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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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schön tief darin. Ich würde sagen, so etwa bis an die Ohren.«
    »Sie haben kein Recht, das zu behaupten«, erwiderte Charlotte heftig.
    »Kein Recht? Warum denn nicht? Was bedeutet er Ihnen denn noch? Was soll diese plötzliche Verteidigung des Helden mit dem Ochsenziemer? Wie geht es übrigens Ihrem Rücken jetzt?«
    Darauf gab sie keine Antwort. Auch Onkel Arthur äußerte sich nicht zu diesem Thema, sondern fuhr fort:
    »Es war Calverts Idee, daß wir nach dem Verschwinden der ›Headley Pioneer‹ den meisten Schiffen, die Ladung von Goldbarren oder wertvollen Steinen mit sich führten, zwei von unseren Leuten und einen Spezialsender mitgaben. Wie Sie sich sicher vorstellen können, hatten wir keinerlei Schwierigkeiten, die Mitarbeit der verschiedenen Exportgesellschaften, Reedereien und der betroffenen Regierungen zu gewinnen. Unsere Agenten – wir hatten drei Paare, die diese Arbeit übernahmen – versteckten sich entweder bei der Ladung, in einer leeren Kabine oder im Maschinenraum, mit genügend Nahrungsmitteln versehen. Nur die Kapitäne der betroffenen Schiffe wußten, daß sie sich an Bord befanden. Sie sendeten ein fünfzehn Sekunden andauerndes Funksignal zu auf die Minute festgelegten, aber höchst unregelmäßigen Zeitpunkten. Diese Signale wurden von speziell dafür ausgesuchten Empfangsstationen an der Westküste aufgefangen. Wir hatten unsere Stationen auf die Westküste beschränkt, denn das war das Gebiet, wo wir stets die gefangengehaltenen Mannschaften vorfanden. Und außerdem wurden sie noch von einem Empfänger, der sich an Bord dieses Bootes hier befand, aufgefangen. Die ›Firecrest‹, meine liebe Charlotte, ist in vielerlei Hinsicht ein sehr seltsames Schiff.« Ich dachte schon, er würde jetzt anfangen, selbstverständlich auf seine eigene vornehme Art, sich damit zu brüsten, mit welcher Brillanz er die ›Firecrest‹ entworfen habe. Aber er erinnerte sich noch rechtzeitig, daß mir die Wahrheit bekannt war.
    »Zwischen dem 17. Mai und dem 6. August passierte gar nichts. Kein Piratenstück. Wir glauben, daß sie durch die kurzen hellen Nächte davon abgehalten wurden. Am 6. August verschwand die ›Hurricane Spray‹. Wir hatten niemanden an Bord dieses Schiffes – wir konnten schließlich nicht alle Schiffe besetzen. Aber wir hatten zwei Männer an Bord der ›Nantesville‹, dem Schiff, das letzten Sonnabend auslief. Delmont und Baker waren zwei unserer besten Leute. Die ›Nantesville‹ wurde knapp außerhalb des Bristol-Kanals gewaltsam aufgebracht. Baker und Delmont begannen sofort mit ihren programmgemäßen Funkübermittlungen. Genaue Peilungen gaben uns eine ganz genaue Position des Schiffes, mindestens einmal in jeder halben Stunde.
    Calvert und Hunslett lagen in Dublin und warteten.«
    »Ach ja«, unterbrach sie ihn. »Mr. Hunslett. Wo ist er denn? Ich habe nicht gesehen, daß …«
    »Einen Moment. Die ›Firecrest‹ legte ab und folgte nicht der ›Nantesville‹, sondern verfolgte einen Kurs, der sie vor die ›Nantesville‹ führen sollte. Sie kamen bis an den Mull von Kintyre, dort hatten sie sich vorgenommen, zu warten, bis die ›Nantesville‹ auftauchen würde. Aber ganz plötzlich kam ein unvorhergesehener starker Südweststurm auf, und die ›Firecrest‹ mußte Schutz suchen. Als die ›Nantesville‹ das Gebiet des Mull von Kintyre erreichte, zeigte die Funkmeldung, daß sie sich im allgemeinen noch immer auf nördlichem Kurs befand. So daß es so aussah, als ob sie von außen am Mull von Kintyre, das heißt der westlichen Seite, vorbeifahren würde. Calvert riskierte etwas, er fuhr hoch zum Loch Fyne und von dort durch den Crinan-Kanal. Die Nacht verbrachte er im Seebecken von Crinan. Nachts ist die Schleuse geschlossen. Calvert hätte zwar über die Vollmacht verfügt, die Schleuse öffnen zu lassen, aber im Verlauf des späten Abends hatte sich der Sturm in einen reinen Weststurm verwandelt, und kleine Boote verlassen Crinan bei einem Weststurm bis zu Windstärke neun nicht.
    Während der Nacht fuhr die ›Nantesville‹ nach Westen in den Atlantik. Wir dachten schon, daß wir sie verloren hätten. Wir glauben jetzt zu wissen, warum sie dorthin gefahren ist: Sie wollte in völliger Dunkelheit an einem bestimmten Platz zu einem bestimmten Zeitpunkt der Ebbe eintreffen und mußte die Zwischenzeit überbrücken. Wie wir annehmen, fuhr sie nach Westen, erstens, weil es die beste Möglichkeit war, mit dem Sturm zu fahren, und zweitens, weil sie nicht

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