vorbei und plötzlich stand er vor seinen Eltern, die wie gestern Abend zusammen auf dem Sofa saßen. Diesmal wirkten sie allerdings alles andere als entspannt.
    »Da bist du ja endlich«, sagte seine Mutter. »Setz dich bitte.«
    Sein Vater schaltete den Fernseher ab. Das Knistern der Bildröhre vermittelte eindrucksvoll den Wechsel. Jetzt galt die Konzentration seiner Eltern allein ihm. Sie schauten ihn beide an. Sein Vater mit Sorgenfalten auf der Stirn, seine Mutter immer noch erbost.
    »Deine Mutter macht sich sorgen«, fing sein Vater an und räusperte sich. Er machte eine lange Pause bevor er weitersprach. »Ich bekomme das ehrlich gesagt nicht so mit, aber sie ist der Meinung, dass du dich stark verändert hast, seit wir hier wohnen.«
    David schluckte. Was sollte er darauf antworten? Er zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein.«
    »Das ist auch so«, sagte seine Mutter schneidend. »Ich erkenne dich kaum wieder.«
    »Hanne, bitte.« Sein Vater bedeutete ihr, sich zurückzuhalten. Er richtete sich wieder an David. »Ich glaube, dass es vollkommen normal ist, dass man sich ab einem gewissen Alter verändert und weiterentwickelt. Ich finde es auch absolut normal, dass du eine Freundin hast, wie mir deine Mutter mitgeteilt hat, und deine ersten Erfahrungen sammelst.«
    David wurde rot. Bis jetzt klang das alles nicht so, als wüssten sie etwas.
    »Trotzdem macht sich deine Mutter sorgen, weil sie glaubt, dass du dich von diesem Nachbarsjungen beeinflussen lässt.«
    David klappte der Mund auf. Eigentlich wollte er sofort protestieren, aber ihm fehlten die Worte.
    »Ich habe dir jetzt mehrfach gesagt, dass ich diesen Merlin für keinen guten Umgang halte«, mischte sich seine Mutter wieder ein. »Es kommt mir einfach komisch vor, dass aus meinem lieben Jungen plötzlich jemand geworden ist, der mir widerspricht und mich regelrecht aus dem Zimmer wirft.« Sie schnappte nach Luft.
    »Hanne«, sagte sein Vater ruhig.
    »Nein, Ansgar, das muss gesagt werden!«, rief seine Mutter. Sofort richtete sie sich wieder an David. »Ich finde es seltsam, dass du mit dieser Frau zum Sport gehst, obwohl du weißt, dass ich dagegen bin. Überhaupt ist es nicht nachvollziehbar für mich, was du überhaupt bei diesen Leuten drüben willst. Hier ist dein Zuhause, David, nirgendwo sonst!«
    David schüttelte völlig überfordert den Kopf. »Ja, natürlich«, sagte er. »Ich - ich weiß gar nicht, was das alles soll. Ich meine, ich kann mir doch meine Freunde selbst aussuchen, oder?«
    »David, deine Mutter ist der Meinung, dass ...«
    »Ansgar«, sagte Hanne, »lass nur.«
    »Was denn?«, fragte David verwirrt.
    »Sag mir bitte, Schatz, wer war wirklich bei dir auf dem Zimmer gestern?« Seine Mutter sah ihn bittend an. »Sag mir bitte die Wahrheit. Sag mir, dass es nicht diese Frau war!« Ihre Stimme klang panisch und hallte in Davids Kopf

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