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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Lebendiges und fiel hart auf den Boden.
    Meine Nerven waren nicht mehr so gut wie vor achtundvierzig Stunden, und meine Reaktionen waren dementsprechend. Ich hatte das Messer in der Hand und wollte ihn fertigmachen, ehe er auf die Beine kam. Auf seine vier Beine. Er strömte etwas von dem penetranten Aroma aus, das Tim Hutchinsons Häutungsschuppen verbreitete. Es soll mir einer erklären, warum eine Bergziege, die sich doch unentwegt an Chlorophyll labt, stinken kann. Ich sagte ein paar versöhnliche Worte zu meinem vierbeinigen Freund, und diese schienen nicht ohne Wirkung zu bleiben, denn er versuchte nicht, mich mit seinen Hörnern zu stoßen. Ich ging weiter.
    Eine solche erniedrigende Begegnung, stellte ich grimmig fest, passiert niemals den Männern vom Schlag Errol Flynns. Ferner, falls Errol Flynn bei einem solchen kleinen Sturz jemals eine Taschenlampe bei sich gehabt hätte, wäre diese nie entzweigegangen, und er hätte auch eine Kerze getragen, sie hätte hell in der Dunkelheit weitergebrannt. Aber nicht meine Taschenlampe. Nicht meine gummiverkleidete, mit Gummi abgesicherte Birne aus Plexiglas. Garantiert bruchsicher. Sie war kaputt. Ich holte eine bleistiftgroße Lampe aus der Tasche und versuchte sie unter meiner Jacke. Ich hätte mir die Vorsicht sparen können. Selbst ein Glühwurm hätte sie ausgelacht. Ich steckte sie wieder in die Tasche und ging weiter.
    Ich wußte nicht, wie weit ich von dem verhängnisvollen Klippenende noch entfernt war. Deshalb warf ich mich zu Boden und kroch auf allen vieren vorwärts. Innerhalb von fünf Minuten erreichte ich das Klippenende und fand fast augenblicklich, wonach ich gesucht hatte. Die Kerbe war etwa fünfzig Zentimeter breit und zehn Zentimeter tief. Die Spuren waren frisch, aber nicht zu frisch. Das Gras war an den meisten Stellen wieder gewachsen. Der Zeitabschnitt mußte ungefähr stimmen. Es war die Spur, die der Rumpf des Flugzeuges hinterlassen hatte, als es unbemannt gestartet worden war. Es hatte nicht genügend Geschwindigkeit gehabt, um sich in die Luft zu erheben, und war über das Klippenende gestürzt, wobei es diese Spur hinterlassen hatte, als es vornüber kippte. Das war alles, was ich brauchte. Das, den beschädigten Boden des Bootes der Oxford-Expedition und die dunklen Ringe unter den blauen Augen von Sue Kirkside. Hier war kein Zweifel möglich.
    Ich hörte ein leises Geräusch hinter mir. Selbst ein einigermaßen kräftiger Fünfjähriger, der mich an den Beinen packte, hätte mich, ohne daß ich etwas dagegen tun könnte, über den Klippenrand stoßen können. Aber vielleicht war es auch mein vierbeiniger Freund von vorhin, der sich für die rohe Unterbrechung seines Nachtschlafes rächen wollte. Ich warf mich herum, Taschenlampe und Pistole in den Händen. Es war wirklich mein Freund. Seine gelben Augen starrten unheilvoll in die Nacht. Aber dieser Ausdruck täuschte. Er war nur neugierig oder freundlich, oder auch beides. Ich schob mich langsam zurück, bis ich nicht mehr von ihm gestoßen werden konnte, streichelte dann leise seinen Kopf und machte mich davon. Wenn das so weiterging, würde ich, noch ehe die Nacht vorüber war, einem Herzschlag erliegen.
    Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen, und auch der Wind hatte stark nachgelassen. Zum Ausgleich hierfür war der Nebel schlimmer denn je. Er umgab mich völlig, und ich konnte kaum einen Meter weit sehen. Ich dachte daran, wie es wohl Hutchinson in diesem Wetter ergehen würde, schob aber den Gedanken schnell wieder von mir. Ich hatte keinen Zweifel, daß er seinen Job wesentlich besser verstand als ich den meinen. Ich hielt mich so, daß der Wind von der rechten Seite kam, und ging auf das Schloß zu. Unter meinem Gummiregenmantel war mein letzter Anzug völlig verschmutzt. Das Ministerium würde eine ziemlich hohe Reinigungsrechnung zu bezahlen haben.
    Wie ein Blinder wäre ich fast gegen die Schloßmauer gelaufen, ehe ich sie im letzten Moment bemerkte. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich rechts oder links vom Eingangstor auf der dem Land zugewandten Seite befand. Daraufhin ging ich vorsichtig nach links, um es zu erkunden. Nach etwa drei Meter fiel die Mauer rechtwinklig zu einer anderen Mauer ab. Das bedeutete, daß ich mich an der linken östlichen Seite des Tores befand. Ich begann mich nach rechts zu tasten.
    Es war gut, daß ich auf dieser Seite angekommen war. Wäre ich auf die rechte Seite geraten, hätte der Wind anders gestanden, und ich hätte den

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