DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
Ehemann und ein Haus, in dem wir es uns leisten könnten, zu leben.“
Lydia kam um vor Gewissensbissen, weil sie nur an sich gedacht hatte, als sie sich geweigert hatte, ihr Gartenarchitekturstudium abzubrechen. Sie war voller Mitleid mit ihrer Mutter, die ihren zweiten Mann vergöttert hatte. Dennis hatte Virginias Liebe und ihr Vertrauen ausgenutzt und sie verletzt und gedemütigt, und Lydia konnte den Schmerz ihrer Mutter sehr gut nachempfinden, weil es ihr kaum achtzehn Monate zuvor ganz ähnlich mit Cristiano Andreotti ergangen war.
„Was soll ich nur tun?“, schluchzte Virginia plötzlich. „Ich habe solche Angst.“
Die ungewohnten Tränen ihrer Mutter bestürzten Lydia nur noch mehr. „Alles wird gut“, versuchte sie, Virginia zu trösten. „Was auch passiert, wir werden es gemeinsam durchstehen.“
„Aber ich stecke so tief in Schwierigkeiten“, gestand Virginia mit erstickter Stimme, wobei sie ihrer Tochter einen verstohlenen Blick zuwarf. „Du hast keine Ahnung, wie tief.“
Lydia riss sich von diesen trübsinnigen Erinnerungen los, während sie von der Polizeiwache durch den Park nachHause ging. Der starke Regen verdeckte die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Sie fühlte sich wie eine hoffnungslose Versagerin. Wenn die Polizei sich weigerte, ihre Geschichte zu glauben, würde sie ihrer Mutter nicht helfen können. Warum passierte es ihr immer wieder, dass sie am Ende ihre Mutter doch im Stich ließ und enttäuschte? Wie oft hatte Virginia dank ihrer bereits den Mann verloren, den sie liebte? Lag vielleicht irgendein Fluch auf ihr?
Zuerst war es Lydias Vater gewesen, der niemals in dem kleinen Boot hinausgefahren wäre, wenn seine unternehmungslustige Tochter nicht so darum gebettelt hätte. Natürlich war es ein tragischer Unfall gewesen, aber das änderte nichts an den schrecklichen Folgen.
Der nächste war Rick, Virginias Freund, als Lydia ein Teenager gewesen war. Mit Schaudern erinnerte sich Lydia an das hässliche Ende dieser Beziehung und an die bitteren Vorwürfe, die ihre Mutter ihr gemacht hatte. Aber ob es ihr gefiel oder nicht, natürlich war auch sie wieder der Grund für das Ende dieser Beziehung gewesen, und ihre Mutter war erneut mit gebrochenem Herzen und allein zurückgeblieben.
Nach dieser Vorgeschichte hatte Lydia sich ehrlich für ihre Mutter gefreut, als diese bei Dennis Carlton erneut ihr Glück gefunden hatte. Und obwohl sie ihren Stiefvater eigentlich nicht mochte, hatte sie Virginia zuliebe gern Sympathie geheuchelt. Allerdings hätte sie sich niemals träumen lassen, dass ihre Mutter einmal so verzweifelt sein würde, gewaltige Summen zu unterschlagen in ihrem Bemühen, den finanziellen Druck, der auf ihrer Ehe lastete, zu lindern, allein, um ihren Ehemann zu halten.
Als Virginia ihr tränenreich die ganze, traurige Wahrheit gebeichtet hatte, versprach Lydia ihr sofort, sie zu beschützen. Und in der Angst war ihre Mutter ihr so dankbar, dass sie ihrer Tochter zur Abwechslung einmal echte Wärme und Herzlichkeit entgegenbrachte. Lydia kamen erneut dieTränen, als sie jetzt daran zurückdachte. Nein, ihre Mutter würde die Schande eines Gerichtsverfahrens oder gar den harten Gefängnisalltag nicht überleben.
Nur leider schien Lydias Bereitschaft, die Schuld für die Unterschlagung auf sich zu nehmen, nicht länger auszureichen, um Virginias Haut zu retten, denn die Polizei war anscheinend fest entschlossen, Virginia aufzuspüren. Jetzt blieb Lydia nur noch ein Weg, wie sie ihr Versprechen halten und ihre Mutter vor strafrechtlicher Verfolgung schützen konnte.
Bis auf die Haut durchnässt betrat sie ihr kleines Haus und schloss die Tür hinter sich. Langsam nahm sie Cristianos Visitenkarte von dem Regal, auf dem er sie abgelegt hatte. Wenn er das unterschlagene Geld bezahlte, würden alle Anklagen fallen gelassen und ihre Mutter könnte wieder nach Hause kommen. Virginia würde in Sicherheit sein … war das nicht alles, was wirklich zählte?
Lydia zog es vor, Cristiano eine SMS zu schreiben, denn sie hätte es nicht über sich gebracht, ihre Niederlage ihm gegenüber direkt in Worte zu fassen.
Du kannst mich haben, wenn Du mich willst.
3. KAPITEL
Nur Minuten später läutete Lydias Telefon.
„Lia …“, meldete sich Cristiano sexy und vielsagend.
„Lydia bitte. Lia ist der Künstlername, auf dem meine Agentur bestanden hat, aber er hat mir nie gefallen“, antwortete sie möglichst sachlich, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Ich
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