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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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der Auserwählte war, der es streicheln und küssen durfte. Der Gedanke, dass ihn jemand wirklich liebte, kam ihm so fremd und absurd vor. Aber Merlin würde wohl kaum mit ihm in einem Bett schlafen, wenn es nicht so wäre, oder? Völlig unvorbereitet schlich sich ein gemeiner Gedankengang ein: Wenn er mit Paolo schlief ohne ihn zu lieben, dann konnte er es bei ihm doch auch. Konnte er Merlin wirklich glauben, dass es bei ihm anders war? Das alles fühlte sich viel zu schön an, als dass es wahr sein konnte. Vorsichtig drehte er sich von Merlin ab und warf einen Blick auf die Uhr. Augenblicklich durchfuhr ihn ein Schreck. Es war bereits zwanzig vor acht.
    »Merlin?«, sagte er, während er sich wieder umdrehte und seinen Freund wachrüttelte.
    »Hmm?«, machte der und blinzelte verschlafen.
    »Wir müssen zur Schule. Du hast vergessen, den Wecker zu stellen.«
    »Vergessen«, bestätigte Merlin knapp und drehte sich wieder um.
    »Hey, du willst doch wohl jetzt nicht weiterschlafen?«
    »Warum nicht?«, murmelte er. »Ich hab dich die halbe Nacht angeschaut, ich bin müde.«
    David war bereits aus dem Bett gesprungen und zog sich seine Hose an. Doch bei diesen Worten hielt er einen Moment inne.
    »Du hast mich beobachtet?« Er dachte sofort daran, dass er noch vor wenigen Augenblicken nichts anderes gemacht hatte. Aber das erschien ihm doch etwas vollkommen anderes zu sein. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es für Merlin genauso spannend war, ihn anzusehen.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Merlin und sah ihn belustigt an. »Da hab ich mir gedacht, schau ich mir doch mal denjenigen an, der dafür verantwortlich ist.«
    »Arsch«, sagte David und lachte. »Du willst wirklich zu spät kommen?«
    Merlin überlegte kurz. »Nein«, rief er schließlich und stand auf. Lediglich in Unterhose streckte er sich und gähnte herzhaft. David sah ihm dabei zu und verspürte den Drang, sich einfach gegen ihn zu werfen und sich mit ihm zusammen wieder ins Bett fallen zu lassen.
    »Treffen wir uns gleich unten?«, fragte Merlin plötzlich. Er machte ein besorgtes Gesicht.
    Erst jetzt dachte David daran, dass er noch rüber musste, um seine Sachen zu holen. Außerdem wäre es sicher angebracht, sich kurz zu duschen und ein paar frische Klamotten anzuziehen.
    »Ja«, sagte er matt. »Ich muss mich jetzt aber beeilen, damit nicht ich derjenige bin, der zu spät kommt.«
    »Dann mal los«, sagte Merlin, kam auf ihn zu und hielt ihn fest. »Ich hab zwar nicht viel geschlafen, aber es war trotzdem schön.« Er gab ihm einen Kuss.
    David spürte sofort, wie sich seine Laune wieder hob. Alles schien so viel einfacher, wenn Merlin in seiner Nähe war. Irgendwie rutschte in seiner Gegenwart alles andere in den Hintergrund. Dann riss er sich endlich los und stürmte aus dem Zimmer. Fast befürchtete er schon, dass er Paolo über den Weg laufen würde, aber das Haus lag vollkommen still da. Selma schlief wohl noch und Paolo war sicher längst aus dem Haus.
    Als David drüben die Haustür aufschloss, wusste er bereits, dass seine Mutter ihn aus der Küche heraus gesehen hatte. Er atmete tief durch und betrat den Flur. Seine Mutter sah ihn aber nicht mal an. Sie tat so, als wäre sie mit etwas beschäftigt und würde ihn gar nicht bemerken. Schnell lief David die Treppen hinauf, um sich zu duschen. Zehn Minuten später kam er wieder aus dem Bad raus und sprang in frische Anziehsachen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er auf jeden Fall zu spät kommen würde. Trotzdem beeilte er sich.
    »Guten Morgen«, sagte seine Mutter kalt, als er gerade wieder rausstürmen wollte.
    David blieb stehen und sah sie an. In ihrem Gesicht spiegelte sich Abscheu. »Morgen«, murmelte er. Ihm war natürlich klar, dass seine Mutter ihn überhaupt nur angesprochen hatte, damit sie ihn zum Reden brachte. Aber was sollte er ihr sagen? Was sie wissen konnte, wusste sie bereits, und er hatte sicher keine Lust, alles noch mal zu sagen, nur damit sie es auch aus seinem Mund hörte.
    »Du kommst zu spät zur Schule«, sagte sie schließlich vorwurfsvoll. »Vielleicht solltest du heute doch besser wieder in deinem eigenen Bett schlafen.«
    Damit war klar, dass sie ihn beobachtet hatte, dachte David. Sie wollte, dass er auf ihre Anspielung reagierte. Aber den Gefallen würde er ihr nicht tun.
    »Ich muss los«, sagte David nur und öffnete die Tür. Einen Augenblick zögerte er noch, aber seine Mutter antwortete nicht mehr. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Schnell

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