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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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nicht glauben. Wissen Sie denn, Mann, daß er nächstes Jahr die Peerswürde erhalten sollte?«
    »So bald schon? Er erzählte mir, daß er warten wolle, bis die Preise billiger seien.«
    Onkel Arthur sagte nichts. Normalerweise hätte er eine solche Bemerkung als tödliche Beleidigung empfunden, da er ja selbst in dem Augenblick, in dem er in den Ruhestand trat, automatisch zum Peer ernannt werden würde. Aber nichts dergleichen. Er war wirklich zutiefst betroffen.
    »Am liebsten würde ich den ganzen Haufen verhaften lassen«, sagte ich, »aber uns sind die Hände gebunden. Wir sind hilflos. Jetzt, nachdem wir es genau wissen, frage ich mich, ob Sie mir, noch ehe wir an Land gehen, einen Gefallen tun wollen. Es gibt zwei Dinge, die ich wissen möchte. Das eine ist, ob Sir Anthony wirklich unten im Clyde in irgendeiner Werft gewesen ist, um neue Stabilisatoren in seine Jacht einbauen zu lassen – das ist auf jeden Fall eine große Arbeit, und nur ganz wenige Werften können eine Jacht von der Größe der ›Shangri-la‹ aufnehmen. Das sollten Sie eigentlich in ein paar Stunden herausfinden. Menschen erzählen oft dumme und unnötige Lügen. Außerdem möchte ich wissen, ob Lord Kirkside die notwendigen Schritte unternommen hat, den Titel seines verstorbenen Sohnes – er war ein Viscount soundso – auf seinen jüngeren Sohn überschreiben zu lassen.«
    »Machen Sie die Sendeanlage fertig. Ich werde alles fragen, was Sie für richtig halten«, sagte Onkel Arthur müde. Er hörte mir kaum zu. Er war noch immer mit der Überlegung beschäftigt, daß ein zukünftiger Peer bis zum Hals in eine riesige Gaunerei verwickelt sein sollte. »Und geben Sie mir noch eine Flasche 'rüber, ehe Sie nach unten gehen.«
    Wenn Onkel Arthur so weitermachte, überlegte ich mir, war es nur günstig, daß die Heimat einiger der berühmtesten Whisky-Destillerien nicht weit von unserem Ankerplatz entfernt war.
    Ich senkte die Haube der zweiten vorgetäuschten Dieselmaschine auf den Boden des Maschinenraums, als ob sie so schwer wäre wie eine Tonne. Dann richtete ich mich auf, stand eine ganze Minute bewegungslos und ging zur Tür des Maschinenraums.
    »Sir Arthur?«
    »Ich komme, ich komme.« Eine Sekunde später stand er in der Tür, ein Whiskyglas in der Hand. »Alles für die Sendung bereit?«
    »Ich habe Hunslett gefunden, Sir.«
    Onkel Arthur kam langsam in den Maschinenraum, er bewegte sich wie ein Mann, der einen Wachtraum hat.
    Der Sender war fort. All unser Sprengstoff, unsere Abhöranlagen und unsere kleinen tragbaren Sender waren fort. So war viel Platz entstanden. Sie hatten ihn zusammenbiegen müssen, um ihn hineinzubekommen. Sein Kopf ruhte auf den Unterarmen und die Arme auf den Knien, aber es war immer noch genug Platz. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, ich konnte auch keine Spuren von Gewalt entdecken. Wie er da halb saß, halb lag, schien er einen eigenartig friedlichen Eindruck zu machen, wie ein Mann, der an einem Sommernachmittag an eine sonnendurchwärmte Wand gelehnt dahindöst. Ein sehr langer Sommernachmittag, denn die Ewigkeit war eine sehr lange Zeit. Das war genau das, was ich in der vergangenen Nacht zu ihm gesagt hatte, er würde so viel Zeit zum Schlafen haben, wie er nur wollte.
    Ich berührte sein Gesicht. Es war noch nicht kalt. Er konnte höchstens zwei bis drei Stunden tot sein, nicht länger. Ich wandte sein Gesicht um, um zu sehen, ob ich herausfinden konnte, wie er gestorben war. Der Kopf rollte zur Seite wie das gebrochene Bein einer Puppe, ich drehte mich um und sah Sir Arthur an. Der träumerische Ausdruck war verschwunden. Seine Augen waren jetzt kalt, erbittert und unbarmherzig. Ich dachte an die Geschichten, die ich gehört und nie ernstgenommen hatte, daß Onkel Arthur ein absolut unbarmherziger Mensch sein konnte, jetzt war ich davon überzeugt. Schließlich war Onkel Arthur nicht auf dem Platz gelandet, den er jetzt einnahm, weil er auf eine Stellenanzeige im Daily Telegraph geantwortet hatte. Er war von zwei oder drei sehr cleveren Leuten ausgesucht worden, die das ganze Land abgesucht hatten, um einen Menschen zu finden, der die außerordentlichen Fähigkeiten besaß, die für diesen Posten nötig waren. Und sie hatten sich Onkel Arthur ausgesucht, den Mann mit den außerordentlichen Fähigkeiten. Seine absolute Unbarmherzigkeit mußte eine der hervorstechendsten gewesen sein. Ich hatte eigentlich nie in diesem Sinn daran gedacht.
    Er sagte: »Ermordet,

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