Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
ihn hin. Seine Hand blieb aber auf der Brust und streichelte weiter.
    »Du auch.« Merlin drehte den Kopf zur Seite, damit er David sehen konnte.
    »Warum trägst du Kontaktlinsen?«, fragte der.
    Merlin schwieg.
    »Ich mag deine Augen auch so«, sagte David. »Das Grün ist irgendwie - auffällig.«
    »Ich weiß«, sagte Merlin schlapp. Dann fügte er nach einer Weile an: »Darum trage ich tagsüber auch die Braunen.«
    »Moment!« David richtete sich ruckartig auf. »Also hast du jetzt ...«
    »Das ist eine peinliche Geschichte«, sagte Merlin. »Früher haben wegen meiner Augen immer alle gedacht, ich sei ein Mädchen. Das war dann ein wunderbarer Grund, weshalb ich von den Jungs gemieden und von den Mädels angehimmelt wurde.«
    David ließ sich wieder nieder. »Das ist doch irgendwie - blöd«, sagte er.
    »Jetzt weißt du, dass ich auch nicht so toll bin, wie ich immer vorgebe.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich liebe braune Augen. So wie deine. Darum habe ich mir die Linsen ausgesucht. Keiner starrt mich mehr wegen meiner Augenfarbe an. Albern, ich weiß.«
    »Aber«, sagte David, »sonst ist es dir doch auch egal, was die anderen über dich sagen und denken.«
    Merlin seufzte. »Ich glaube nicht, dass einem das alles wirklich so egal sein kann. Irgendwie berührt es einen doch und man macht sich Gedanken. Am Ende ertappt man sich dann dabei, wie man Wege sucht, um sich anzupassen. Man schließt Kompromisse. Und manchmal merkt man erst später, dass genau daraus die dümmsten Ticks entstehen.«
    »Also kommst du am Montag ohne Kontaktlinsen in die Schule?«, fragte David neugierig.
    Merlin dachte darüber nach, was das für ein Getuschel geben würde. »Ich müsste allen erklären, warum ich die ganze Zeit welche getragen habe«, sagte er. »Ich glaube, ich behalte meine kleine Schrulle bei.«
    »Schade.«
    »Warum?«
    »Deine Augen sehen unglaublich aus.«
    »Jeder wird glauben, dass die Farbe nicht echt ist.« Er räusperte sich. »Ich habe einmal mit diesem dummen Spiel angefangen, jetzt ist es schwierig, damit einfach so aufzuhören.«
    »Aber es muss doch aufgefallen sein, als du plötzlich mit braunen Augen in die Schule gekommen bist.«
    »Wir sind doch umgezogen. Niemand kannte mich, also war es kein Problem.«
    »Die Idee hätte von mir kommen können«, sagte David nachdenklich.
    Sie lagen eine Weile still nebeneinander. Merlin dachte darüber nach, wie seine Mutter ihn ausgelacht hatte, als er ihr die Idee mit der neuen Augenfarbe erzählt hatte. Manchmal zog sie ihn heute noch damit auf. Für sie war es Dummheit, so was zu verstecken, nur weil andere sich daran stören könnten.
    Er betrachtete Davids Gesicht. Wie immer hatte er zu viel nachgedacht und war am Ende zum falschen Schluss gekommen. Er sollte sich das Denken verbieten.
    »David?«, fragte er leise.
    »Ja?«
    »Willst du mit mir schlafen?«

    48

    David erstarrte. Natürlich hatte er sich bei der Knutscherei auch schon Gedanken darüber gemacht, dass es zu mehr kommen könnte. Aber dass Merlin ihn so einfach fragen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Wollte er wirklich mit Merlin Sex haben? Spontan war die Frage einfach zu beantworten: Ja! Aber dagegen sprach seine Furcht, sich zu entblößen, sich jemandem auszuliefern. Und vor allem: Was meinte Merlin damit? Miteinander schlafen. Hieß das, dass sie ... David spürte Panik in sich ausbrechen. Hastig richtete er sich auf.
    »Wollen wir den Film weitergucken?«
    Merlin sah ihn irritiert an. »Hey, alles klar mit dir?«
    »Ja«, sagte David nervös. »Ich meine nur, falls deine Mutter fragt, was in dem Film vorkommt, oder so.«
    Merlins Stirn legte sich in Falten. »Warum sollte sie das tun?«, fragte er völlig verwirrt.
    Sie schwiegen.
    »Hör mal«, fing Merlin schließlich wieder an. »Das eben war eine Frage. Es ist okay, wenn du nicht willst. Ich meine, vielleicht sollte man auch nicht solche Fragen stellen. War wohl ein wenig zu viel, tut mir leid.«
    In Davids Kopf überschlugen sich die Gedanken. Eigentlich wollte er erklären, dass er das alles überhaupt nicht hatte sagen wollen, doch seine Lippen schienen aufeinander zu kleben. Wie gern wollte er einfach alles ungeschehen machen und sich wieder neben Merlin legen, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass er ertrinken würde, sobald er sich auf den Rücken legte. Dann spürte er Merlins warme Hand auf seinem Arm. Er drückte ihn nicht, er zog ihn nicht, er war einfach da. Langsam beruhigte sich sein Herz wieder.
    »Es

Weitere Kostenlose Bücher