Das Meer wird dein Leichentuch
Augustus brachte den Stein in den Tempel des Jupiter. Doch auch da zeigte sich sein Fluch. Denn damit begann der Untergang des Römischen Reiches.“
„Ist es denn auch jemandem gelungen, durch den Stein große Macht zu erringen?“, wollte ich wissen.
„Oh ja“, sagte Damian. „Alexander der Große brachte den Stein heimlich an sich, als er in Jerusalem weilte. Er hatte in Ägypten Priester gefunden, in denen sich das Erbe des alten Atlantis erhalten hatte. Mit ihrem Wissen konnte er die Magie des Steines nutzen und sein Weltreich erobern. Bald danach ging dieses Wissen jedoch verloren. Aber es gab einen anderen Eroberer, der sich den Fluch des Steines nutzbar machte.“
„Und wer war das?“, wollte ich wissen.
„Es war Dschingis Khan, der mit der verderberischen Kraft des blauen Diamanten sein Weltreich eroberte.“, flüsterte Damian. „Vor jeder Schlacht ließ er den Diamanten in die Reihen der Gegner werfen oder mit einem Katapult über die Mauern der belagerten Städte schießen. Sein Enkel Kublai Khan, von dem Marco Polo berichtete, fürchtete den Fluch des Diamanten und gab ihn zwei Priestern aus Indien. Sie brachten ihn in die Heilige Stadt Benares und setzten ihn in die Stirn einer Statue des Gottes Schiwa. Für dreihundert Jahre schien es, als sei der Fluch des Steines erloschen.“
„Und wer hat ihn neu erweckt?“, wollte Diana wissen.
„Es geschah in den Tagen vor der Französischen Revolution. Indien wurde damals von den Franzosen und den Engländern beherrscht.“ erzählte Damian. „Man entführte den Blauen Diamanten, das Auge Schiwas, aus Indien und brachte ihn nach Frankreich. Marie Antoinette wollte, dass der Blaue Diamant in die Krone der französischen Könige eingearbeitet würde.
Es war der Fluch des Steins von Atlantis, der dem sechzehnten Ludwig und Marie Antoinette den Tod unter dem Fallbeil brachte. Aber auch Marat, Danton und Robespierre, die den blutigen Terror der Guillotine über Frankreich brachten, hatten den Stein in ihrem Besitz. Und wie wir wissen, fanden sie alle ein gewaltsames Ende.“
„Und was geschah weiter?“, wollte ich wissen.
„Napoleon Bonaparte fürchtete sich vor dem Fluch. Er hat den Stein niemals angerührt.“ beendete Damian seine Erzählung. „Aber als Frankreich Geld für den Krieg gegen das Preußen Bismarcks brauchte, hinterlegte man den Stein bei einer Bank als Sicherheit. Der Fluch des Steins sorgte dafür, dass Frankreich bei Sedan von den Preußen geschlagen wurde und den Krieg verlor. Und die Bank ging durch den Fluch bankrott. Und jetzt hat ihn John Jacob Astor für eine eigentlich lächerlich geringe Summe gekauft.
Den Blauen Diamenten - und seinen Fluch!“ Damians Stimme klang düster wie ein Grab. Ich spürte, dass die Dinge, die er mir erzählt hatte, wahr waren. Das waren keine Ammenmärchen, mit denen man kleine Mädchen erschreckte.
Meine innersten Gefühle sagten mir, dass Damian de Armand recht hatte. Der Blaue Diamant bedeutete den Tod für die Menschen an Bord der Titanic ...
* * *
„Ein interessanter Märchenerzähler, dieser Marquis de Armand. “, spottete Astor am nächsten Morgen, als ich ihm von meinem gestrigen Gespräch erzählte. Ich hatte damit so lange gewartet, bis Madeleine einen der Schiffsärzte aufsuchte. Die junge Frau sollte durch die unheimlichen Prophezeiungen nicht beunruhigt werden.
Niemand ahnte, dass die Titanic nur noch vier Tage zu leben hatte. Denn es war Donnerstag, der 11. April 1912.
„Haben Sie denn keine Angst, dass sich der Fluch erfüllen könnte. Der Marquis ist fest davon überzeugt, dass dieses Schiff sinken wird, wenn Sie nicht tun, was er sagt.“ wagte ich ihm entgegen zu halten.
„Haben Sie denn nicht in den Zeitungen gelesen, dass die Titanic so konstruiert und gebaut ist, dass sie überhaupt nicht sinken kann, Danielle?“, sagte Astor mit ruhiger Stimme. „Kein Orkan kann ihr etwas anhaben. Auch nicht die höchsten Wellen werden die Bordwand nicht erreichen.“ Und mit einem Anflug von Hochmut fügte er
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