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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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sagte ich drohend, »und jetzt trinken Sie meinen. Fair ist fair.«
    »Wenn Sie sich beeilen.«
    Ich beeilte mich. Ich hatte vier Tassen auf einem kleinen Metalltablett in Null Komma nichts fertig. Eine starke Mischung aus Pulverkaffee, Milch und Zucker in allem. Und in einer Tasse noch etwas extra. Keiner beschwerte sich über den Kaffee. Hutchinson trank seine Tasse aus und sagte: »Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum Sie drei nicht ein bißchen ruhen sollten. Es sei denn, Sie glauben, daß ich Hilfe brauche?«
    Niemand glaubte, daß er Hilfe brauchte. Charlotte Skouras war die erste, die ging. Sie sagte, daß sie sehr müde sei, was ich nicht bezweifelte. Onkel Arthur und ich gingen kurz danach. Tim Hutchinson versprach mir, mich zu rufen, wenn wir uns dem Landeplatz an der Westseite von Dubh Sgeir näherten. Onkel Arthur wickelte sich auf der Couch im Salon in eine Decke, und ich ging in meine eigene Kabine.
    Ich lag etwa drei Minuten, dann stand ich auf, nahm eine dreieckige Feile, öffnete leise meine Kabinentür und klopfte an Charlottes Tür. Ich bekam keine Antwort, öffnete daraufhin die Tür und ging hinein. Leise schloß ich sie wieder und machte Licht.
    Sie schlief wirklich. Sie war Millionen Meilen weit weg. Sie hatte es nicht einmal mehr bis zum Bett geschafft, sondern lag völlig angekleidet auf dem Teppich. Ich legte sie ins Bett und breitete ein paar Decken über sie. Dann schob ich einen Ärmel hoch und untersuchte die Male, die das Seil hinterlassen hatte.
    Es war keine sehr große Kabine, und ich brauchte nur eine Minute, um das zu finden, wonach ich suchte.
    Es war eine erfreuliche Abwechslung für mich, ohne diesen verdammten feuchten Taucheranzug von der ›Firecrest‹ an Land zu gehen.
    Wie es Tim Hutchinson gelungen war, den alten Steinpier im Regen, Nebel und in der Dunkelheit zu finden, lag außerhalb meines Begriffsvermögens – wenn er es mir nicht später in der Nacht erzählt hätte. Er schickte mich mit einer Lampe in der Hand zum Bug, und ich will verdammt sein, wenn mir das Ding nicht aus der Dunkelheit entgegenschien, als ob er den Pier mit Radar angesteuert hätte. Er schaltete die Maschine auf Rückwärtslauf, brachte das Schiff bis auf einen halben Meter heran und wartete, bis ich den richtigen Absprungmoment gefunden hatte. Dann ging er mit voller Kraft nach rückwärts und verschwand im Nebel und in der Dunkelheit. Ich versuchte mir vorzustellen, wie etwa Onkel Arthur diese Situation gemeistert hätte, aber in diesem Fall versagte meine Vorstellungsgabe. Gott sei Dank schlief Onkel Arthur den Schlaf der Gerechten. Er war sicherlich tausend Meilen entfernt und träumte, er läge in seinem Bett im Londoner Westend.
    Der Weg vom Landungssteg bis zu dem darüberliegenden Plateau war steil und steinig. Und man hatte unvorsichtigerweise vergessen, ein Geländer zur Seeseite hin anzubringen. Ich war keineswegs schwer beladen, alles, was ich außer dem Gewicht meiner eigenen Jahre zu tragen hatte, war eine Taschenlampe, eine Pistole und ein Seil. Ich hatte weder die Absicht noch die Erwartung, einen Kraftakt à la Douglas Fairbanks an den äußeren Befestigungen des Schlosses von Dubh Sgeir auszuführen, aber die Erfahrung hatte mich gelehrt, daß ein Seil das wesentlichste Ausrüstungsstück ist, wenn man sich auf eine Insel mit Steilabhängen begibt. Trotz allem war ich ziemlich außer Atem, als ich die Spitze erreichte.
    Ich wandte mich nicht dem Schloß zu, sondern ging nach Norden, die Grasnarbe entlang, die zur Klippe am Nordende der Insel führte. Es war der Streifen, von dem der älteste Sohn von Lord Kirkside, zusammen mit seinem zukünftigen Schwager, in seinem Flugzeug an dem Tag aufgestiegen war, an dem die beiden verschwanden. Derselbe Streifen, über den Williams und ich nach unserem Gespräch mit Lord Kirkside und dessen Tochter vor weniger als zwölf Stunden geflogen waren. Der Streifen am äußersten nördlichen Ende, auf dem ich mir einbildete, das gesehen zu haben, was ich zu sehen wünschte. Ich war mir aber noch nicht ganz sicher und wollte mich jetzt vergewissern.
    Der Streifen war weich und eben, und ich kam gut vorwärts, ohne daß ich die große Gummistablampe, die ich bei mir hatte, benutzen mußte. So nahe am Schloß hätte ich sowieso nicht gewagt, sie zu benutzen. Von dorther war zwar kein Licht zu sehen, aber das war keine Garantie, daß die Gottlosen nicht trotzdem eine ständige Wache aufgestellt hatten. Ich stolperte über etwas Warmes, Weiches,

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