Das Molekular-Café
Kyberoformica ja nicht
geflüchtet! Sie ist nicht geflüchtet! Ihren
Möglichkeiten entsprechend, wäre sie fähig gewesen, aus
der Metallhülse und dem hermetisch verschlossenen Safe zu
entkommen, aber sie ist nicht einmal aus der einfachen Glasflasche
entlaufen! Das hat schließlich was zu bedeuten! Nämlich, die
Kyberoformica ist zur Meuterei nicht fähig! Sie ist von
Menschenhand geschaffen und wird dem Menschen stets treulich dienen!
Weshalb sollte ich sie also zerstören? Ein Aufstand der Maschinen
ist die krankhafte Ausgeburt von Gespenstersehern und Phantasten, der
irrige Angsttraum von Jüngern der technischen Mystifikation! Du
sollst leben, Kyberoformica die Erste!«
Nach dieser etwas schwülstigen Tirade wurde der Hammer in die
Schublade zurückgeworfen und die Kyberoformica vorsichtig mit der
Pinzette wieder in die Glasflasche gelassen.
Nach einer halben Stunde verließ der Doktor der technischen
Wissenschaften frisch und munter sein Haus und ging ins PITM. In der
Manteltasche trug er die wunderbare Kyberoformica, die an diesem Tage
die Prüfung der strengen Kommission des CGIIGP über sich
ergehen lassen mußte.
Konrad Fialkowski
Der Gigantomat
»Kannst du den Planetoiden schon sehen?« fragte Marp. »Nein, das dauert noch eine ganze Weile.«
»Als ob wir zum Toliman-System unterwegs wären, man
fliegt und fliegt. Langweilig, was?«
»Ein bißchen. Schalte doch mal die interplanetare
Videotronie ein.«
»Lohnt nicht. Die zeigen bestimmt wieder Pilzesammeln im
irdischen Wald oder ein Mädchen, das sich auf ihrem
Antigravitationsteppich im leichten Hauch eines irdischen
Lüftchens schaukelt. Das ist gut für heimwehkranke
Marskolonisten, die vor dem Bildschirm ihren Chlorellabrei
wiederkäuen, aber nicht für uns.« Marp erhob sich aus
seinem Sessel und ging an der Kabinenwand auf und ab.
»Daß sie die Basis nicht woanders bauen konnten!
Ausgerechnet an der Peripherie der mittleren Zone…
Verglichen mit diesem Planetoiden ist der Mars das Zentrum
des Sonnensystems. Und gerade jetzt, wo er sich am
sonnenfernsten Punkt seiner Bahn befindet, ist der Flug
dorthin völlig absurd.«
»Nörgle nicht, Marp. Die hätten dich auch auf die
Saturnmonde schicken können. Es ist noch nicht das
Schlimmste. Die Basis auf dem Planetoiden ist der
vollautomatisierte Traum eines Kosmonauten. Wenn du keine
Lust hast, die Sterne zu sehen, bleibt ihr Anblick dir
angeblich wochenlang erspart. Automaten füttern dich, wiegen dich in Schlaf, und ohne ein Wort zu verlieren, lesen
sie dir jeden Wunsch von den Augen ab.«
»Mit einem Wort: Märchen aus Tausendundeiner
Raumreise. Könntest du mir dann sagen«, Marp wurde
plötzlich ernst, »warum die auf der Basis sich schon die
zweite Woche nicht melden.«
»Wahrscheinlich geht es ihnen so prächtig, daß sie die Erde
und das Senden der Berichte dorthin vergessen haben.«
»Lästere nicht, Thor. Die Geschichte sieht absolut nicht
nach Spaß aus.«
»Mag sein. Doch vielleicht hat’s nichts auf sich. Ein
größerer Meteor könnte ihre Antenne getroffen
haben.« »Die hätten sie bis heute schon repariert.
Soto, der
technische Leiter der Basis, würde bestimmt nicht die Hände
in den Schoß legen und auf uns warten. Ich kenne ihn.«
»Sehr schön, dann kannst du ihm wenigstens in alter
Freundschaft ein paar liebevolle Worte flüstern, falls sich
herausstellt, daß wir unnötig dorthin fliegen.« Thor rekelte
sich in seinem Sessel. »Einen Augenblick noch, und wir
rufen sie. Möglich, daß sie sich melden.«
»Das bezweifle ich.«
»Sollen sie’s bleibenlassen. Wir werden ohnehin dort
landen. Es sei denn, ein Bolid wäre direkt in die Basis
gestürzt. Wie ich gelernt habe, passiert das mit einer
Wahrscheinlichkeit von eins zu zehn Millionen, dennoch
kommt es vor. Das wäre fatal. Wir könnten uns dort nicht
aufhalten, und ich sage dir ehrlich, von diesem Flug habe ich
den Kanal voll. Der Mensch ist nicht für ein Leben im
Raumschiff gemacht. Das ist etwas für Automaten.« »Ich
reise lieber im Raumschiff, als auf einem Stützpunkt
herumzusitzen, selbst wenn es einer ist wie der, zu dem wir
fliegen.«
»Schau an, jemand, der für das All schwärmt! Am besten,
du ziehst den Raumanzug an und springst hinaus. Kosmonaut
Marp – ein neuer Sonnensatellit!«
Marp zuckte die Schultern und ließ sich in seinen Sessel
sinken.
Thor beugte sich über die Bildschirme.
»Wollen sehen, ob ihr lokaler Sender arbeitet«, sagte er.
Eine Weile hantierte er an den Schaltern, und plötzlich drang
aus
Weitere Kostenlose Bücher