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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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du mir befohlen hast zu springen. War das nicht ein schlimmer Ausdruck?«
    Tiffany hatte mit dieser Frage gerechnet. »Das scheint zu diesem Brauch dazu zu gehören.« Fast ebenso zaudernd wie vorher Lätitia fügte sie hinzu: »Ich glaube auch nicht, dass Roland ein Bube ist. Obendrein verändern sich die Wörter und ihr Gebrauch doch im Laufe der Jahre.«
    »Also, bei dem Wort glaube ich das nicht!«
    »Na ja, es kommt immer auf die Umstände und auf den Kontext an«, antwortete Tiffany. »Einer Hexe ist im Notfall jedes Mittel recht. Das wirst du vielleicht eines Tages auch noch lernen. Außerdem bekommen bestimmte Wörter manchmal eine andere Bedeutung. Busen beispielsweise.«
    Tiffany dachte: Wieso mache ich hier eigentlich mit ihr Konversation? Ach, ich weiß: Weil es ein Anker ist, der mir die Gewissheit zurückgibt, dass ich ein Mensch unter Menschen bin, und weil es mir hilft, das Grauen aus meiner Seele zu spülen …
    »Was das angeht, habe ich leider nicht allzu viel zu bieten«, sagte Rolands Braut.
    »Das wäre vor einigen hundert Jahren etwas ungünstig gewesen. Damals musste die Braut nämlich ihrem Bräutigam bei der Trauungszeremonie geloben, mit ihm den Busen zu tauschen.«
    »Da hätte er nicht viel von gehabt, es sei denn, ich hätte mir ein Kissen ins Mieder gestopft!«
    »Außerdem hätte dir sein Busen ewige Treue gelobt.«
    »Wie bitte? Rolands Busen?«
    »Ja, weil Busen damals Herz hieß.«
    »Ach so! Na, mein Herz hat er ja schon längst.« Lätitia räusperte sich. »Erklärst du mir noch mal, was wir da gerade gemacht haben – außer zu heiraten, versteht sich?«
    »Also«, sagte Tiffany. »Ihr habt mir geholfen, eines der fürchterlichsten Ungeheuer in die Falle zu locken, die jemals die Welt verpestet haben.«
    Die Jungvermählte strahlte. »Tatsächlich? Ist ja ein Ding! Ich freue mich, dass wir uns auch mal nützlich machen konnten. Wenn ich nur wüsste, wie wir uns für deine ganze Hilfe revanchieren sollen.«
    »Also, für saubere aussortierte Betttücher und alte Stiefel habe ich immer Verwendung«, sagte Tiffany ernst. »Ihr braucht mir aber nicht dafür zu danken, dass ich eine Hexe bin. Dankt lieber meinem Freund Preston. Er hat sich für euch richtig in Gefahr begeben. Wir waren ja wenigstens zu dritt. Aber er war ganz allein.«
    »Das ist, streng genommen, nicht völlig korrekt«, sagte Preston. »Zum einen waren mir schon mal die Streichhölzer nass geworden, aber Herr Doofer Wullie und seine Freunde waren so nett, mir welche zu leihen. Ich soll Ihnen übrigens ausrichten, dass das nicht verboten war, weil sie mir geholfen haben und nicht Ihnen! Und obwohl Damen anwesend sind, muss ich noch hinzufügen, dass sich das Feuer ohne sie wohl nicht so schnell ausgebreitet hätte. Sie haben nämlich die Flammen mit ihren Kilts angefacht. Ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst.«
    »Das hätte ich gern gesehen«, sagte Lätitia höflich.
    »Wie auch immer.« Tiffany redete schnell weiter, damit sich dieses Bild gar nicht erst in ihrem Kopf festsetzen konnte. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir uns auf die Tatsache konzentrieren, dass ihr morgen von Pastor Ei noch einmal getraut werdet, aber auf eine etwas gesellschaftsfä-higere Art. Und wisst ihr, was das Schönste an morgen ist? Es ist heute !«
    Roland, der sich stöhnend den Kopf hielt, blinzelte. »Was ist heute?«

15
    Ein Schatten und ein Flüstern
    Alles in allem war es eine schöne Hochzeit, fand Tiffany. Doch, wirklich, eine sehr schöne Hochzeit. Pastor Ei, der eine ungewöhnlich große Anzahl von Hexen unter den Gästen wusste, beschränkte sich, was das Religiöse anging, auf ein Minimum. Hold errötend schritt die Braut zum Altar, nur um tiefrot zu erglühen, als sie an Nanny Ogg vorbeikam, die ihr aufmunternd den Daumen entgegenreckte. Auf das Reisstreuen folgte das traditionelle Reisfegen. Es wäre doch eine Schande gewesen, gute Lebensmittel verkommen zu lassen.
    Es wurde gejubelt, es wurde gratuliert, und sogar die Herzogin strahlte vor Glück. Zur Überraschung der meisten schien sie für jeden ein freundliches Wort zu haben und plauderte fröhlich mit allen – auch mit den Mägden. Tiffany war die Einzige, die wusste, warum sie sich hin und wieder nervös zu Frau Prust umdrehte.
    Dann wurde es für Tiffany Zeit, sich unauffällig davonzumachen. Auf dem Königsfeld half sie Preston, ein Loch zu graben und die zusammengeklaubten verkohlten Überreste darin zu versenken, so tief, dass keine Pflugschar

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