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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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darstellte. So war das eben in Amerika.
    Jack kroch unter den Jeep und nahm dort eine fetale Haltung ein. Rex zerrte ihn wieder hervor. »Ich denke, wir sollten von hier verschwinden.«
    Ebenezer war dabei, den Raketenwerfer zu laden. »Wer ist hinter Ihnen her, Soldat? Kommunisten, wie?«
    »Könnten Südamerikaner sein, oder vielleicht die Russen, ja«, entgegnete Rex, während er und Jack in Richtung Hintertür hasteten.
    »In Ordnung«, sagte der Shaker und hob den Raketenwerfer an. »Von jetzt an wird zurückgeschossen.« {6}
    Rex und Jack überließen ihm die Verteidigung, denn eines von Dukes Prinzipien lautet: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.
    Sie rannten über den Farmhof davon und in die Scheune. Dort fanden sie ein glänzendes, antik aussehendes Motorrad-Gespann. Es wartete offensichtlich nur auf sie. Wie das manche Gespanne nun einmal tun.
     
    »Es tut mir leid, aber der Dekan hat im Augenblick keine Zeit für Sie.«
    Spike schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans und scharrte mit den Absätzen ihrer eisenbeschlagenen Stiefel auf dem antiken Kazak-Gebetsteppich vor dem Büro des Dekans. Sie bedachte die Sekretärin des Mannes mit einem bitteren Blick. »Die Bibliothek ist abgesperrt. Ein Typ mit einer Maschinenpistole steht davor Wache. Ich habe Jacks Frau angerufen, und sie sagt, er war die ganze Nacht über nicht zu Hause. Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Haben Sie sich bei dem Wachtposten vor der Bibliothek ausgewiesen, Miss Laine?«
    »Ich habe keine Lust, mich so früh am Tag mit dem Militär herumzuärgern.«
    »Wenn Sie vielleicht einen Augenblick warten könnten, spreche ich mit dem Dekan.« Die Privatsekretärin war groß, blond und plump.
    Für Spike waren Frauen wie sie der totale Ausverkauf der weiblichen Spezies. Nicht, dass sie eine Feministin gewesen wäre – das war eine radikale Ansichtsweise, die bis zu einem unattraktiven Extrem reichte. Spike betrachtete sich als Rationalistin. Sie vertrat die Ansicht, dass die Welt ein weit besserer Ort wäre, würden die Menschen aufgrund ihrer Verdienste beurteilt anstatt ihres Alters, Geschlechts, ihrer Hautfarbe, Rasse oder Bereitwilligkeit, die Beine auf dem Schreibtisch des Dekans zu spreizen. Und da Spike noch jung war, hatte sie sich ihre Ideale bis zum heutigen Tag erhalten. Genau wie ihren gesunden Menschenverstand. Sie legte das Ohr an die Tür und lauschte. Drinnen erklangen hitzige Worte. Spike Laine wartete nicht ab, bis die Privatsekretärin wieder zurück war.
     
    Jacks Frau beendete ihr Frühstück. Ihre älteste Tochter, Moonchild, empfangen in Woodstock zu den begleitenden Klängen von Jimis ›Star Spangled Banner‹, kaute auf ihrem makrobiotischen Zeug herum. Keine der beiden Frauen schien über Gebühr aus der Fassung wegen der Abwesenheit des Brötchenverdieners. Sie hatten wenig mit Jack gemeinsam, und wenn sie miteinander redeten, blieb es stets bei höflich-oberflächlicher Konversation. Jacks Familie war keine glückliche.
    Die Beziehung zwischen Jack und Diane hatte so schön angefangen. Doch das war damals in den Sechzigern gewesen. Und weil die jungen Leute in den Sechzigern keine Ahnung hatten, dass sie in ›den Sechzigern‹ lebten, dachten wohl alle, der ganze Spaß würde immer so weitergehen. Was er aber nicht tat.
    Sie hatten sich 1967 kennen gelernt, als Pink Floyd in London UFO spielten. Sie hatten die richtigen Chemikalien gehabt und waren über Land nach Indien gezogen. Sie waren mit der obligatorischen Ruhr zurückgekehrt und hatten sich auf Kosten des National Health Service erholt. Später waren sie erneut losgezogen, diesmal in Richtung Neue Welt, und waren rechtzeitig in San Francisco eingetroffen, um ein paar der größten Gigs von Grateful Dead mitzuerleben.
    Zwischen damals und heute erstreckte sich eine Art Vakuum. Jack hatte es niemals wirklich zu etwas gebracht. Er hatte jede Menge versucht. Auch als Schriftsteller hatte es nie richtig geklappt.
    Und dann, vor fünf Jahren und aus heiterem Himmel heraus, war der Ruf der Miskatonic gekommen, und einmal mehr hatten sie den großen Fischteich überquert. Und wozu? Jack hatte sie belogen, was die Natur seiner Arbeit anging. Er hatte lediglich mitten unter all diesen Büchern sein wollen, um seinen eigenen Mist zu schreiben. Und Diane? Sie faulte vor sich hin. Sie hatte eine berufliche Laufbahn nach der anderen aufgegeben und sich Jacks Launen gefügt, und nun saß sie in einem winzigen gemieteten Haus in einem mittelmäßigen Viertel

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