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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Halle führte. Ein Junge kam aus der Küche, grinste ihn dreist an und lief an ihm vorbei. Offenbar zählte er ihn zu den Leuten, die sich hier auch ohne Hilfe zurechtfanden.
    Cadfael durchquerte die Halle mit der hohen Balkendecke und gelangte ins Sonnenzimmer. Dies mußte der Raum sein, für den Bonel bei Martin Bellecote eine Wandtäfelung bestellt hatte. Und dabei war er zum erstenmal Richildis Gurney begegnet und hatte sein Herz an sie verloren - an die ehemalige Richildis Vaugham, Tochter eines ehrbaren, bescheidenen Kaufmanns.
    Martin hatte gute Arbeit geleistet und die Paneele geschickt und liebevoll eingepaßt. Das Sonnenzimmer war kleiner als die Halle. In einer Nische befand sich eine winzige Kapelle. Die polierte, reich geschnitzte Eichentäfelung verströmte einen angenehmen Duft und glänzte im Sonnenlicht, das durch das große Fenster hereinfiel. Edwin hatte einen guten Schwager und einen guten Lehrmeister, und er brauchte sich nicht zu beklagen, wenn er sein herrschaftliches Erbe verlieren würde.
    »Verzeih, Bruder!« Eine respektvolle Stimme klang hinter Cadfaels Rücken auf. »Man hat mir nicht mitgeteilt, daß ein Bote aus Shrewsbury eingetroffen ist.«
    Verwirrt drehte sich Cadfael um. Der Verwalter des Klosters stand vor ihm, ein weltlicher Rechtskundiger -jung genug, um seinem Dienstherren mit Ehrfurcht zu begegnen, aber doch schon so reif, daß er seine Domäne völlig unter Kontrolle hatte.
    »Ich bin es, der sich entschuldigen muß«, erwiderte Cadfael, »weil ich hier hereingeplatzt bin. Um die Wahrheit zu gestehen - ich habe hier nichts zu tun, nur in der Nachbarschaft. Und weil ich neugierig war, wollte ich unser neues Haus begutachten.«
    »Wenn es tatsächlich euch gehört,« bemerkte der Mann seufzend und hob vielsagend die Brauen, um anzudeuten, wie viel die Abtei zu verlieren hatte. »Anscheinend ist das im Augenblick zweifelhaft. Natürlich macht das keinen Unterschied bezüglich meines Auftrags, Mallilie in Ordnung zu halten - wer immer es letzten Endes besitzen wird. Das Landgut wurde umsichtig verwaltet und wirft beträchtlichen Gewinn ab, das steht fest. Aber-nachdem du nicht zu uns geschickt wurdest, Bruder - wo wohnst du? Solange wir die Verantwortung für das Haus tragen, können wir dir ein Gästezimmer anbieten - falls du hierbleiben willst.«
    »Das darf ich nicht. Der Prior hat mich zu den Schafhürden von Rhydycroesau geschickt, wo ich einen kranken Bruder pflegen muß, einen Schäfer. Außerdem soll ich seine Pflichten übernehmen, bis er genesen ist.«
    »Ich hoffe, dein Patient befindet sich bereits auf dem Wege der Besserung?«
    »Ja, es geht ihm wieder gut, daß ich es wagen konnte, ihn für ein paar Stunden zu verlassen und mir das Landgut anzusehen, das uns vielleicht durch die Finger schlüpfen wird.
    Hast du einen unmittelbaren Grund zu der Annahme, daß man die Vereinbarung für ungültig erklären wird? Abgesehen von der offenkundigen Tatsache, daß sie nicht rechtzeitig gesiegelt wurde?«
    Der Verwalter runzelte die Stirn und kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. »Durch Bonels Tod hat sich eine seltsame Situation ergeben, denn sowohl der weltliche Erbe als auch die Abtei haben ihre Ansprüche verloren, und die Zukunft von Mallilie ist ungewiß. Graf von Chester, der Oberlehnsherr, kann nach Belieben darüber verfügen, und ich bezweifle, daß er das Landgut in diesen unruhigen, schwierigen Zeiten einer Ordensgemeinde überlassen wird. Sicher, wir könnten ihn darum bitten - aber erst, wenn Shrewsbury wieder einen richtigen Abt hat, mit allen Vollmachten. In der Zwischenzeit bleibt uns nichts anderes übrig, als die Ländereien zu verwalten, bis eine rechtskräftige Entscheidung gefallen ist.
    Willst du mit mir zu Mittag essen, Bruder, oder wenigstens einen Schluck Wein trinken?«
    Die Einladung zum Essen lehnte Cadfael ab, denn es war noch früh, und er wollte die restlichen Stunden des Tageslichts nutzen. Aber den Wein nahm er erfreut an. Sie setzten sich auf eine Bank im Sonnenzimmer, und der dunkelhaarige, walisische Küchenjunge brachte eine Flasche und zwei Trinkhörner.
    »Hattest du keinen Ärger mit den Walisern im Westen?« fragte Cadfael.
    »Nein - niemals. Die Leute haben sich schon vor Jahren an die Nachbarschaft der Bonels gewöhnt, und es gab kein böses Blut, weder auf der einen noch auf der anderen Seite.
    Allerdings habe ich wenig Kontakt mit den Walisern, abgesehen von unseren Pächtern. Du weißt, daß die Waliser und Engländer hier im

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