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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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schieren Fülle und Vielfalt der Brotsorten wandte er sich zu seinem Gastgeber, dem damaligen Vizepräsidenten Richard Nixon, und knurrte: »Wer ist verantwortlich für die Organisation der Brotverteilung in New York? Ich möchte dieses Organisationstalent kennenlernen!« 4

    Diese Anekdote bringt uns zum Lachen. Aber vielleicht lachen wir etwas zu früh. Denn unser Verhältnis zum Markt ist auch heute, lange nach dem historischen Ende des politischen Marxismus, alles andere als eindeutig. Der Markt ist das Monster, das sich nie ganz zähmen lässt. Wir wissen nie ganz genau, was wir von ihm halten sollen. Ständig werden wir bitter von ihm enttäuscht – und unentwegt reich von ihm beschenkt. Der Ruf, den Markt zu »kontrollieren«, ertönt heute aus allen weltanschaulichen Lagern. Werden wir von heute bis 2045 eine endlose Reihung von Wirtschaftssystemkrisen, von Blasen, Pleiten und Zusammenbrüchen erleben, die uns irgendwann in eine Planwirtschaft führen wird?
    Bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts war die Entwicklung der klassischen industriellen Massenproduktmärkte ungebrochen. Die westliche Welt wurde von einer immer höher steigenden Flut von »Immer-gleicher-immer-billiger«-Produkten überschwemmt. Der Aufstieg Chinas zur Werkbank des Planeten hat diesen Prozess noch beschleunigt. In der Folge entstand eine gigantische Kapitalschwemme auf den Weltmärkten. Wie es Kondratieff in seinem Modell abbildete, entwickelten sich die Krisen vor allem durch eine Überfülle an Kapital, das keine produktiven Ideen mehr fand, in die es hätte investieren können. Das Kapital fing an, imaginäre Märkte zu erzeugen. Es fing an, regelrecht zu »spinnen«.
    Genau das haben wir in der Finanzkrise von 2008 ff. erlebt. Spekulationskrisen sind historisch nichts Neues. Gefährlich – im Sinne einer Zerstörung der gesamten Ökonomie – werden Blasen, wenn die Nachfrage- und Wachstumsprozesse generell in einer kritischen Lage sind, wie 1928, als die Weltkonjunktur nur von vier, fünf westlichen Nationen bestritten wurde.
    Gegenwärtig ist das jedoch nicht das Problem. Die Infrastrukturen der Schwellenländer und dazu neue Rohstoff- und Energietechniken bieten eine gewaltige Spielwiese für Investitionen. Das bringt vielleicht keinen ganzen neuen Zyklus hervor, kann aber die weltweite Wirtschaft stützen. Auch wenn diese Märkte nicht alles überschüssige Kapital abzusaugen vermögen: Es verringert
auf mittlere Sicht den Druck auf den Finanzmärkten. Um Afrika aufzubauen, werden demnächst Billionen benötigt.
    Der Schleifeneffekt der Megatrends verändert auch die innere Logik der Produktionsweisen und damit zum Teil der Märkte. Als Gegenbewegung zur industriellen Massenproduktion machte sich zunächst die Bioproduktion bemerkbar, die wiederum den Weg für die Rückbesinnung auf Regionalprodukte allgemein bereitete. In den gebildeten Schichten regt sich Widerspruch gegen die unentwegte materielle Statusaufrüstung, und langsam, aber sicher entwickelt sich ein auf Auswahl bedachter Konsumstil. Man gibt mehr Geld für Dienstleistungen, Bildung und Kommunikation aus als für Status- und Hedonismuskonsum. Konsumenten investieren in Wellness, Bildung, Gesundheitsfürsorge bis hin zum persönlichen Coach oder Therapeuten.
    Bis zum Jahr 2045 werden sich diese Trends zu mächtigen Kultur-, aber auch Ökonomieströmungen ausgewachsen haben. Die Selfness-Märkte boomen und bilden das Rückgrat einer quartären Sinn-Ökonomie, die die industrielle Wirtschaft nicht ersetzt, sondern ergänzt. So wie die Ökologie längst zu einem Massen-Mem geworden ist, wuchern insgesamt die postmateriellen Lebensstile. Davon profitieren Gegenmärkte, die sich zum Teil über das Internet bilden, und lokale Versorgungsketten; ganz im Sinne des Glokalisierungsprinzips erlebt das unmittelbare Erzeuger-Kunden-Verhältnis auf unterschiedlichen Ebenen eine Renaissance.
    Märkte sind, wie die Religion, eine Urform des Sozialen, ein Ort der Kommunikation. Regulierung ist nicht nur das schlichte Gegenteil von Markt, der auf freien Preisen beruht, die durch Interaktion entstehen, sie ist auch kaum durchsetzbar. Die vollständige Regulierung der Finanzmärkte würde am Ende eine einzige, autoritäre Weltregierung erfordern. Und selbst dann gäbe es noch den Mond. Oder die Schweiz. Regulierungsmaßnahmen müssen in Zukunft den Austausch garantieren, statt ihn zu verhindern.
    Deshalb ist ein anderes Szenario als das der »gefesselten Finanzmärkte« oder des

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