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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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doch gesagt, dass du mir nicht mehr sowas schreiben sollst.«
    »Aber das war doch ...«
    »Verdammt, Linda, ich versteh echt nicht, was so schwierig daran ist, mir so was in der Pause zu sagen.«
    Sie sah ihn wütend an. »Vielleicht, weil du in der Pause neuerdings vollkommen auf ihn fixiert bist?«
    »Eifersüchtig?« In Merlin brodelte es.
    »Sollte ich?«, frage Linda. Dann flüsterte sie: »Mir ist es egal, wenn du deine Zeit mit diesem Arsch verschwendest.«
    Merlin wusste nichts mehr zu sagen. Die Erkenntnis, dass sich Linda in der Tat von ihm vernachlässigt fühlte, traf ihn mit voller Wucht. Einerseits wollte er ihr gern sagen, dass sie sich da keine Sorgen zu machen brauchte, weil sie schließlich seine beste Freundin war. Andererseits war er dafür viel zu wütend und ihm fielen plötzlich all die Momente ein, in denen Linda ihren Kopf durchgesetzt hatte, ohne auf seine Wünsche Rücksicht zu nehmen. Letztlich war sie es, die diese Situation herbeigeführt hatte. Merlin wurde den Verdacht nicht los, dass sie diesen Fehler erkannt hatte und nun gegensteuerte.
    »Schreib mir keine Briefe mehr, okay?«, sagte er schließlich.
    »Das hatte ich nicht vor, Blödmann«, antwortete sie. »Und falls es dich noch interessiert, mit dem Brief von vorhin meinte ich gar nicht ...«
    »Ach, lass mich in Ruhe.« Merlin drehte sich ab und ging wieder in Richtung Schulgebäude.
    »Stures Arschloch!«, rief Linda ihm hinterher. Merlin musste sich beherrschen, nichts zu erwidern. Es würde unweigerlich in ein endloses Wortgefecht gipfeln, weil Linda immer das letzte Wort haben musste. Also ballte er die Fäuste und stürmte in die Cafeteria. Als er endlich einen Schokoriegel in der Hand hatte, konnte er wieder grinsen. Wie seine Mutter. Die brauchte auch immer Schokolade, wenn sie sich aufregte. Er biss hinein und spürte, wie er sich langsam wieder entspannte. Trotzdem ließen sich seine Gedanken nicht abstellen. Es war ihm völlig unverständlich, wie Linda plötzlich so ausrasten konnte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ihr nicht das Geringste ausmachte, dass David den Brief gelesen hatte. Fast schien es ihm, als hätte sie das beabsichtigt, um einen Keil zwischen sie zu treiben. Wie konnte sie nur so selbstsüchtig sein? Der Gedanke, dass Linda ihm so mitspielte, brannte ihm in der Brust wie Säure.
    »Hier bist du«, sagte David plötzlich leise neben ihm.
    Merlin sah auf. Vorsichtig nickte er. Immerhin sprach David noch mit ihm. Ein gemeiner Gedankenblitz zuckte durch seinen Kopf und sagte, dass David schließlich auch keine andere Bezugsperson an dieser Schule hatte. Der Junge war diesbezüglich mehr als zurückhaltend. Vielleicht ließ er sich deshalb nicht von Linda abbringen mit ihm zu sprechen. Merlin verwarf den Gedanken und suchte schnell nach einen Gesprächsthema.
    »Willst du auch ein Stück?«, fragte er schließlich, als ihm nichts besseres einfiel und hielt David den Schokoriegel hin.
    »Nein danke«, antwortete David und sah schüchtern nach unten. »Ich wollte nur sagen, dass es mir leid tut, wegen dem Brief, ich ...«
    »Hör bloß damit auf«, stöhnte Merlin. »Ich habe mich gerade deswegen mit Linda gezofft.«
    David sah ihn überrascht an.
    »Sie schreibt mir andauernd so ein Zeug, weißt du?«
    »Aber ...«
    »Ich habe keinen Bock darauf, dass sie sich immer überall einmischt«, sagte Merlin. In ihm flatterte die Aufregung. Sollte er es ihm jetzt sagen? Konnte er ihm jetzt tatsächlich so vor den Kopf knallen, dass er sich in ihn verguckt hatte? Eine bessere Möglichkeit würde er so schnell nicht noch mal bekommen.
    »Ich glaube ...«, fing David an, wurde aber sofort wieder von Merlin unterbrochen.
    »Natürlich gucke ich Jungs hinterher«, sagte er im Flüsterton. »Ich meine, andere finden Mädchen toll, ich schau mir Jungs an.« Er zögerte einen Moment. Dann riss er all seinen Mut zusammen. »Und du siehst nunmal gut aus.« Die Worte klangen fast beiläufig und vollkommen alltäglich, aber für Merlin bedeutete dies ein unglaubliches Geständnis. In ihm befand sich alles in Aufruhr.
    David schluckte. »Okay«, sagte er schwach.
    Es klingelte und ein Strom von Schülern machte sich auf den Weg in die Klassenräume. Merlin hätte am liebsten noch irgendwas gesagt, um das Gespräch am Leben zu halten, doch die Situation war alles andere als günstig. Also schoben sie sich in die Menge und stiegen in die erste Etage. Vor dem Klassenzimmer warteten schon ein paar Schüler. Linda stand

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