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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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badeten, brachten ihre Kinder zu Bett und gingen schließlich selbst schlafen.
    Während sie schliefen, ereigneten sich gewisse Dinge. Merkwürdige Männer in Overalls betraten ihr Haus. Kehrten den Boden, wuschen ab und räumten auf. Füllten den Kühlschrank nach, verschmutzten den Wagen aufs Neue und hängten die Sonntagsseite des Kalenders wieder nach vorn. Und befestigten kleine Elektroden an den Köpfen der Smiths, die friedlich vor sich hin schlummerten und nichts von alledem bemerkten.
    Am nächsten Morgen erwachte Mr. Smith. Er erhob sich aus seinem Bett, wusch sich, zog sich an, frühstückte und ging nach draußen, um sein Auto zu waschen. Seine Frau hatte in der Küche zu tun, da ihre Freunde, die Theakstones, zum Essen eingeladen waren. Die Kinder spielten draußen im Vorgarten, und alles war so normal, wie man sich das nur vorstellen kann…«
    »Und Sie sind ganz sicher, dass es nur eine kurze Geschichte ist?«, erkundigte sich Byron zweifelnd. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich zumindest einen Teil davon schon einmal gehört.«
    »Wie gesagt, der Tag verlief vollkommen identisch zum vorangegangenen. Doch in der Nacht, während Mr. Smith friedlich schlummerte, fiel eine der kleinen Elektroden von seinem Kopf.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, bereitete er sich darauf vor, zur Arbeit zu gehen. Seine Frau empfand sein Verhalten als höchst eigenartig. ›Aber wir haben Montag!‹, erklärte Mr. Smith und ging nach unten, wo der Kalender hing. Es war Sonntag. Die Sonntagszeitung war auch schon eingetroffen, und im Radio kamen die Sonntagsnachrichten. Es war Sonntag. Mr. Smith spürte, wie in ihm große Verwirrung aufstieg. Er ging nach draußen, um seinen Wagen zu waschen, obwohl er ganz sicher war, dass er ihn am Vortag bereits gewaschen hatte. Doch dort stand der Wagen, schmutzig und ungewaschen.
    Irgendwann trafen die Theakstones zum Mittagessen ein. Mr. Smith starrte sie voller Entsetzen an. Er hatte diese Leute noch nie im Leben gesehen, obwohl seine Ehefrau sie begrüßte wie gute alte Freunde.
    Mr. Smith geriet in Panik. Er rannte hinaus zu seinem Wagen. Doch der Wagen wollte nicht anspringen. Mr. Smith öffnete die Motorhaube. Darunter war kein Motor. Also rannte er los. Er rannte die Straße hinauf, doch er kam nicht weit. Die Straße endete an einer Wand aus undurchdringlichem Licht. Es schien keinen Ausweg zu geben. Was ging nur vor? Dem Wahnsinn nahe, kehrte Mr. Smith nach Hause zurück. Dort saß seine Frau und unterhielt sich mit ihren Gästen über dem Essen. Mr. Smith ging in die Küche und starrte aus dem Fenster und auf den Hinterhof. Alles schien völlig normal, doch Mr. Smith wusste, dass dem nicht so war. Er versuchte das Küchenfenster zu öffnen, und zum ersten Mal fiel ihm auf, dass es keinen Griff besaß. Mr. Smith nahm einen Stuhl und warf ihn durch die Scheibe.
    Das Bild des Hinterhofs verschwand und er blickte auf eine fremdartige Landschaft, die nicht von dieser Erde zu sein schien.«
    »Meine Güte!«, sagte Byron.
    »Ja, ganz recht.« Mr. Smith kletterte durch die zerbrochene Scheibe und rannte los. Als er sich umblickte, sah er, dass seine Straße von einer großen Kuppel umschlossen war. Einer einsamen Kuppel in einer einsamen und desolaten Landschaft. Mr. Smith kroch eine lange Zeit durch Staub und Trümmer und erblickte in der Ferne eine Schlange exotisch aussehender Leute, die vor einer Art Schalter standen.
    Mr. Smith fand einen Aussichtspunkt, wo er die Vorgänge beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Über dem Schalter hing ein großes Schild, und Mr. Smith konnte entziffern, was darauf geschrieben stand:
     
    HIER EINTRITTSKARTEN
    FÜR DAS MUSEUM DER MENSCHHEIT.
     
    EIN STÜCK LEBENDIGER GESCHICHTE!
    GENIESSEN SIE EINEN SONNTAG BEI DEN SMITHS,
    ECHTEN BEWOHNERN EINER VORSTADT
    DES ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS!
     
    »Du meine Güte!«, rief Byron erneut. »Und das ist das Ende der Geschichte?«
    »Nein, es gibt eine Pointe im Abspann, aber die erzähle ich Ihnen jetzt noch nicht.«
    »Hm.« Byron zog einen Schmollmund.
    »Aber ich darf Ihnen Folgendes verraten. Es ist eine wahre Geschichte«, schloss Mr. Smith, der dicke Oberkehrer.
    »Was hat sie zu bedeuten? Ich meine, sie muss doch etwas zu bedeuten haben. Wenn nicht, wird der Lektor sie aus dem Text streichen.«
    »Sie bedeutet Folgendes. Es gibt eine infinite Anzahl möglicher Zukünfte, aber nur eine folgt dem Jetzt und Sogleich. Diese Zukunft zu erhalten ist unsere Aufgabe, indem wir das

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