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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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hatte?«
    »Es war bei Gott keine ausgestreckte Freundeshand, von der in diesem Teil des Landes immer so viel geredet wird«, sagte ich bitter.
    »Wer und was ist er denn?«
    »Er ist ein Angehöriger der schottischen Fremdenverkehrsvereinigung, der ein Geheimtraining absolviert, um die Stellung eines Sonderbotschafters im Ausland einzunehmen. Er ist keiner von denen, die ich suche, das weiß ich bestimmt. Er ist auch kein Verrückter, er ist genauso normal wie Sie. Aber er ist verängstigt und verzweifelt dazu.«
    »Sie haben nicht in den Bootsschuppen hineingesehen. Sie wollten doch herausfinden, ob sich dort ein Boot befindet. Vielleicht war irgend jemand in dem Schuppen, der ein Gewehr auf ihn gerichtet hat.«
    »Das war eine der Überlegungen, die mich zu meinem schnellen Verschwinden veranlaßten. Ich hätte ihm jederzeit das Gewehr aus der Hand nehmen können.«
    »Und bei der Gelegenheit hätte er Sie erschießen können.«
    »Waffen gehören zu meinem Beruf. Der Sicherheitshebel war nicht zurückgezogen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung.« Williams' Gesicht zeigte, daß er von diesem Metier nicht viel verstand. Er war auch nicht so geübt wie ich, seine Gefühle zu verbergen. »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir fliegen zur zweiten Insel, die hier im Westen ist.« Ich sah auf die Karte. »Nach Craigmore.«
    »Sie vergeuden Ihre Zeit, wenn Sie dahin fliegen.« Er sprach sehr bestimmt. »Ich bin schon dort gewesen und habe einen schwerverwundeten Mann in ein Krankenhaus nach Glasgow gebracht.«
    »Verwundet, wieso?«
    »Er hatte sich mit einem Walfischmesser bis auf den Oberschenkelknochen geschnitten. Die Wunde war bereits entzündet.«
    »Ein Walfischmesser? Für Walfische? Ich habe noch niemals gehört, daß …«
    »Für Haie. Für die in der Sonne liegenden Haie, die finden Sie hier oben so häufig wie Makrelen. Man fängt sie wegen ihrer Leber – bei einem großen Hai kann man bis zu einer Tonne Öl aus der Leber gewinnen.« Er zeigte auf die Karte und dann auf ein kleines Zeichen an der Nordküste. »Das ist das Dorf Craigmore. Man sagt, daß es seit dem Ersten Weltkrieg verlassen ist. Wir kommen jetzt gerade heran. Einige dieser Burschen haben ihre Häuser wirklich auf den verdammtesten Plätzen erbaut.«
    Es stimmte, einige Häuser standen wirklich an unmöglichen Stellen. Wäre ich jemals vor die Wahl gestellt worden, mir hier oder am Nordpol ein Haus zu bauen, dann wäre es mir sehr schwergefallen, mich zu entscheiden. Vier winzige graue Häuser standen nahe dem Ufer an der Spitze der Insel. Einige gefährlich aussehende Riffe schufen einen natürlichen Hafendamm. Der Eingang durch diese Klippen sah noch gefährlicher aus. Zwei Fischerboote rissen an den Ankern und wurden vom Sturm zwischen den Riffen hin- und hergestoßen. Bei dem Haus, das dem Ufer am nächsten stand, war die dem Wasser zugekehrte Seite völlig abgerissen. Auf dem abfallenden Grund, der sich etwa acht bis zehn Meter zwischen dem Haus und der See erstreckte, sah ich drei Haie. Eine Handvoll Männer erschien am offenen Ende des Hauses und winkte uns zu.
    »Das ist ihr Häutungsschuppen«, sagte Williams. »Sie bringen die Haie direkt aus dem Wasser dort hinein.«
    »Das ist auch eine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Können Sie mich absetzen?«
    »Was glauben Sie, Mr. Calvert?«
    »Ich glaube nicht, daß es geht.« Es ging schon deshalb nicht, weil er seinen Hubschrauber auf dem Dach eines der kleinen Häuser hätte absetzen müssen. »Sie haben den kranken Mann mit der Winde hochziehen müssen, nicht wahr?«
    »Ja, und ich möchte Sie nicht gern mit der Winde herunterlassen, wenn Sie nichts dagegen haben. Nicht bei diesem Wetter und nicht ohne einen Copiloten, der mir helfen kann. Es sei denn, Sie wollen unbedingt abgesetzt werden.«
    »Nun, so unbedingt auch wieder nicht. Würden Sie sich für die Leute da unten verbürgen?«
    »Ich würde für sie bürgen. Es sind ordentliche Leute. Ich habe den Boß kennengelernt, Tim Hutchinson. Ein Australier, ungefähr so groß wie ein Haus, den hab' ich schon öfter getroffen. Die meisten Fischer an der Westküste würden für diese Leute einstehen.«
    »Schön, dann will ich Ihnen glauben. Zur nächsten Insel, nach Ballara.«
    Wir überflogen Ballara einmal. Dieses eine Mal war genug. Selbst eine Fliege wäre nicht in der Lage gewesen, auf Ballara zu leben.
    Wir waren jetzt über dem Kanal zwischen Ballara und Dubh Sgeir, und ›Beul nan Uamh‹ war ein Anblick, der

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