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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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ein wenig lächeln über seine Worte. Aber David fand sie offenbar nicht albern. Er drehte sich ihm wieder zu und sah ihm in die Augen.
    »Weißt du was ich vermisse?«, frage er.
    Merlin schluckte. »Nein.« In seinem Kopf rasten tausend Möglichkeiten durcheinander. Wie konnte er in einem solch perfekten Moment etwas vermissen? Wie konnte er sich selbst so gut fühlen, wenn doch für David irgendwas fehlte?
    »Ich vermisse das Meer«, sagte David schließlich. »Oben in Hamburg ist man nicht wirklich weit davon entfernt. Man muss eine Stunde fahren und kann in die unendliche Weite schauen. Das ist ein beruhigendes Gefühl.«
    Merlin nickte, obwohl er nicht wirklich etwas mit dem Meer anfangen konnte. Für ihn war das eher ein Wort, als irgendetwas, das es wirklich gab.
    David flüsterte: »Wenn ich in deine Augen schaue, sehe ich das Meer.«
    Merlin schluckte wieder. Diesmal fiel es ihm schwerer.
    »Manchmal, wenn die Sonne scheint und der Himmel richtig schön blau ist, wirkt das Meer wunderschön blaugrün. Der Himmel spiegelt sich im Wasser und gibt seine Farbe ab und die Algen sorgen für den Grünstich. Dazu eine schöne Brise, ein wenig stärker als jetzt, und Sand unter den Füßen.« David streichelte ihm über den Arm und zupfte an seinem Shirt. »Das ist das Einzige, was ich wirklich vermisse. Aber ich habe es ja hier, ich brauche dich nur ansehen und kann in deinen Augen schwimmen.«
    Plötzlich drang ein Kichern in Merlin hoch und er bemerkte es zu spät, um es noch zurückhalten zu können.
    Auch David begann zu grinsen. »Entschuldige«, sagte er und drehte sich verlegen weg.
    »Nein«, sagte Merlin schnell.
    »Schon gut.« David wehrte ab. »Ich - ich weiß auch nicht ...« Hilflos sah er sich um.
    Merlin schloss die Augen. Er war ein solcher Idiot! Warum musste er ausgerechnet in diesem Moment anfangen zu lachen?
    »David?«, sagte er leise und öffnete seine Augen wieder.
    David drehte sich zu ihm um.
    Merlin wusste nicht, was er sagen sollte. Es tat ihm einfach nur weh, dass er diesen Augenblick kaputt gemacht hatte. Nur weil er so kindisch war und ... Er dachte wieder an die Worte. Sie wahren so aufrichtig und rein über Davids Lippen gekommen. Er hatte ihn in sich hineinschauen lassen. Und Merlin hatte das gesehen, wovor er sich wohl am meisten fürchtete: Zerbrechlichkeit. Es waren die sanften Töne, die man am liebsten mochte, die man aber meist ganz bewusst überhörte. Nicht zuletzt hatte er auch einen Teil von sich selbst in David wiedergefunden.
    »Das - das war das schönste Kompliment, dass ich je bekommen habe«, sagte er plötzlich und seine Stimme klang belegt. Er schluckte wieder. »Ich bin nicht besonders gut darin, Komplimente zu bekommen. Ich - ich bin einfach ein riesen Arschloch, okay?«
    Jetzt trat David an ihn heran. »Manchmal kann Liebe ganz schön peinlich werden, was?«
    Merlin spürte seinen heißen Atem auf der Oberlippe. Sie schwiegen eine Weile.
    Dann fügte David an: »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sowas Schmalziges von mir gebe. Aber ich fühle es so.«
    Langsam streckte Merlin seinen Kopf vor. Diesmal wich David nicht zurück. Ihre Lippen berührten sich sanft, während der laue Sommerwind ihre Haare zauste.
    Es blieb bei den Lippen. Nichts Großartiges. Nur ein kleiner Kuss zwischen grüner Wiese und blauem Himmel, dessen einzige Zeugin die Sonne war. Merlin ließ die Augen geschlossen. Er wollte nicht, dass es vorbeiging. Diese zarte Berührung hier draußen schien ihm so viel mehr wert, als die anderen Küsse, die sie schon ausgetauscht hatten. Also hielt er weiter Davids Hand und wartete, dass er ihn wieder spürte. Aber da kam nichts. Trotzdem verharrte er weiter, versuchte diesen Moment in sein Gedächtnis zu bannen.
    »Hey«, sagte David schließlich. »Ich will das Meer sehen.« Dann lachte er.
    Merlin öffnete die Augen und lachte mit. »Du bist echt ein Aas, jetzt machst du dich auch noch über mich lustig!«
    »Gleiches Recht für alle, oder?« David ließ ihn los und rannte auf den Weg zu, der sie nach oben zur Straße führte.
    Für einen Moment blieb Merlin noch stehen und sah sich um. Dann stellte er fest, dass sich der Park tatsächlich auch äußerlich verändert hatte, nun da David nicht mehr bei ihm war. Schon bemerkenswert, was einem die Liebe so alles glauben lassen konnte, dachte er und lief los.
    David hatte sich an den Stamm der Trauerweide gelehnt und wartete auf ihn. Er grinste. »Verdammt romantisch hier.«
    Als Merlin neben ihm

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