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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Hospital ging, nahm er den Jungen mit. Er forderte ihn schon damals auf, mich zu besuchen, aber Edwin weigerte sich. Der gute Meurig - er hat sein Bestes getan.
    Heute hat der Junge den Bitten seines Freundes endlich nachgegeben - und jetzt siehst du, was daraus geworden ist!
    Als Edwin zur Tür hereinkam, triumphierte Gervase und war schrecklich ungerecht. Er fragte, ob mein Sohn wie ein Bettler zu Kreuze kriechen wollte, um sein Erbe zurückzugewinnen - was niemals in Edwins Absicht lag! Lieber wäre er gestorben.
    ›So, jetzt gibst du also klein bei!‹ rief Gervase. ›Wenn du vor mir niederkniest und mich um Verzeihung bittest, lasse ich mich vielleicht erweichen.‹ Edwin entgegnete, einem so bösen, tyrannischen alten Monstrum würde er sich niemals beugen. So ging es weiter, ein Wort gab das andere, und schließlich schrien sie sich an wie zwei Verrückte. Allerdings muß ich Edwin zugute halten, daß er sich anfangs sehr beherrscht hat und daß es ziemlich lange dauerte, bis er Gervases Sticheleien nicht mehr ertrug und in Wut geriet. Er sagte, was er zu sagen hatte, Gervase warf einen Teller und einen Becher nach ihm, und dann liefen Aldith und Aelfric und Meurig herein, um mir zu helfen und ihn zu beruhigen. Edwin stürmte hinaus - und das war's.«
    Cadfael schwieg eine Weile und dachte über die anderen nach, die zur Tatzeit hiergewesen waren. Ein hitziger, in seinem Stolz verletzter Junge hätte Bonel vielleicht mit den Fäusten niedergestreckt oder sogar mit einem Dolch durchbohrt - aber niemals vergiftet. Sicher, Edwin war schon vor dem heutigen Tag mit Meurig im Hospital gewesen und hatte wahrscheinlich gesehen, wo die Arzneien verwahrt wurden. Er hatte einen Grund gehabt, die Tat zu begehen, und auch die Gelegenheit.
    Aber ein temperamentvoller Junge, der so frei und ungezwungen aufgewachsen war wie Edwin und dabei eine gesunde Selbstachtung entwickelt hatte, besaß wohl kaum das verbitterte, düstere, hinterhältige Gemüt eines Giftmörders.
    Außerdem - die anderen waren auch noch da.
    »Wie lange arbeitet Aldith schon für dich?« fragte Cadfael.
    »Sie ist entfernt mit mir verwandt«, antwortete Richildis und lächelte trotz ihres Kummers. »Ich kenne sie seit ihrer frühen Kindheit, und als sie vor zwei Jahren Vollwaise wurde, nahm ich sie zu mir. Ich liebe sie wie eine Tochter.«
    Das überraschte ihn nicht, nachdem er beobachtet hatte, wie eifrig sich Aldith nach dem Tod des Masters um Richildis bemüht hatte. »Und Meurig? Er sagte, er hätte in Master Bonels Haus gelebt, bevor er von deinem Schwiegersohn eingestellt wurde.«
    »Ja, mit Meurig ist das so eine Sache ... Seine Mutter, ein walisisches Dienstmädchen, hat auf Mallilie gearbeitet und ihrem Herrn - wie das in solchen Häusern üblich ist -ein Kind geschenkt. Er ist Gervases unehelicher Sohn. Die erste Gattin meines Mannes war anscheinend unfruchtbar, denn Meurig ist das einzige Kind, das er gezeugt hat - es sei denn, daß noch ein paar andere in der Grafschaft leben, von denen wir nichts wissen. Er sorgte recht anständig für Angharad, bis sie starb, kümmerte sich auch um Meurig und beschäftigte ihn als Stallknecht. Mir war das irgendwie unangenehm«, gestand Richildis. »Ich meine - Meurig ist so ein netter, vernünftiger junger Mann - und ich fand es ungerecht, daß er keinerlei Anspruch auf den Besitz seines Vaters hat. Aber er hat sich niemals beklagt. Ich fragte ihn, ob er es nicht vorziehen würde, einen richtigen Beruf zu erlernen und sich ein eigenes Leben aufzubauen, und er sagte, das würde er sehr gerne tun. Und so bat ich Gervase, er möge ihm erlauben, bei Martin in die Lehre zu gehen. Dieser Wunsch wurde mir erfüllt. Und nachdem Edwin von zu Hause weggelaufen war«, fuhr Richildis mit zitternder Stimme fort, »ersuchte ich Meurig, den Jungen im Auge zu behalten und zu einer Aussöhnung mit Gervase zu bewegen. Ich erwartete nicht, daß mein Sohn nachgeben würde, denn er ist ebenso wie Meurig imstande, seinen eigenen Weg zu gehen. Ich wollte ihn nur zurückgewinnen ... Eine Zeitlang warf er mir vor, ich hätte mich, als ich zwischen meinem Kind und meinem Ehegatten wählen mußte, für Gervase entschieden. Aber ich hatte den Mann nun einmal geheiratet - und er tat mir leid ...« Ihre Stimme versagte, und sie machte eine kleine Pause. Dann fügte sie hinzu: »Ich war immer froh, daß ich Meurig hatte. Er war uns beiden ein guter Freund.«
    »Er kam also auch mit deinem Mann gut aus? War kein böses Blut zwischen

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