Das Mond-Monster
Grasboden, der ihm beim Aufprall wie ein Teppich vorkam.
Er blieb liegen. Die Brust schmerzte vom Hals bis hin zum Bauch, als wäre ihm dort alles aufgerissen worden. Er fühlte sich wie gelähmt, aber er wusste, dass er die schwere Verletzung überleben würde, sofern ihn das Mond-Monster nicht fand. Als Mensch wäre das nicht passiert. Ein normaler Mensch wäre verblutet, aber er würde auch weiterhin leben.
Um ihn herum war es dunkel. Trotzdem hielt er die Augen weit offen. Er suchte seinen Gegner, während weiterhin die Schmerzen durch seinen Oberkörper tobten, als stünde dieser in Flammen.
Ich bin kein Mensch!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich bin auch kein Vampir. Ich bin beides und deshalb will ich auch nicht sterben. Ich will weiterhin leben, ich will existieren, und er wusste in diesen Augenblicken, dass er Recht hatte.
Er würde nicht sterben. Trotz der Schmerzen und trotz der Wunde nicht. Er gewöhnte sich daran und merkte auch, dass ihn die Schmerzen nicht mehr so stark behinderten wie noch vor Minuten. Er war stark genug, um sie zu überwinden, um auch weiterhin existieren zu können.
Verfolgt wurde er nicht. Sein Gehör funktionierte noch, aber er hörte in seiner unmittelbaren Umgebung keinerlei Schritte. Auch keine Stimme, kein wütendes Keuchen.
Mike richtete sich auf.
Aus seinem Mund drang ein Lachen, als er merkte, wie leicht ihm dies gelang. Aufrecht und mit sehr geradem Rücken blieb er sitzen, wobei er langsam seinen Kopf bewegte.
Die Flucht hatte ihn außerhalb des Lichtscheins gebracht.
Mike konnte nicht genau erkennen, ob die Frau noch auf dem Boden im grellen Schein lag. Er glaubte nicht daran und er rechnete nicht damit, dass sich das Mond-Monster in der Umgebung aufhielt.
Er freute sich nur darüber, wie glatt er sich aufrichten konnte. Die Schmerzen hatten sich zurückgezogen. Als er dann im Stehen einen Blick an seinem Körper entlang nach unten warf, sah er, dass die Kleidung von links nach rechts zerschnitten war. Da klaffte ein sehr breites Loch und er stellte auch fest, dass aus dieser Wunde das Blut in einer ebenfalls breiten Bahn geflossen war.
Er fühlte mit den Fingern nach. Die Spitzen wurden feucht und auch nass. Ja, in seinem Körper floss ebenfalls Blut. Vielleicht auch das des leer getrunkenen Fuchses. Aber darüber machte er sich keine Gedanken. Das Mond-Monster war wichtiger. Mike nahm sich vor, sich nicht mehr so leicht überraschen zu lassen. Er hatte die andere Seite unterschätzt und sich dabei zu sehr auf sich und seine Kräfte verlassen.
Mit leicht schwankenden Gehbewegungen näherte er sich dem Wagen. Dabei blieb er außerhalb des Lichtscheins. Sein Blick war auf das Heck gerichtet, dessen Klappe verschlossen war. Das Mond-Monster hatte nicht in dem Admiral herumgewühlt.
Die Frau lag nicht mehr dort, wo er sie gefunden hatte. Auch das Mond-Monster war verschwunden. Es musste die Blonde mitgenommen haben. Als fünfte Frau. So war der Kreis geschlossen worden, das hatte er nicht vergessen.
Neben der Fahrerseite blieb er stehen und durchsuchte die Dunkelheit in der Umgebung.
Er war und er blieb allein. Sein Todfeind hatte andere Aufgaben zu erledigen und sich zurückgezogen.
Aus Mike’s Mund drang ein leises Knurren. Er wusste nicht so recht, wie er seine Lage einschätzen sollte. Hatte er gewonnen, hatte er verloren?
Zumindest lebte er noch und das war mehr als wichtig. Das erste Zusammentreffen war nicht zu seinen Gunsten ausgegangen, aber es würde noch ein zweites geben, und dann würde er wissen, was er zu tun hatte…
***
Wenn Suko schon freiwillig fuhr, was er mit seinem BMW gern tat, dann nutzte ich die Gelegenheit, um ein Nickerchen zu halten. Das heißt, auch ich hatte schon an diesem Morgen auf der Fahrt gearbeitet und vor allen Dingen telefoniert.
Der Mann hieß Ben Cross!
Er lebte in der nächstgrößeren Stadt, in Barry, und arbeitete dort als Kriminalbeamter. Zwar war er nicht der Leiter der Sonderkommission, aber er kannte sich aus und wir wollten nicht auf seine Unterstützung verzichten.
Zumindest am Telefon zeigt sich Ben Cross kooperativ. Er wollte uns nicht in Barry treffen, sondern in Gileston, näher am Ort des Geschehens. Es waren in den letzten Vollmondphasen vier Frauen verschwunden. Und jetzt war wieder Vollmond, aber es hatte noch kein fünftes Opfer gegeben. Wir hofften nur, dass dies auch so bleiben würde.
Gileston war ein kleiner Ort. Es gab dort nicht mal eine Polizeistation. So hatten wir abgemacht, uns in
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