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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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Trotzdem empfand er plötzlich auch eine angenehme Vertrautheit. Die Wärme, die durch das Shirt auf seine Haut drang, breitete sich tröstend über seinen Körper aus. Aber es war noch immer dieselbe Hand, die auch Merlin berührt hatte - und Selma. David wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Seine Gefühle purzelten wild durcheinander. Erleichtert registrierte er, dass Paolo seine Hand wieder an sich nahm und der Aufzug hielt.
    »Du kannst doch telefonieren, oder?«, fragte Paolo.
    David atmete erst mal tief durch, als er auf den Flur trat. Dann sagte er: »Ich denke schon.«
    »Schön, dann haben wir vielleicht noch eine weitere Einsatzmöglichkeit für dich.« Paolo zwinkerte ihm zu. »Es soll ja auch nicht langweilig werden, was?«
    »Nein«, murmelte David und folgte Paolo in ein großes Call-Center. Überall saßen Telefonisten mit Headsets auf dem Kopf und schauten konzentriert auf die beiden Monitore, die sie vor sich stehen hatten, während sie mit irgendwelchen Leuten sprachen.
    »Das wird dann dein zukünftiger Arbeitsplatz sein«, sagte Paolo und sah ihn stolz an. »Aber keine Angst, deine Aufgabe wird für den Anfang wohl ganz normale Postbearbeitung sein, nichts Wildes.«
    David wollte sofort etwas fragen, aber Paolo ging schon weiter.
    »Das alles erklärt man dir schon früh genug. Ich denke, ich zeige dir erst mal den Arbeitsplatz deines Vaters und dann kümmern wir uns um den Vertrag.« Paolo lächelte ihm bei diesen Worten über die Schulter hinweg zu.
    David folgte ihm einfach. Er wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass das alles viel zu schnell ablief, dass es letztlich gar nicht um ihn, sondern um etwas ganz anderes ging.
    »Hier arbeitet dein Vater.« Paolo blieb abrupt stehen und deutete auf eine Art Glaskasten.
    David schluckte. Sein Vater arbeitete sozusagen in einem gläsernen Käfig. Zwei Männer saßen bei ihm und sie sprachen über etwas. Vorsichtig ging David zu der Glastür und blieb stehen. Es schien fast, als sei sein Vater zu beschäftigt, um ihn zu bemerken, aber dann sah er plötzlich zu ihm raus und ... Der Gesichtsausdruck, erst Überraschung, dann Erschrecken, warf David aus der Bahn. Hatte er denn wirklich etwas anderes erwartet?
    Sein Vater gab den Männern ein Zeichen und eilte zur Tür.
    »David! Was machst du denn hier? Ich habe jetzt gerade keine ...«
    »Er schaut sich ein wenig um«, fuhr Paolo dazwischen.
    Sein Vater sah verwirrt zwischen Paolo und ihm hin und her. David fühlte sich mit einem Mal richtig schlecht.
    »Mam hat gesagt, dass ihr euch überlegt habt, dass ich vielleicht hier arbeiten kann«, sagte David schnell, um sich zu erklären.
    »Ach«, machte sein Vater nur. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich muss jetzt wieder rein, ich habe ein wichtiges Gespräch.« Ein wenig zerstreut griff er neben die Türklinke, korrigierte sich schnell und schob dann die Glastür wieder ins Schloss.
    David hörte noch, wie sein Vater sich bei seinen Gesprächspartnern für die Störung entschuldigte und wieder zum Tagesgeschäft überging.
    »Daran wirst du dich gewöhnen müssen«, sagte Paolo. »Die Geschäftsführung hat eigentlich immer und überall wichtige Gespräche und für nichts anderes Zeit.«
    David hörte den leicht spöttischen Tonfall aus der Bemerkung heraus. Es ärgerte ihn, dass Paolo seinen Vater schlechtmachte. Aber er unterdrückte das Verlangen, dagegen anzugehen. Wenn er den Job hier haben wollte, dann durfte er sich wohl nicht an solchen Spitzen stören.
    »Ich zeige dir jetzt mein Büro. Ich denke mal, dass dich der Vertrag eh am meisten interessiert.« Paolo stolzierte auf eine geschlossene, weiße Tür zu.
    David blieb verdutzt stehen. Irgendwie hatte er erwartet, dass Paolo ebenso wie sein Vater in einem gut einsehbaren Büro sitzen würde. Aber offenbar war sein Vater der einzige, der in einem solchen Glaskäfig sitzen musste. Sogar die Sekretärinnen hatten einigermaßen abgeschlossene Räume.
    Unschlüssig folgte David Paolo in dessen Büro.
    »Komm, setz dich«, sagte Paolo.
    David fühlte sich unwohl. Der Raum war komplett von den anderen Büroräumlichkeiten abgeschlossen. Niemand würde sie sehen können, wenn er jetzt die Tür schloss. Während sein Vater sozusagen auf dem Präsentierteller saß, hatte Paolo hier sein eigenes Reich.
    Paolo zog ihn rein und schloss die Tür. »Willst du dich nicht setzen?«
    David zögerte. »Doch, aber ...« Er blieb stehen.
    »Aber?«, fragte Paolo und sah ihn durchdringend an. »Du hast

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