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Das mohnrote Meer - Roman

Das mohnrote Meer - Roman

Titel: Das mohnrote Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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bisher ganz auf die Boje konzentriert und erschrak
deshalb, als er jetzt sah, dass das Dollbord nur noch zwei Fingerbreit über der Wasseroberfläche lag. Es war, als hätte jemand Löcher in den Rumpf der Gig gebohrt, aber so, dass sie nur ganz langsam volllaufen würde.
    Er legte sich mit aller Kraft in die Riemen, um die Gig zu wenden, doch das Heck hing so tief, dass der Bug nicht reagierte. Die Boje war nur noch etwa sechs Meter entfernt und trotz des rasch schwindenden Tageslichts gut zu sehen, aber in der Strömung trieb die Gig ab, in Richtung Flussmitte. Die Trosse des Schoners war zum Greifen nahe; wenn er sie zu fassen bekam, konnte er sich in Sicherheit bringen. Doch der Abstand vergrößerte sich ständig, und obwohl Zachary ein guter Schwimmer war, hätte er sie höchstwahrscheinlich nicht mehr erreicht, bevor die Welle kam, zumal er gegen die Strömung hätte schwimmen müssen. Er konnte nur noch hoffen, von einem anderen Boot aufgenommen zu werden, doch auf dem sonst so belebten Hooghly ließ sich kein einziges Fahrzeug blicken. Er schaute zur Ibis zurück und sah, dass Serang Ali seine Bedrängnis erkannt hatte. Die Laskaren waren dabei, das große Beiboot von Steuerbord auszusetzen, doch davon konnte er sich nichts erhoffen, denn die Prozedur würde mindestens eine Viertelstunde dauern. Vom Ufer aus beobachteten ihn viele Menschen, aber sie konnten nichts tun, als ihm in hilfloser Besorgnis zuzusehen. Das Rauschen der herannahenden Welle war jetzt deutlich zu hören, so laut, dass jeder, der sich ins Wasser wagte, sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte.
    So viel stand fest: In der untergehenden Gig konnte er nicht bleiben. Er streifte seine durchweichten Schuhe ab und zog sein Hemd aus. Gerade als er über Bord springen wollte, sah er ein langes, schlankes Boot das schlammige Ufer herabgleiten mit so viel Schwung, dass es im nächsten Moment bereits die halbe Strecke bis zu Zachary zurückgelegt hatte.

    Der Anblick gab Zachary neue Kraft. Er sprang ins Wasser und schwamm, ohne auch nur Atem zu holen, bis er eine Stimme rufen hörte: »Zikri Malum!« Er hob den Kopf aus dem Wasser und sah eine Hand, die sich ihm entgegenstreckte. Dahinter erkannte er Jodus Gesicht. Jodu zeigte aufgeregt flussabwärts, wo das Geräusch der Welle zu einem Donnern angeschwollen war. Zachary ergriff Jodus Hand und ließ sich ins Boot ziehen. Jodu half ihm auf, drückte ihm ein Ruder in die Hand und wies mit dem Kinn auf die Boje. An eine Rückkehr zum Ufer war nicht mehr zu denken.
    Während er anfing zu rudern, warf Zachary einen Blick über die Schulter: Die Welle kam auf sie zugerast, ihr schäumender Kamm ein einziger weißer Nebel. Er drehte sich wieder um, ruderte mit aller Kraft und schaute nicht mehr zurück, bis sie auf einer Höhe mit der Boje waren. Hinter ihnen türmte sich die herantosende Welle zu unglaublicher Höhe auf.
    »Zikri Malum!« Jodu war bereits auf die Boje gesprungen und band die Leine des Bootes an dem Metallring auf der Oberseite fest. Er bedeutete Zachary, ebenfalls zu springen, und reichte ihm die Hand, während er auf die glitschige, mit Algen bewachsene Oberfläche der Boje trat.
    Die Welle hatte sie fast erreicht, und Zachary drückte sich neben Jodu flach an die Boje. Sie hatten gerade noch genug Zeit, sich mit einem Tau zu sichern, das sie um ihre Körper schlangen und durch den Metallring führten. Zachary hakte sich mit einem Arm bei Jodu ein, schlang den anderen durch den eisernen Ring und holte tief Luft.
    Plötzlich wurde alles still, und das ohrenbetäubende Donnern der Welle verwandelte sich in ein ungeheures, vernichtendes Gewicht, das die beiden Männer flach an die Boje presste. Die schwere Tonne riss an ihrer Kette und drehte sich mehrmals um sich selbst, während die Wassermassen vorüberschossen.
Dann änderte sie wie ein Drachen im Wind die Richtung, schoss senkrecht aus dem Wasser und fiel wieder hinein. Zachary schloss die Augen und schmiegte sich mit dem Kopf an das Metall.
    Als er wieder Luft bekam, reichte er Jodu die Hand. »Danke, mein Freund.«
    Jodu grinste ihn an und schlug ein. Mit zuckenden Brauen sagte er: »Kopf hoch. Ist ja noch mal gut gegangen!«
    »Na klar«, sagte Zachary lachend. »Ende gut, alles gut.« Wie durch ein Wunder war Jodus Boot heil geblieben, und er konnte Zachary zur Ibis zurückrudern, bevor er das gemietete Boot seinem Eigner zurückbrachte.
    Zachary schwang sich an Deck, wo der Erste Steuermann ihn mit verschränkten Armen in Empfang

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