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Das mohnrote Meer - Roman

Das mohnrote Meer - Roman

Titel: Das mohnrote Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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einfach nicht von ihm ab. Es war, als sei Zachary der Inbegriff der Vornehmheit geworden, ausgestattet mit allem, was man braucht, um in dieser
Welt Erfolg zu haben. Allmählich dämmerte ihm, dass Serang Ali ihn auch deshalb so resolut daran gehindert hatte, sich mit den Mädchen im Basar einzulassen – auch seine Paarungen mussten von nun an arrangiert und kontrolliert werden. Jedenfalls nahm er das an.
    Der Kapitän, der immer noch leidend war, konnte es kaum erwarten, nach Kalkutta zu kommen, und wollte so bald wie möglich Anker lichten. Doch davon wollte Serang Ali nichts wissen: »Kebbin-Mann viel krank«, sagte er. »Wenn nix komm Dokta, er mach sterb. Geh Himmel auf-auf ganz fix.«
    Zachary wollte einen Arzt kommen lassen, aber der Kapitän ließ es nicht zu. »Ich lass mir von keinem Kurpfuscher die Heckreling begrapschen. Mir fehlt nichts. Ist bloß der flotte Heinrich. Sobald wir Segel setzen, geht’s mir besser.«
    Am nächsten Tag frischte der Wind auf, und die Ibis lief aus. Der Kapitän schleppte sich aufs Achterdeck und erklärte, er sei wieder völlig auf dem Damm, aber Serang Ali war anderer Meinung: »Kebbin schnappi Ruhr. Luk-luk – Zung ferb schwarz. Besser Malum Zikri bleib weg von Kebbin-Mann.« Später brachte er Zachary einen übel riechenden Absud von Wurzeln und Kräutern. »Malum das trink: nix werd krank. Mit Ruhr nix Spaß.« Auf den Rat des Serangs stellte Zachary auch seine Ernährung um, von der üblichen Seemannskost wie Labskaus, Hartbrotpudding und Hartkäse auf Laskaren-Gerichte aus Reis, Linsen und eingelegtem Gemüse, gelegentlich untermischt mit etwas frischem oder gedörrtem Fisch. An die scharfen Gewürze musste Zachary sich erst gewöhnen, aber mit der Zeit merkte er, dass sie ihm gut taten, weil sie seine Innereien durchputzten, und schon bald schmeckte es ihm sogar.
    Zwölf Tage später, genau wie Serang prophezeit hatte, war der Kapitän tot. Diesmal wurden die Habseligkeiten des Verstorbenen
nicht versteigert: Sie wurden über Bord geworfen, und die Kajüte wurde gewaschen und offen gelassen, damit die Salzluft sie reinigen konnte.
    Als der Leichnam ins Meer gekippt wurde, las Zachary aus der Bibel. Er tat es mit so klangvoller Stimme, dass er ein Kompliment von Serang Ali bekam: »Malum Zikri eins-a Heiligmann. Warum nix sing Lied?«
    »Kann ich nich«, sagte Zachary. »Hab noch nie singen können.«
    »Machnix«, sagte Serang Ali. »Hab eins-a Singmann.« Er winkte einen hochgewachsenen, spindeldürren Schiffsjungen namens Raju heran. »Er mal in Mission. Heiligmann ihm hab lern eins-a Salm.«
    »Einen Psalm?«, fragte Zachary überrascht. »Welchen?« Statt einer Antwort begann der Laskare zu singen: »Warum toben die Heiden, und die Leute reden so vergeblich …?«
    Für den Fall, dass Zachary das nicht verstanden hatte, übersetzte es ihm der Serang zuvorkommenderweise. »Das mein«, flüsterte er Zachary ins Ohr, »vor was mach Heidenleut so viel Spektakel? Hab kein ander Arbeit?«
    Zachary seufzte: »Das trifft ja so ziemlich den Nagel auf den Kopf.«

    Als die Ibis an der Mündung des Hooghly vor Anker ging, waren elf Monate vergangen, seit sie in Baltimore ausgelaufen war, und von der ursprünglichen Besatzung des Schoners waren nur noch Zachary und Crabbie, die rötliche Schiffskatze, an Bord.
    Da es nur noch zwei, drei Tage bis Kalkutta waren, hätte Zachary nur allzu gern gleich wieder Segel gesetzt, doch sie mussten auf den Lotsen warten, und der ließ sich, sehr zum Verdruss der ungeduldigen Mannschaft, tagelang nicht blicken.
Zachary schlief in seiner Kabine, nur mit einem Sarong bekleidet, als Serang Ali hereinkam, um ihm zu sagen, dass das Lotsenboot längsseit gekommen war.
    »Mista Dummbak hab komm.«
    »Wer?«
    »Lotse. Er viel groß Maul«, sagte der Serang. »Horch.«
    Zachary legte den Kopf schräg und hörte von oben eine polternde Männerstimme. »Will verdammt sein, wenn ich schon mal einen solchen Haufen rammdösiger Maulaffen gesehen hab. Euch Arschgeigen sollte man die Kimme kalfatern. Denkt ihr vielleicht, ihr könnt hier eure Lumpen lüften und mich in der Sonne schmoren lassen?«
    Zachary zog sich ein Unterhemd und Hosen an und trat hinaus. Vor ihm stand ein untersetzter Engländer, der erbost mit seinem Malakkastock auf das Deck trommelte. Er war auf extravagante Art altmodisch gekleidet, mit hohem Hemdkragen, einem Gehrock und einem buntseidenen Tuch um die Hüfte. Mit einer Farbe wie rosa Schinken, Koteletten wie Hammelkoteletts,

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