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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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zusammensetzen und über die Sache reden.«
    David schluckte. Fast hätte er gefragt, worüber sie schon großartig reden sollten. Aber er verkniff sich die Frage im letzten Moment. Seine Mutter machte ihm ein Angebot und das sollte er auf keinen Fall ausschlagen. Der Gedanke an ein ernsthaftes Gespräch mit seinen Eltern über etwaige sexuelle Verfehlungen und sein Verhalten gegenüber seiner Mutter wurde dadurch nicht schöner, aber zumindest musste er sich jetzt im Vorfeld nicht damit auseinandersetzen. Also nickte er nur.
    »Wieso willst du eigentlich zur Schule?«, fragte seine Mutter, während sie ihm das Frühstück einpackte.
    »Warum nicht?« David zuckte mit den Achseln und tat so, als hätte er wirklich keinen bestimmten Grund.
    »Ach, ich dachte nur, dass so ein paar Tage zusätzliche Freizeit sicher verlockend sein müssten. Also andere Kinder hätten sich bestimmt nicht freiwillig aus dem Bett gequält.«
    David traute wieder seinen Ohren nicht. ›Andere Kinder!‹ Typisch für seine Mutter, dass er noch als Kind zählte. Er dachte kurz daran, ihr einfach zu sagen, dass er nicht zu Hause bleiben wollte, weil sie ja schließlich noch hier war. Aber das erschien ihm doch zu gemein. Sie gab sich offensichtlich Mühe. Trotzdem traute David dem Frieden nicht.
    »Ich dachte, ich könnte vielleicht noch mal mit Merlin sprechen«, antwortete er schließlich. Damit würde er seine Mutter schon aus der Reserve locken.
    »Oh«, machte sie und drehte sich zu ihm um. »Ich glaube, da kannst du gleich zu Hause bleiben.«
    »Wieso?«, fragte er vollkommen verblüfft. Was wusste sie, was er nicht wusste?
    »Ich glaube, unsere Nachbarn sind heute morgen ausgezogen. Zumindest ein Teil.« Sie legte eine Miene des Bedauerns auf, was David ihr aber nicht abnahm.
    Das war es also! Sie musste sich nicht allein darauf verlassen, dass Davids Beziehung zu Merlin unter einem schlechten Stern stand, sondern sie hatte sogar die Gewissheit, dass sie sich vorerst nicht mehr so oft sehen würden. Aber, woher wusste sie das alles?
    »Woher ...«, begann er, bekam die Frage aber nicht heraus.
    »Diese Selma wurde heute morgen abgeholt. Berliner Kennzeichen. Und so wie es aussah, hat sie nicht nur Gepäck für einen Urlaub mitgenommen. Es tut mir leid.« Sie konnte trotzdem ein zartes Lächeln nicht verhindern.
    »Und Merlin?«, fragte David ungläubig. »Er muss doch noch zur Schule hier!«
    Seine Mutter zuckte mit den Achseln. »Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich glaube kaum, dass seine Mutter ihn hier zurücklässt - bei diesem Mann.«
    David konnte das alles nicht so schnell verarbeiten. Selma war heute morgen nach Berlin gegangen? Und Merlin war nicht dabei? Er konnte sich das natürlich ganz gut vorstellen, immerhin hatte Selma doch allen Grund, sich gegen Merlin zu entscheiden. Aber würde sie das tatsächlich tun? David schüttelte unbewusst den Kopf. Nein, sie würde ihn bestimmt mitnehmen. Nur dass ihm diese Erkenntnis noch weniger gefiel. Berlin! Vielleicht hatte sich seine Mutter ja auch nur vertan und es war ein Kennzeichen aus Bonn.
    »Hier, dein Frühstück«, sagte sie und reichte ihm zwei Plastikdosen. »Ich bin mir sicher, es ist so das Beste für alle. Du kannst dich doch viel besser auf die Schule konzentrieren, wenn dieser Merlin nicht immer neben dir sitzt und ...«
    »Du hast noch immer keine Ahnung, oder?«, fragte David grimmig.
    Seine Mutter sah ihn prüfend an. Dann antwortete sie: »Oh doch, ich habe eine Menge Ahnung. Und ich weiß, dass es das Beste für dich ist.«
    »Darüber können wir dann ja auch noch mal reden, wenn wir unser Familienkreuzverhör veranstalten«, sagte David.
    Seine Mutter wollte noch etwas erwidern, aber David drehte sich einfach um und ging. Er wollte jetzt keine Diskussion. Er wollte nur Merlin.

    109

    »Hey, willst du nicht mal langsam aufstehen?«
    Merlin kniff die ohnehin noch geschlossenen Augen zusammen, bevor er blinzelte, um zu sehen, wer da mit ihm sprach. Es war Christian.
    »Man, du siehst fertig aus«, sagte der gerade und lachte. »Am Besten du verschwindest gleich mal ins Bad und - ähm, badest möglichst lange.«
    Zerknirscht erhob sich Merlin aus seiner ungemütlichen Lage. Sein Körper war total verspannt. Aber immerhin wachte er nicht zu Hause auf. Wahrscheinlich hätte er auch nackt auf irgendeiner Verkehrsinsel geschlafen, nur um nicht nach diesem grauenvollen Tag bei seiner Mutter und Paolo aufzuwachen.
    »Ich glaub, ich mach dir besser mal einen Kaffe,

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