Das Midas-Komplott - Thriller
»Hatte was zu erledigen. Sind Sie am Apparat, Locke?«
»Ja«, sagte Tyler, der gerade die Stufen zum Autodeck hinabstieg. »Warum soll ich eine Bombe entschärfen, die Sie extra auf diese Fähre haben bringen lassen?«
»Ich brauche jemand wie Sie, aber bevor es richtig losgeht, muss ich prüfen, ob Sie dem Auftrag, den ich für Sie habe, überhaupt gewachsen sind.«
»Auftrag? Warum haben Sie mich dann nicht einfach angeheuert? «
»Betrachten Sie diese Aufgabe als Ihr Einstellungsgespräch. Der Countdown läuft, Sie sollten sich beeilen. Bevor Sie zum Lastwagen gehen, legen Sie Ihre Autoschlüssel in Ihr rotes Sportwägelchen. Schließen Sie es nicht ab.«
»Und warum das?«
»Weil ich es so will, und ich bin der Mann mit der Bombe. Fragen Sie nicht groß!«
»Bin schon unterwegs«, erwiderte Tyler. »Falls wir bei diesem Job, den ich für Sie erledigen soll, mal miteinander reden, wie soll ich Sie dann nennen?«
»Könnte sein, dass Sie zu weit in die Zukunft denken. Vielleicht arbeiten wir nur die nächsten zweiundzwanzig Minuten zusammen.«
Tyler stellte seine Uhr. »Ich bin Optimist«, erklärte er, obwohl er sich gerade alles andere als zuversichtlich fühlte. Bomben waren selbst unter den besten Voraussetzungen eine kitzelige Sache. Tyler wusste nicht, welches Spielchen der Kerl trieb, auf den Kopf schien er jedoch nicht gefallen zu sein.
»Ich halte sie weniger für optimistisch als großspurig«, widersprach der Mann. »Sobald Sie im Lastwagen sind, werden Sie wissen, wie Sie mich nennen müssen.«
Ich hab schon so eine Idee, wie ich dich nenne, dachte Tyler. Warum bloß habe ich es immer mit Verrückten zu tun?
Er war auf dem Autodeck angekommen. Wie es ihm aufgetragen worden war, legte er die Schlüssel in das Handschuhfach seines Sportwagens. Von seinem Standort am hinteren Ende des Autodecks aus konnte er in den vorderen Reihen mehrere Lastwagen erkennen. Er machte sich auf den Weg zu ihnen.
Als er den Schriftzug »Silverlake Transport« entdeckte, schlängelte er sich zu dem Fahrzeug durch.
»Und was tue ich jetzt?«, fragte er.
»Die Anweisungen kleben auf dem Kühlschrank. Steht alles für Sie da. Nein, nicht für Sie, aber das werden Sie dann schon sehen. Und vergessen Sie nicht, keine Polizei. Ich habe meine Augen und Ohren auf Sie gerichtet, und ich habe einen Fernzünder. Also machen Sie sich an die Arbeit, und seien sie schön brav. Die Fähre macht peng, sollten ein Sondereinsatzkommando
der Polizei auftauchen oder irgendwelche Rettungsboote über Bord gehen.«
»Und dann?«
»Sie werden schon merken, ob Sie alles richtig machen. Wenn ja, melde ich mich bei Ihnen. Wenn nein, gehen Sie mit Mann und Maus unter.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Tyler begab sich zur Rückseite des Lastwagens und tastete unter dem linken Hinterrad nach dem Schlüssel. Er klebte dort, genau wie angekündigt.
Er sah sich verstohlen um, erblickte aber nur eine ältere Frau, die ihren Hund spazieren führte. Er war allein.
Der Schlüssel passte in das Vorhängeschloss, und Tyler schob bedächtig die Tür hoch. Er ging zwar nicht davon aus, dass der Kerl die Bombe in die Luft gehen lassen würde, wenn er die Tür bewegte, aber er war dennoch auf der Hut. Alles schien okay.
Tyler öffnete die Tür nur einen Spalt, damit er sich hindurchzwängen konnte. Wenn ihn wirklich eine Bombe erwartete, durfte sie niemand von der Besatzung sehen und womöglich Alarm auslösen.
Er hatte damit gerechnet, die Tür offen lassen zu müssen, damit es hell genug im Laderaum wäre, aber an den Seitenwänden waren zwei Lampen befestigt. Er knipste sie an und schloss die Tür.
Auf einem Sofa türmten sich Kartons, Stühle und ein Tisch. Mitten in dem Durcheinander thronte ein Kühlschrank, ein altes Modell mit Griff. Auf der Tür klebte ein brauner Umschlag. Er inspizierte ihn gründlich und riss ihn erst auf, als er sich sicher war, dass von ihm keine Gefahr ausging.
In dem Umschlag steckte ein Bogen Papier. Das dürften die angekündigten Anweisungen sein, dachte er.
Es mochten Anweisungen sein, aber anfangen konnte er nichts mit ihnen. Er konnte noch nicht einmal die Wörter lesen,
nur einzelne Buchstaben erkannte er, sie waren ihm vom Studium her vertraut.
Der Text war auf Griechisch abgefasst.
Er suchte nach einem versteckten Code oder einer Botschaft. Er suchte nach irgendeinem Hinweis, der ihm helfen würde, die Bombe zu entschärfen. Wenn man bedachte, wie viel der Bombenleger über ihn wusste, hätte
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