Das Meer wird dein Leichentuch
Hilfeschrei. Der Ruf nach Liebe und Zärtlichkeit.
Ein Ruf, der wie ein Echo widerhallte. Und Damian schien diesem Echo zu lauschen. Der Blick seiner Augen sagte, dass er diesen Ruf erwiderte. Doch seine Lippen blieben stumm.
„Du liebst mich?“, flüsterte er nach einer kleinen Ewigkeit. „Weißt du, was es bedeutet, mich zu lieben? - Mich zu lieben, bedeutet, den Tod zu lieben.“ setzte er mit gequälter Stimme hinzu.
„Ich kann doch nichts dafür. Ich liebe dich wirklich, Damian.“ bebte es von meinen Lippen.
„Es gibt keinen Menschen, der mich lieben kann, wenn er mein wahres Gesicht gesehen hat“, murmelte Damian de Armand mit dumpfer Stimme. „Vor dem Angesicht des Todes schreckt jeder zurück.“
„Ich habe versucht, diese Liebe aus meinem Herzen zu verbannen.“ stieß ich rasch hervor. „Ich kenne die Schranken, die uns trennen. Aber ich fühle, dass wir füreinander bestimmt sind, Damian. Für jetzt und alle Ewigkeit. Und die Liebe - sie überwindet auch den Tod.“
„Diese Worte. Die gleichen Worte. Aus der Tiefe der Vergangenheit dringen sie zu mir herauf. Und du weißt nicht, wie wahr deine Worte sind, Danielle Bidois!“ In Damians Augen tiefe Trauer. Die Hände, die mich eben noch unsanft packten, legten sich jetzt ganz sanft um meinen Körper. Ich ließ mich völlig gehen und sank in Damians Arme.
„Du warst es, die gesprochen hat. Du bist zu mir zurückgekommen, Amarnis.“ Damians Stimme klang unglaublich zärtlich. „Nach all den Jahren habe ich dich wieder.“
Amarnis! Da war er wieder. Mit diesem Namen hatte er mich genannt, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Wer war diese Frau, deren Namen mir Damian in einem Augenblick völliger Hingabe zuflüsterte.
Amarnis. Es klang wie eine Melodie, die aus den Abgründen der Vergangenheit zu uns herüber wehte. War dieser geheimnisvoll klingende Name ein Teil des Geheimnisses, das Damian umgab?
„Wer ist sie, diese Amarnis?“ Die Eifersucht in mir erhob ihr Haupt wie eine gereizte Kobra. Ich versuchte, mich aus Damians Händen zu befreien. Doch er ließ mich nicht los.
„Amarnis war meine große Liebe. Doch sie ist von mir gegangen. Vor vielen, vielen Jahren.“ gestand Damian.
„Aber ich will meine Liebe zu dir nicht mit einer anderen Frau teilen. Auch dann nicht, wenn sie tot ist.“ stieß ich hervor.
„Amarnis lebt. Sie ist nicht mehr tot. Sie war es einst. Und ihr Körper schlief in einem Sarg den Schlaf der Ewigkeit. Aber jetzt ist Amarnis wieder lebendig. Ich weiß es ganz genau. Denn Amarnis steht hier vor mir.
Aber die Frau, die ich einst liebte, heißt heute Danielle Bidois. Eben, als du mir sagtest, dass du mich liebst, ist mir diese Erkenntnis gekommen. Du hast es so zärtlich und hingabevoll gesagt wie einst Amarnis. Der gleiche Körper, dieses wundervolle Antlitz, das seligen Lächeln und die Augen, die den Glanz der Sterne verblassen lassen. Und da ist es mit wie Schuppen von den Augen gefallen.“
„Und du liebst diese Amarnis immer noch?“ Warum ließ er mich nicht los?
„Ich liebe dich, Danielle Bidois. Denn du bist Amarnis. Du hast das dunkle Tor noch einmal durchschritten und bist in die Welt der Lebenden zurückgekehrt.“ sagte Damian.
„Und du liebst mich wirklich, Damian?“ Zweifel klangen in meiner Stimme. Was er eben gesagt hatte, konnte ich nur sehr schwer begreifen. Und deshalb wollte ich eine klare Antwort.
„Ich liebe dich“, sagte Damian langsam und betonte jede Silbe. Und jedes seiner Worte klang wie ein Schwur.
„Du sagtest, dass dir ein göttliches Gesetz das Lügen verboten hat.“ Obwohl ich überzeugt war, dass Damian es ehrlich meinte, nagten da immer noch Zweifel in mir.
„Meine Worte sind so wahr und so klar, wie die Sonne, die über der Welt scheint. Und wie der Mond, der mit seinem Silberglanz über die Nacht regiert.“ Damians Stimme klang wie ein feierlicher Choral. „Ja, ich liebe dich, Danielle. Ich liebe dich bis in alle Ewigkeit. Bis zu dem Tag, wo das Gestern mit dem Heute und dem Morgen verwoben wird.“
Langsam beugte er sich zu mir herab. Seine Hände waren nicht mehr kalt, wie bei seiner ersten Berührung. Eine eigenartige Wärme durchströmte mich, als er mich ganz zärtlich dicht zu sich heranzog.
Ganz langsam beugte er sich zu mir herab. Ich glaubte, in der tiefen Melancholie seiner Augen zu versinken. Und dann berührten sich unsere Lippen. Ganz sanft. Wie der
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