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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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würde, auch wenn seine Mutter ihn deutlich verunsichert hatte.
    Als er aber später an seinem Platz saß und Merlin weder in der ersten noch in der zweiten Stunde auftauchte, musste er sich eingestehen, dass seine Mutter wohl doch recht hatte. Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, wie Merlin den Schulwechsel so ohne weiteres vollziehen wollte. Oder hatte er etwa vor, gar nicht mehr zur Schule zu gehen? Immerhin sagten die Lehrer doch andauernd, dass man nicht mehr verpflichtend zur Schule ging, sondern nunmehr freiwillig. Konnte man da einfach so mir nichts dir nichts aufhören? David wollte es nicht glauben. Er musste Merlin noch mal wiedersehen. Aber er hatte nicht mal seine Telefonnummer.
    Der Pausengong sorgte heute weder für Freude noch Erleichterung bei David. Die anderen Schüler packten schnell ihren Kram zusammen und liefen hinaus. David fiel auf, dass er seine Bücher nicht mal ausgepackt hatte. Also nahm er seine Tasche und schob sich einfach zu den anderen. Völlig desinteressiert ließ er sich von ihnen auf den Schulhof spülen, wo er orientierungslos in der Sonne stehen blieb und nicht wusste, was er nun machen sollte.
    »Hey, wo ist denn dein Schatzi?«, fragte Jan und grinste ihn dumm von der Seite an.
    David beschloss, nicht darauf zu reagieren. Doch Jan schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, jetzt ein Gespräch mit ihm führen zu müssen.
    »Ich wollte nur sagen, dass mir das im Grunde egal ist mit euch. Ich meine, toll, dann seid ihr halt schwul. Solange ihr mich nicht anmacht, ist doch alles okay.«
    David sah Jan ernst an. Wie konnte dieser Hampelmann nur andauernd so einen Mist daherlabern? Wenn man es genau betrachtete, konnte Jan mühelos als superschwul durchgehen mit seinen trendig gestylten Haaren und den Klamotten im Retrostyle. Aber David beschloss ihn deswegen nicht aufzuziehen. Sollte er doch machen und denken, was er für richtig hielt.
    »Bist heute wohl nicht so gesprächig, was?«, fragte Jan unsicher.
    »Könnte hinkommen«, meinte David und ließ den Klassenclown stehen.
    »Man, was wollte der denn schon wieder?«
    David drehte sich zur Seite und sah Linda, die sich ihm angeschlossen hatte.
    »Keine Ahnung«, murmelte er.
    »Wahrscheinlich hat er sich in dich verschossen oder was. Echt schlimm! Ich sag dir, wenn der nicht schwul ist, dann lass ich mich piercen!«
    David konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
    »Was ist? Findest du, das steht mir nicht?« Linda setzte ein freches Grinsen auf. »Muss ja nicht gleich für alle sichtbar sein. Gibt ja ein paar Stellen, die ein wenig geheimer sind.« Sie zwinkerte.
    »Und was macht das nun für einen Sinn, sowas zu wetten, wenn du eh vorhast, dich durchlöchern zu lassen?«
    Lindas Grinsen wurde noch breiter. »Was macht ein Piercing für einen Sinn?«
    David zuckte mit den Achseln.
    »Na siehst du, dann passt doch wieder alles zusammen«, sagte sie und lachte laut. Dann wurde sie plötzlich vertraulich: »Sag mal, weißt du was mit Merlin los ist?«
    David schluckte. Natürlich, Linda redete mit ihm, damit sie etwas über Merlin herausbekam. Wahrscheinlich hatte er ihr schon längst alles erzählt und sie wollte nun prüfen, inwieweit er damit zu tun hatte. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe eine voll komische SMS von ihm bekommen.« Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und hielt es ihm vor die Nase. David blinzelte. Aufgrund der Sonneneinstrahlung konnte er nichts auf dem Display erkennen.
    »Er schreibt«, fing Linda an zu erklären, »dass er erst mal eine Zeit lang bei Christian leben wird.« Sie sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an. »Wer ist dieser Christian überhaupt?«
    »Wohl einer seiner Freunde«, sagte David so belanglos wie möglich. »Ich kenne ihn jedenfalls nicht.«
    »Was ist passiert?«, fragte Linda. »Bei euch stimmt doch was nicht.«
    David wusste nicht, was er sagen sollte. Vor allem wusste er nicht, wie viel Linda wusste, und ob sie überhaupt etwas wissen sollte.
    Linda ließ nicht locker: »Seid ihr noch zusammen?«
    David hob die Schultern langsam an und ließ sie wieder sinken.
    »Verdammt, ich hab's gewusst. Also hat er es dir erzählt, oder?«
    »Was erzählt?«, fragte David automatisch.
    Linda sah ihn mit großen Augen an. Sie schien abzuwägen, ob sie ihm wirklich sagen sollte, was sie wusste, oder besser nicht. Dann entschied sie sich aber für einen Sprung ins Wasser.
    »Er hat mir gestern gesagt, dass er wohl nicht immer - treu ist.« Ihre Augen tasteten ihn nach seiner Reaktion ab und

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