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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Entdeckerdrang, Poesie handelte. Bei TED können Künstler die Quantentheorie illustrieren oder Tänzer Nachhaltigkeit tanzen. 10 Die Botschaft lautet: Wir leben inmitten einer Bewusstseinsrevolution, die die Säulen des Wissens im Sinne eines integrierten Pluralismus (Sandra Mitchell) miteinander verknüpft. Genetik, Neurowissenschaft, Kognitionspsychologie, Anthropologie, Evolutionswissenschaft und Quantenphysik haben nur dann Lösungen zu bieten, wenn sie sich befragen lassen.
    Viele TED-Vorträge beginnen nicht mit einer These, sondern einer Frage. Warum sind in den letzten Jahrzehnten gigantische
Mittel ausgegeben worden, um die bittere Armut in fernen Teilen der Welt zu mildern, ohne dass dies einen erkennbaren Effekt gehabt hätte? Warum verschärfen sich in manchen Ländern die sozialen Differenzen, in anderen nicht? Wieso kommen Veränderungen in der Rolle der Frau so zäh und langsam voran? Warum entwickelt sich immer wieder politischer Fanatismus, obwohl internationale Organisationen inzwischen Billionen zur Verfügung haben, um Konflikte militärisch oder »humanitär« zu pazifizieren? TEDs Lern-Antwort auf diese Fragen lautet: Politik funktioniert so schlecht, weil sie auf einem reduktionistischen Menschenbild basiert. Um dies zu ändern, benötigen wir eine neue Humanwissenschaft. Ansätze dazu gibt es, wie uns die TED-Konferenzen zeigen.
    Rationale Spiritualität
    Meine Großcousine Christa wurde an einem wunderbaren Frühlingstag begraben. Die Wege des Friedhofs waren von flammenden Tulpenblüten gesäumt, und die Vögel veranstalteten ein Abschiedskonzert. Der Pfarrer gab sich alle Mühe, die kleine, nach einem bizarren Zufallsprinzip zusammengewürfelte Trauergemeinde, die Christa in ihren letzten Lebensjahren begleitet hatte, mit Weisheiten aus der Bibel zu trösten. »Und nun geht das Geheimnis von Christa K. zurück zu Gott«, lautete der letzte Satz seiner Predigt.
    Über diesen Satz musste ich lange nachdenken. Was heißt das? Ist das Geheimnis damit erloschen? Verbraucht? Hat Gott eine Schatulle, in der er Geheimnisse hortet?
    Nach der Predigt gingen wir in einer kleinen Prozession auf eine nahegelegene Wiese, die für die ständig steigende Anzahl von anonymen Bestattungen vorgesehen war – das hatte Christa sich gewünscht. In der Mitte der Wiese war ein kleines Loch ausgehoben worden. Zwei schwere Männer in schwarzen Anzügen ließen die Urne hineingleiten. Wir warfen, jeder nacheinander, eine Blume in das kleine Loch.
    Als ich mich umsah, bot sich ein verstörendes Bild. Quer über den Rasen verstreut lagen Blumengebinde. Und daneben lagen
oder standen seltsame Devotionalien. Ein Buch. Ein Stoffhase. Ein altes Radiogerät. Ein Modell eines chromglitzernden Straßenkreuzers. Eine Figur, die irgendwie an einen goldenen Film-Oscar erinnerte. Sogar ein Rettungsring mit Blumengebinde. Ein echter Rettungsring!
    »Ist das hier nicht die Wiese für anonyme Bestattungen?«, fragte ich den Friedhofswärter.
    »Allerdings. Aber die Leute halten die Anonymität irgendwie nicht aus. Sie machen sich immer wieder Gedenkstätten, auch wenn es gar keine Gräber mehr gibt! An sich ist das illegal, aber immer wenn man es forträumt, ist am nächsten Morgen wieder was Neues da.« Er steckte sich eine Zigarette an und ging kopfschüttelnd davon.
    Wenn wir über die Gesellschaft der Zukunft nachdenken, kommen wir nicht umhin, auch über unser Verhältnis zu den letzten Dingen nachzudenken. Wie verändert sich unser Verhältnis zum Tod? Wie könnte eine Soziotechnik des Abschieds im Zeitalter der Individualität aussehen?
    Die Debatten um Sterbehilfe und Sterbeweisen sind ein Indiz für den Wertewandel, der sich gerade vollzieht. Bislang konnten religiöse Weltbilder – ebenso wie die technologischen Pseudoreligionen – immer nur eine irgendwie hoffnungslose Hoffnung bieten, den Abgrund zwischen Realität und Transzendenz zu überbrücken. Irgendwo in der Zukunft würden wir – entweder durch Computer oder göttliche Macht – wiedergeboren.
    Ausgerechnet Edgar Allan Poe, der düstere Romantiker, formulierte 1845 in einem Dialog zweier Engel über Gott und die Schöpfung (»The Power of Words«) die Idee von der physischen Macht der Wörter, die, einmal freigesetzt, unendlich wirken, auf jedes Ding im Universum, gerade so wie ein physischer Impuls, ausgelöst durch eine Bewegung der Hand. Kein Gedanke könne verschwinden. Mir gefällt es, mir vorzustellen, dass auch das Leben der Christa K., ihre

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