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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bestimmt ein Trost für meine Mutter, daß sie dich in ihrer Nähe weiß«, meinte Sibil seufzend, »gerade jetzt, wo sie von einem so schweren Schicksalsschlag getroffen wurde. Dir kann sie vertrauen.«
    »Ich hoffe, daß sie Vertrauen zu mir hat«, entgegnete Cadfael. »Und sie kann sich auf mich verlassen. Ich bin gekommen, um euch meine Hilfe anzubieten. Da ich das mörderische Gift hergestellt habe, bin ich ebenfalls in diese unselige Sache verwickelt. Deshalb bin ich ein Freund all jener, die fälschlicherweise verdächtigt werden. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um den Schuldigen zu entlarven.
    Wenn mich einer von euch sprechen will und meinen Rat sucht, ihr findet mich zwischen den Gottesdiensten im Kräutergarten.
    Dort werde ich mich auch heute abend aufhalten, bis zur Mitternachtsmesse. Euer Geselle Meurig kennt sich auf dem Gelände der Abtei aus. Ist er hier?«
    Martin nickte. »Er schläft auf dem Dachboden, an der anderen Seite des Hofs. Natürlich hat er uns erzählt, was in der Abtei geschehen ist. Aber ich gebe dir mein Wort - er hat den Jungen nicht mehr gesehen, seit er aus dem Haus seiner Mutter gelaufen ist. Und wir haben ihn seither auch nicht zu Gesicht bekommen. Wir wissen nur, daß er kein Mörder ist und daß er zu einer solchen Tat niemals fähig wäre.«
    »Dann könnt ihr ruhig schlafen, denn Gott hält Wache. Nun laß mich wieder hinaus, Alys, und verriegle die Tür hinter mir.
    Ich muß zum Abendgebet gehen.«
    Das Mädchen schob den Riegel zurück und hielt ihm die Tür auf. Als er hinausging, starrten ihm die kleineren Kinder neugierig nach. Die Eltern wünschten ihm eine gute Nacht und sagten sonst nichts mehr. Aber während er die Wyle-Straße hinabeilte, erfreute er sich der Gewißheit, daß man in diesem unglücklichen Haus seine Botschaft verstanden und willkommen geheißen hatte.
    »Selbst wenn es unbedingt erforderlich ist, daß noch in dieser Nacht ein frischer Hustensirup gekocht wird«, begann Bruder Mark, der nach der Komplet an Cadfaels Seite die Kirche verließ, »gibt es keinen vernünftigen Grund, warum ich das nicht übernehmen könnte. Warum willst du dich nach diesem anstrengenden Tag damit abplagen? Oder glaubst du, ich hätte vergessen, wo wir das Wollkraut und die Süßdolde und die Gartenraute, den Rosmarin und die Wegrauke verwahren?« Die Aufzählung dieser Zutaten gehörte zu Marks Argumentation. Der junge Mann entwickelte allmählich ein besitzergreifendes Verantwortungsgefühl für seinen Lehrmeister.
    »Du bist jung«, erwiderte Cadfael, »und du brauchst deinen Schlaf.«
    »Ich enthalte mich einer passenden Antwort«, sagte Bruder Mark vorsichtig.
    »Das will ich dir auch geraten haben. Aber ich kann einen weiteren Einwand vorbringen. Du bist erkältet und solltest das Bett hüten.«
    »Ich bin nicht erkältet«, widersprach Bruder Mark energisch.
    »Aber wenn du glaubst, daß du was zu tun hast, wovon ich nichts wissen soll - bitte, dann gehe ich ins Wärmezimmer und dann ins Bett.«
    »Was du nicht weißt, kann dir später nicht vorgehalten werden«, meinte Cadfael versöhnlich.
    »Gibt es denn gar nichts, was ich in gesegnetem Unwissen für dich tun dürfte? Als man mich zu deinem Gehilfen ernannte, schärfte man mir ein, ich müßte dir stets gehorsam sein und alle Aufträge erfüllen, die du mir erteilst ...«
    Cadfael nickte. »Besorg mir eine Kutte in deiner Größe und versteck sie unter meinem Bett, bevor du schlafen gehst.
    Vielleicht brauche ich sie nicht, aber ...«
    »Das genügt schon!« fiel ihm Bruder Mark fröhlich ins Wort und verzichtete auf weitere Erklärungen - was allerdings nicht bedeutete, daß er keine Spekulationen anstellte. »Benötigst du auch eine Schere für die Tonsur?«
    »Du wirst immer frecher«, bemerkte Cadfael, mehr wohlwollend als mißbilligend. »Nein, eine Tonsur wäre sicher unerwünscht. Wir verlassen uns auf die Kapuze und einen kalten Morgen. Geh jetzt, mein Junge, setz dich für eine halbe Stunde ins Wärmezimmer - und dann ab ins Bett!«
    Wenn man einen Sirup braute, der zusammen mit getrockneten Kräutern und Honig langsam kochen mußte, war es erforderlich, die Kohlenpfanne zu erhitzen. Sollte ein Gast die Nacht im Gartenschuppen verbringen, würde er es bis zum nächsten Morgen warm und gemütlich haben. Gemächlich zerstampfte Cadfael seine Kräuter zu feinem Pulver und begann in der Honigbrühe zu rühren, die im Kessel über der Glut brodelte. Er wußte nicht, ob der Köder, den er

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