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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Stimme des Geistes war kraftlos, dünn und klagend, und sie kroch bereits wieder rückwärts in die Geschichte zurück.
    Du kommst nicht mehr an mich heran, dachte sie. Du bist verbraucht. Auch du bist jetzt schwach. Wie schwierig war es, einen Mann in den Tod zu hetzen? Du kannst nicht herein. Auch wenn du es noch so sehr versuchst. Sie griff in die Asche und hob einen Feuerstein auf, der noch warm war von den Flammen; sie lagen überall herum, die schärfsten aller Steine. Entstanden in der Kreide, so wie irgendwie auch Tiffany selbst. Glatt lag der Stein in ihrer Hand, wie die Hand eines Freundes.
    »Du lernst es nie, nicht wahr?«, sagte sie. »Du begreifst einfach nicht, dass auch andere Menschen denken. Natürlich wärst du nicht ins Feuer gelaufen; aber in deiner Überheblichkeit hast du übersehen, dass die Flammen dich einholen würden.«
    Deine Macht besteht nur aus Gerüchten und Lügen, dachte sie. Du bohrst dich in Menschen hinein, die unsicher, hilflos, besorgt und ängstlich sind. Damit sie in anderen Menschen ihren Feind sehen, während in Wahrheit du ihr Feind bist und schon immer warst – du, der Meister der Lügen. Nach außen bist du das Grauen, aber innen bist du nichts als Schwäche.
    Ich bin innen aus Feuerstein.
    Das ganze Feld strahlte noch eine große Hitze aus. Tiffany pflanzte sich fest mit den Füßen auf und packte den Stein fester. Was unterstehst du dich, hierherzukommen, du Wurm! Was wagst du es, unbefugt in mein Land einzudringen! Der Feuerstein in ihrer Hand wurde heißer und heißer, bis er zerschmolz und zwischen ihren Fingern hindurch auf die Erde tropfte – während sie sich konzentrierte. So etwas hatte sie noch nie zuvor probiert. Tief atmete sie die von den Flammen gereinigte Luft ein.
    Und wenn du wiederkommst, Tückischer, wirst du einer anderen Hexe wie mir begegnen. Eine Hexe wie mich wird es immer geben, weil es immer solche wie dich geben wird. Weil wir ihnen Raum geben. Aber hier und jetzt, auf diesem verdammten Fleckchen Erde, bin ich die Hexe, und du bist nichts. Ho!, das freut die Augen sehr, etwas Böses ist nicht mehr.
    Ein Fauchen in ihrem Kopf verlosch und ließ sie mit ihren Gedanken allein.
    »Keine Gnade«, sagte sie laut. »Keine Rettung. Du hast einen Mann gezwungen, seinen harmlosen Singvogel zu töten, und das war vielleicht das größte Verbrechen von allen.«
     
    Als sie zu den anderen zurückging, war sie wieder die Tiffany Weh, die Käse machen konnte und sich mit alltäglichen Problemen herumschlug, und nicht mehr die Hexe, die geschmolzenes Gestein zwischen den Fingern zerdrückte.
    Das glückliche, wenn auch leicht angesengte Paar be-rappelte sich allmählich wieder. Lätitia setzte sich auf. »Ich komme mir vor wie gekocht«, sagte sie. »Was riecht denn hier so komisch?«
    »Das dürftest du selber sein«, antwortete Tiffany. »Und ich fürchte, dein Traum von einem Spitzennachthemd taugt jetzt nur noch zum Fensterputzen. Wir sind leider nicht so schnell gesprungen wie die Häsin.«
    Lätitia blickte sich um. »Und Roland? Hat er etwas abbekommen? «
    »Keinen Kratzer. Er ist wie neu«, sagte Preston munter. »Der lehmige Schweinemist war sein Glück.«
    Lätitia zögerte kurz. »Und dieses … Ding?«
    »Ist weg«, sagte Tiffany.
    »Und Roland geht es auch wirklich gut?«, beharrte Lätitia.
    Preston griente. »Alles im Lot, Fräulein. Die wichtigsten Teile sind noch dran. Es könnte bloß ein bisschen weh tun, die Kruste abzukratzen. Sie ist möglicherweise angebacken. «
    Lätitia nickte und wandte sich langsam wieder Tiffany zu. »Was hast du uns da zugerufen, als wir gesprungen sind?«
    Tiffany holte tief Luft. »Ich habe euch getraut.«
    »Du hast uns getraut? Du … uns ?«
    »Ja«, sagte Tiffany. »So ist es. Zusammen über das Feuer zu springen ist ein uralter Hochzeitsbrauch. Und weil man noch nicht mal einen Priester dafür braucht, kann man schön an den Bewirtungskosten sparen.«
    Die eventuell Frischvermählte überlegte. »Bist du dir sicher?«
    »So hat es mir jedenfalls Frau Ogg erzählt. Und ich wollte es schon immer mal ausprobieren.«
    Diese Antwort schien Lätitias Zustimmung zu finden, denn sie sagte: »Frau Ogg ist eine sehr kluge Frau, das muss ich zugeben. Sie weiß erstaunlich viel.«
    Tiffany verzog keine Miene. »Erstaunlich viel über viel Erstaunliches.«
    »Oh! Ja … äh.« Lätitia hüstelte ausgiebig und hängte an ihr »Äh« noch ein »Hm« an.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Tiffany.
    »Das Wort, mit dem

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