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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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»Dein Sohn hat ihn auf diese - Ideen gebracht!«
    Selma hielt still. Sie durfte nichts sagen, so sehr es sie auch verlangte, gleich dagegenzusetzen.
    Hanne erzählte weiter und ließ ihre Wut raus. Nach einer Weile hatte sie sich schließlich wieder unter Kontrolle. Ihre Fäuste öffneten sich, sie ließ ihre Rüstung fallen.
    Selma stach zu. »Glaubst du wirklich, dass Merlin was gegen Davids Willen mit ihm anstellen könnte?«, fragte sie leise.
    »Warum nicht?« Hannes Augen funkelten noch immer.
    Selma nickte. »Warum kommt er dann freiwillig zu Merlin rüber?«
    Hanne holte hilflos Luft, aber ihr fehlten die Worte. Still saß sie auf ihrem Stuhl und betrachtete die Tasse vor sich. Hastig nahm sie einen Schluck von dem Tee, den sie noch gar nicht angerührt hatte.
    »Wie konnte das nur passieren?«, sagte sie anschließend mehr zu sich selbst als zu Selma. »Da stimmt was nicht«, fügte sie noch an.
    »Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du, dass es eigentlich nicht unvorbereitet kommt«, sagte Selma sanft und legte ihre Hand auf die von Hanne.
    Hanne schüttelte den Kopf. »Es ist nur eine Phase!« Ihre Stimme klang nun fast trotzig.
    »Du musst der Wahrheit ins Gesicht sehen, Hanne. Belüg dich nicht selbst! Du nimmst dir Zeit, die dir irgendwann fehlt. Und vielleicht hast du dir und David schon mehr Zeit genommen, als gut ist.«
    »Ach, was weißt du schon«, sagte Hanne und zog ihre Hand weg. Aber die Abwehr klang alles andere als überzeugt.
    »Lass ihn endlich seinen Weg gehen und mach es euch nicht unnötig schwer.«
    Hanne sah sie mit Tränen in den Augen an. »Das sagst du so einfach.«
    »Ja, das sage ich einfach, aber leicht war es auch für mich nicht.« Selma nickte sachte. »Manchmal tat es ganz schön weh. Aber letztlich kann ich keinen Menschen dazu zwingen, nach meinen Vorstellungen zu leben, nur damit meine Wünsche erfüllt werden. Jeder hat seine eigenen Ziele, Hanne.«
    Hanne nickte, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel.

    76

    David war der Erste, der den Klassenraum mit dem Läuten der Schulglocke verließ. Er hatte keine Lust, den Blicken der anderen standhalten zu müssen. Aber als er den Flur betrat, der sich gleichmäßig mit Schülern füllte, wusste er, dass er diesen Blicken nicht entkommen würde. Noch waren all diese Schüler ahnungslos, aber es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie von den Neuigkeiten erfuhren. Er spürte einen Panikanfall aufkommen. Sein Gesicht wurde plötzlich heiß und er schwitzte unter den Armen. Genau wie vorhin, nachdem er mit Merlin in den Klassenraum gekommen war. Mit jedem Wort, das sein Freund von sich gegeben hatte, hatte das Gefühl in ihm zugenommen, aus dem Fenster springen zu müssen, um dieser Peinlichkeit zu entkommen. Aber am Ende war doch noch alles irgendwie in Wohlgefallen umgeschlagen - na, zumindest in Gleichgültigkeit. Für den Rest der Mathestunde hatte ihn niemand mehr komisch angesehen und fast fühlte er sich wohl bei dem Gedanken, dass es alle wussten, sich aber offenbar niemand daran störte. Aber natürlich hatte sich nach Lindas Aufstand und Hürlings Rede niemand mehr getraut, etwas Diskriminierendes in den Raum zu werfen. Das hieß aber nicht, dass da nichts nachkommen würde.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Merlin plötzlich neben ihm. Seine Hand hielt ihn am Arm. David schüttelte sie ab.
    »Ja«, log er. In Wahrheit fühlte er sich aber alles andere als in Ordnung. Am liebsten würde er jetzt nach Hause gehen und sich in seinem Bett verkriechen. Doch da war er auch nicht in Sicherheit. Da wartete seine Mutter mit ihren Fragen und dem vorwurfsvollen Ausdruck auf dem Gesicht.
    Merlin sah ein wenig betreten aus. »Ich - ich wollte nur sagen, dass das vorhin richtige Scheiße von mir war.«
    »Ja«, sagte David noch mal und meinte es diesmal wirklich so. »Aber«, fügte er an, »du kannst ja nichts dafür. Ich meine, Hürling hat ja diese Anspielung gemacht.«
    »Glaubt ihr, der hat wirklich nur das Zuspätkommen gemeint?«
    Sie drehten sich um und sahen in das kampflustige Gesicht von Linda.
    »Also ich nehme ihm das nicht ab!«
    »Hey!«, sagte Merlin und lachte. »Du belauscht unser Gespräch!«
    »Oh«, machte Linda. »Ich dachte ...«
    »Schon gut«, unterbrach David ihre Entschuldigung. »Ich fänd's nur - schön, wenn wir vielleicht rausgehen könnten. Hier sind mir zu viele Leute.«
    Kurz darauf standen sie auf dem Schulhof. Linda grinste sie beide an. »Also, was denkt ihr, Jungs?«
    »Ich glaube, du

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