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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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seinem ultimativen Problem war: Was nun?
    »Mach dir nicht so viele Gedanken«, sagte Christian und wuschelte ihm durchs Haar. »Geh lieber endlich baden, damit ich hier aufräumen kann und du wieder wie ein normaler Schwuler riechst und nicht wie ein Penner.«
    Merlin wurde wieder rot. Schnell erhob er sich, wobei er darauf achtete, die Decke um seinen Körper zu halten.
    »Du weißt ja wo alles ist«, rief Christian noch, als Merlin ins Bad verschwand.
    Merlin lehnte sich erleichtert gegen die geschlossene Tür und legte den Kopf in den Nacken. Egal was auch in seinem Leben vorging, er musste sich abgewöhnen, bei Problemen Christian aufzusuchen. Sicher, er würde nicht nein sagen, wenn es noch mal vonnöten sein sollte. Aber Merlin fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, ihn in Anspruch zu nehmen. Er musste endlich allein mit seinem Leben klarkommen. Dann hörte er draußen sein Handy klingeln. Noch kein bisschen frischer verließ er wieder das Badezimmer, um das Telefon aus seiner Tasche hervorzukramen.
    »Das war ja ein schnelles Bad«, spöttelte Christian, während er das Laken von der Couch zog.
    »Geht bei mir immer so flott«, sagte Merlin geistesabwesend. Dann schaute er auf das Display, auf dem zwei Buchstaben aufleuchteten: ›Ma‹. Er schluckte schwer. Christian sah ihn fragend an, schien aber sofort zu wissen, dass es wichtig war. Merlin schloss die Augen. Sollte er wirklich drangehen? Aber noch bevor er sich diese Frage gestellt hatte, drückte sein Daumen auf die Annahmetaste und er hob das Telefon an sein Ohr.
    »Ja?«, sagte er tonlos.
    »Ich bin's, deine Mutter.« Selmas Stimme wurde von Fahrgeräuschen überlagert. Also befand sie sich in einem Auto.
    »Ja«, bestätigte Merlin.
    »Ich wollte nur wissen, wo du bist und wie es dir geht.«
    »Gut, ich bin bei Chris.« Merlin wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. Konnte er wirklich fragen, wie es ihr ging, ohne dabei lächerlich zu wirken? Wie sollte es ihr schon gehen nach einem Abend wie gestern?
    »Wie lange wirst du bleiben?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Gut, ich bin auf dem Weg nach Berlin. Heute komme ich bestimmt nicht mehr zurück. Aber morgen im Laufe des Tages. Sag mir, wo wir dich abholen können.«
    Fast hätte Merlin das Handy fallen lassen. Berlin! Und sie hatte ›wir‹ gesagt! Das konnte nur bedeuten, dass sie ihren Vater alarmiert hatte. Merlin wurde wieder schlecht. Seinen Großvater kannte er so gut wie ausschließlich von alten Fotos und einigen wenigen Erzählungen seiner Mutter, die allesamt nicht ganz so berauschend waren. Fakt war, die beiden hatten alles andere als ein gutes Verhältnis.
    »Merlin!«, sagte seine Mutter scharf. »Wo können wir dich morgen abholen?«
    »Ich werde zu Hause sein«, sagte Merlin wie hypnotisiert. »Soll ich meine Sachen packen?«
    »Das habe ich schon zum größten Teil getan. Aber schau lieber noch mal durch.«
    »Ja«, sagte Merlin. Dann wartete er, bis seine Mutter ohne ein Wort zum Abschied aufgelegt hatte.
    »Was ist los?«, fragte Christian und riss ihn in die Realität zurück.
    »Das - das war meine Mutter«, sagte er noch immer vollkommen aus der Bahn geschmissen. »Sie will mich morgen abholen. Wir ziehen zu meinem Großvater nach Berlin.«
    Christian machte ein verdutztes Gesicht. »Einfach so?«
    »Einfach so«, bestätigte Merlin.

    110

    David bleib auf der Straße stehen und sah zu Merlins Haus rüber. Genaugenommen war es ja Paolos Haus. Wenn Merlin ein Haus hätte, wäre sicher so manches nicht passiert, was nun passiert war. Wieder dachte er daran, wie schön es doch wäre, wenn er einfach ganz normal mit Merlin zusammensein könnte. Sie hätten eine gemeinsame Wohnung und alles wäre ganz normal. Nur leider lief das Leben nicht immer so, wie man es sich wünschte. Und in Davids Fall lief es ganz und gar nicht so.
    Er überlegte kurz, ob er nicht doch mal klingeln sollte. Vielleicht machte ihm ja wie durch ein Wunder Merlin die Tür auf und bat ihn hinein. Dann müsste er auch nicht zur Schule. So aber war die Schule der einzige Ort, an den es sich heute zu gehen lohnte. Insgeheim hatte er nämlich die Hoffnung, dass Merlin doch dort auftauchen würde. Er konnte doch nicht einfach so alles aufgeben und nach Berlin ziehen. So ging das nicht. Erst musste er sich hier abmelden und womöglich ging ihm sogar ein Jahr verloren, je nachdem wie ungünstig sich das alles gerade traf. Nein, David war sich eigentlich ziemlich sicher, dass er Merlin heute in der Schule antreffen

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