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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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das dann noch für wahr nehmen?
    »Das heißt doch nichts«, entgegnete er aufbrausend. »Dann ist er halt gerannt.«
    »Warum regst du dich so auf?«
    Merlin schwieg. Mit dieser Frage brachte sie ihn vollkommen ins Trudeln. Ja, warum war er so aufgebracht?
    »Ich - ich ...«, sagte er, kam aber nicht weiter.
    »Vielleicht mache ich mir da ja vollkommen unbegründet Gedanken, aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass da irgendwas nicht stimmt.« In ihren Augen lag Verwirrung. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich sollte mich wahrscheinlich besser aus allem raushalten. Das hat seine Mutter mir vorhin auch gesagt, als ich mich nach David erkundigt habe.« Sie nahm ihren Tee und trank ein paar Schlucke.
    »Ich mag David«, sagte Selma nach einer Weile. »Ich will nicht, dass ihr euch irgendwie weh tut, das ist alles.«
    Merlin guckte ihr geradewegs in die Augen. In ihrem Blick las er, dass sie etwas ahnte. Sie würde nicht so einfach aufgeben. Die Sache war ihr zu wichtig.
    »Aber ihr bekommt das schon hin«, sagte sie schließlich und stellte die leere Tasse mit einer Gleichgültigkeit ab, die ihre Aussage noch unterstreichen sollte. Merlin nahm sie ihr aber nicht ab.
    »Ich werde jetzt mal rübergehen.« Seine Stimme kam ihm lahm vor.
    »Merlin?«, fragte sie noch schnell. »Was hast du mit Paolo besprochen?«
    Merlin ging blitzschnell einige Möglichkeiten durch. Dann entschied er sich für eine Ausrede, die ihm günstig schien: »Ich habe ihn gefragt, warum er nicht mir einen Nebenjob angeboten hat.«
    »Und?«
    Kurz kam Merlin ins Schwimmen, fand aber gleich darauf eine passende Antwort. »Ich glaube, er will mich nicht so gern im Büro haben. Wegen Familie und Arbeit und so.«
    Sie nickte.
    Merlin ging hoch und ließ sich erschöpft auf sein Bett fallen. Er dachte darüber nach, dass er gerade wieder die Möglichkeit gehabt hatte, mit seiner Mutter über alles zu sprechen. Aber er hatte die Gelegenheit wiedermal nicht wahrgenommen. Dabei war ihm jetzt erst recht klar, dass sie irgendwann von selbst darauf kommen musste, was natürlich noch schlechter aussehen würde. Schnell schaltete er um auf David. Er ließ sich die Worte seiner Mutter noch mal durch den Kopf gehen. Dass sie dachte, er hätte indirekt mit Davids Unfall zu tun, verletzte ihn. Natürlich war David sicher enttäuscht gewesen, dass Paolo ihn wiedermal hinauskomplimentiert hatte. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er deshalb vor ein Auto rennen musste. Anders sähe es vielleicht aus, wenn David die Sache zwischen ihm und Paolo mitbekommen hätte. Dann könnte man ihm sicherlich eine Mitschuld anrechnen, aber ... Er hielt seine Gedanken an. Eiskalt erwischte ihn die Erkenntnis: David wusste es!

    89

    Er war tatsächlich noch mal eingeschlafen, stellte David überrascht fest, während er sich die brennenden Augen rieb. Blinzelnd versuchte er die Uhrzeit auf seinem Wecker zu erkennen. Irgendwas mit fünfzehn Uhr. Vorsichtig richtete er sich auf. Seine Kopfschmerzen waren nur noch ganz leicht zu spüren. Unschlüssig saß er im Bett. Vor über einer Stunde hätte er eigentlich Schulschluss gehabt. Er dachte an Merlin. Irgendwie hatte er erwartet, dass Merlin nach der Schule zumindest kurz rüberkommen würde, um ihn zu sehen. Enttäuscht stand er auf und spähte zu ihm hinüber. Merlin saß an seinem Schreibtisch und schrieb wieder irgendwas. Selma musste ihm doch gesagt haben, was passiert war, dachte er. Seine Enttäuschung wuchs. Oder hatte seine Mutter ihn nicht zu ihm gelassen? Immerhin hatte er geschlafen und nach gestern Abend konnte er sich gut vorstellen, wie sie mit Merlin umgehen würde, wenn er ihm zu nahe kommen wollte. Langsam zog er seine Schuhe an und verließ sein Zimmer. Er versuchte, die Treppe so leise wie möglich hinunterzugehen, damit seine Mutter nicht gleich einen Anfall bekam, dass er sich überhaupt noch frei bewegte. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
    »David!«, rief sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Bleib doch oben! Willst du irgendwas haben?«
    »Nein«, antwortete David. »Danke.« Er fragte sich, ob sie tatsächlich dachte, dass er die ganze Zeit in seinem Zimmer bleiben würde, bis sie ihrgendwann befand, dass er genesen war. Nein, das würde er auf keinen Fall.
    »Willst du dich ein wenig auf die Terrasse legen?«, fragte sie und sah ihn erwartungsvoll an. »Ich mache dir was zu essen.«
    »Mam, ich gehe rüber zu Merlin.« In Gedanken schloss er die Augen. Sein Körper verspannte

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