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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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erklären. Nach und nach kehrte die Normalität zurück und es fand wieder Matheunterricht statt. Merlin konnte sich aber nicht darauf konzentrieren. In seinem Kopf spielte sich immer wieder die Szene von gerade ab und er versuchte sich vorzustellen, wie sich David dabei gefühlt haben musste. Für ihn selbst war das alles kein Problem. Aber David hatte ihm nur kurz vorher zu verstehen gegeben, dass er ihr Privatleben aus der Schule raushalten wollte. Und dann sowas. Aus den Augenwinkeln betrachtete er Davids Gesicht. Er schien sich in der Tat auf Mathe zu konzentrieren.
    »Tut mir leid«, flüsterte Merlin.
    David sah ihn nur kurz an, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder zur Tafel. Ein paar Sekunden später sah er ihn aber nochmal an, und diesmal lächelte er ein wenig. Merlin fühlte sich erleichtert. Also nahm er es nicht ganz so schlimm, schloss er.
    Als ein paar Minuten später ein Briefchen von Linda geflogen kam, legte er einfach seine Hand darauf. Er wusste noch nicht, ob er sauer auf sie sein sollte. Im Grunde hatte er sich doch ganz tapfer geschlagen, auch wenn es natürlich besser gewesen wäre, wenn er erst gar nichts gesagt hätte. Aber Linda hatte sich trotzdem eingemischt und wie so oft alles schlimmer gemacht. Letztlich musste er sich aber eingestehen, dass er selbst ja auch gedacht hatte, Hürling würde ihn und David diskriminieren. Eigentlich hatte Linda richtig reagiert, oder?
    Er faltete den Zettel auf und las: An euch beide: Herzlichen Glückwunsch! Ein Lächeln schob sich auf sein Gesicht. Als er Linda ansah, zwinkerte sie ihm zu und zeigte mit dem Daumen nach oben. Er zwinkerte zurück und schob das Briefchen David zu. Auch er lächelte und wurde wieder rot.

    75

    Selma wachte mit Kopfschmerzen auf. Ihr Schädel fühlte sich an, als hätte sie eine ganze Flasche Wein getrunken. Dabei war alles, was sie gestern abend zu sich genommen hatte, Paolos Tee gewesen. Mit diesem Gedanken war sie auch gleich bei ihrem Problem. Natürlich war sie letztlich wieder vor dem unvermeidbaren Schritt, diese Beziehung endlich zu beenden, zurückgewichen. Paolo hatte sie berührt und war plötzlich wieder ganz der Alte gewesen. Trotzdem war nicht mehr daraus geworden, als ein enttäuschender Abend. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sie nur hinhielt. Fast schien es so, als wollte er diese Beziehung noch nicht beenden, weil der Zeitpunkt noch nicht stimmte. Ein böser Gedanke brachte sie auf die Idee, dass Paolo vielleicht eine Andere haben könnte und er sich erst von ihr trennen wollte, wenn die Affäre mit der Anderen wirklich ausbaufähig war. Selma lachte auf. Wann hatte sie zuletzt solche Gedanken gehabt? Das musste Jahre her sein. Eigentlich war sie in einem Alter, in welchem man über solchen Eifersuchtsvorstellungen stand. Allerdings schützte auch das weise Alter nicht vor dem Betrogenwerden, sagte sie sich und stand endlich auf. Sie brauchte dringend eine Kräutermischung gegen ihre Kopfschmerzen.
    Fünfzehn Minuten später stand sie vor dem Küchenfenster und nippte an ihrer Teetasse. Gleich würde das Drücken in ihren Schläfen nachlassen, sagte sie sich und beobachtete das Haus gegenüber. Sie trank noch einen Schluck und dachte an ihr Vorhaben, noch mal einen Neuanfang mit Davids Mutter zu versuchen. Natürlich wusste sie, dass ihr Wunschgedanke vollkommen utopisch war. Zwischen ihnen würde wahrscheinlich niemals eine Freundschaft bestehen. Aber sie fühlte sich verpflichtet, David ein wenig zu unterstützen. Und sicher würde es da nicht verkehrt sein, wenn sie seiner Mutter auch ein wenig half. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass diese Frau ihren Sohn fallen ließ, nur weil er auf Jungs stand. Aber eins wusste sie bestimmt: Davids Mutter würde es ihrem Sohn auf keinen Fall leicht machen - womit sie selbstverständlich gar nichts erreichen würde. Vielleicht konnte Selma ja dafür sorgen, dass die ganze Sache nicht zu sehr ausuferte.
    Sie stellte die leere Tasse ab und sah auf die Uhr. Eigentlich wollte sie schon längst unterwegs sein. Aber sie würde ihren Besuch im Fitnesscenter einfach nach hinten verschieben - und das Gespräch mit Paolo auf morgen. Dafür hatte sie heute schlicht keine Kraft. Sie lächelte über sich selbst. Das war mal wieder typisch. Den anderen gab sie tolle Ratschläge, aber bei sich selbst versagte sie wie immer auf ganzer Linie. Aber letztlich war es ihr wichtiger, dass David es nacher nicht allzu schwer hatte. Ihre eigenen

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