Das Meer wird dein Leichentuch
nicht setzen?“ Er machte eine einladende Handbewegung.
Das war die perfekte Vorstellung und Einladung eines Gentleman. Mr. Astor konnte sie nicht ablehnen, ohne schwer gegen die Etikette zu verstoßen. Während sich Astor in einem der Sessel niederließ, rückte Damian mir einen Stuhl zurecht.
Auf seinen kurzen Wink hin brachte der Steward die passenden Getränke. Während Astor mit Kennermiene den Duft seines Bourbon-Whiskey in sich aufnahm, hob Damian ein Glas mit Calvados. Ich selbst verabscheute geistige Getränke und hatte mich für ein Glas Champagner entschieden.
„Miss Bidois ließ mich wissen, dass Sie Geschäfte mit mir machen wollen, Monsieur le Marquis.“ kam Astor nach einigen Höflichkeitsfloskeln gleich zur Sache. Er hatte seine Havanna entzündet und wirkte äußerlich völlig gelöst und entspannt. Doch in seinen stahlhart glitzernden Augen sah ich, dass er in diesem Augenblick nur der eiskalte Geschäftsmann war, der wie ein Raubtier auf dem Sprung lag.
„In der Tat.“ nickte Damian und nippte an seinem Calvados. „Sie besitzen etwas, was Ihnen nicht gehört ...!“
„Monsieur le Marquis!“ Astor wollte auffahren.
„ ... und was keinem Menschen gehören darf.“ setzte Damian de Armand ungerührt hinzu. „Jeder der Narren, der damit in Berührung kam, ist tot. Und keiner von ihnen starb friedlich im Bett.“ setzte er bedeutungsschwer hinzu.
„Befriedigen Sie meine Neugier!“ Der Milliardär wurde reserviert. „Um welchen Gegenstand handelt es sich?“
„Sie wissen es. Im Grunde Ihres Herzens wissen Sie es!“ sagte der Marquis mit leiser Stimme. „Oder haben sie niemals davon gehört, dass es den Tod bringt, ihn zu besitzen? Trennen sie sich von ihm, solange es noch Zeit ist.“
„Sie sprechen in Rätseln, Monsieur!“, sagte Astor. Doch ich spürte genau, dass er in diesem Augenblick log. Der reiche Amerikaner wusste genau, wovon die Rede war.
"Der Blaue Diamant . Er befindet sich in Ihrem Besitz. Aber dieser Besitz bedeutet den Tod. Den Tod für Sie, Colonel Astor - und für die Titanic!“ flüsterte Damian de Armand geheimnisvoll ...
***
„Sie haben recht!“, sagte Astor nach eine Weile des Schweigens. „Der Blaue Diamant gehört mir tatsächlich. Es ist mir durch viel Beziehungen gelungen, dieses geheimnisumwitterte Kleinod zu erwerben. Aber ich dachte nicht, dass man in Paris die Indiskretion hatte, den Verkauf dieses einzigartigen Juwels bekannt zu geben.“
„Die Tatsache, dass der Blaue Diamant den Besitzer gewechselt hat, wurde nicht bekannt gegeben“, unterbrach ihn der Marquis mit sanfter Stimme.
„Aber Sie, Monsieur, wissen es!“ Astor sah ihn lauernd an.
„Ich weiß vieles!“ Die Stimme des Marquis klang bedeutungsschwer. Und in meinem Inneren spürte ich, dass seine Worte eigentlich lauten mussten: „Ich weiß alles !“
„Und Sie wollen den Stein für Frankreich zurückkaufen?“, fragte Astor, nun ganz Geschäftsmann.
„Nicht für Frankreich! Ich will, dass Sie sich von dem Stein trennen, um die Welt von dem Fluch zu erlösen, der über dem Blauen Diamanten liegt!“ erklärte Damian de Armand.
„Ich habe von diesem Fluch gehört!“ nickte Astor. „Aber das ist sicher nur ein Ammenmärchen, um seinen Preis in die Höhe zu treiben.“
„Es gibt keinen Preis für ein Menschenleben!“ gab der Marquis zurück. „An der Schwelle des Grabes bietet der Mensch alle seine irdischen Habseligkeiten, um sein Leben auch nur für eine Minute zu verlängern.“
„Sie machen die Sache spannend, Monsieur le Marquis!“, sagte Astor und machte einen tiefen Zug aus der Havanna. „Gesetzt dem Fall, ich trüge mich mit dem Gedanken, den Stein zu verkaufen. Wie viel Geld ist Ihnen der Blaue Diamant wert?“
„Wie viel ist Ihnen Ihr Leben wert, mon Colonel?“ konterte Damian. Ich spürte die Spannung zwischen den beiden Männern und hätte mich am liebsten zurückgezogen. Bei diesem Gespräch konnte einem Angst und Bange werden.
„Sie wollen sagen, dass ich sterben werde, wenn ich den Blauen Diamanten nicht aufgebe? “, fragte Astor direkt.
„Der Fluch des Blauen Diamanten liegt auf der Titanic und allen Menschen, die auf ihr fahren.“ Damians Stimme klang feierlich.
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