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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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so seine eigenen Methoden, mit Leuten umzugehen. Er drückte seine rechte Handfläche gegen die Brust des Mannes und hatte ihn wohl auf dem falschen Fuß erwischt, denn Mike stolperte zurück. Dabei hätte er beinahe noch das Gleichgewicht verloren.
    »Alles klar?«
    »Ja, verdammt.«
    »Dann reiß dich zusammen.« Ben drehte den Kopf. »Kommen Sie.«
    Der Kollege war sauer. Das Verschwinden seiner Tochter zerrte an seinen Nerven. Er hatte zwar während der Fahrt nicht mehr darüber gesprochen, doch wir brauchten ihn nur anzuschauen, um zu sehen, in welch eine Richtung sich seine Gedanken bewegten.
    Mike Derek ging weiter zurück und wir folgten ihm in seine Leuchtturmwohnung hinein.
    Groß war sie nicht. Es gab wohl für ihn ein winziges Zimmer, in das er uns führte. Ein Wohnraum mit einer sehr kargen Einrichtung. Alles war sehr dunkel gehalten. Sogar den Boden hatte er mit grauer Farbe gestrichen.
    An den Wänden hingen einige Poster mit wilden Motiven. Sie alle zeigten bestimmte Musikbands voll in Action. Diese Gruppen gehörten zu denen, die von den Anhängern des Schwarzen geliebt wurden. Ihre Musik war der härteste Rock, den man sich vorstellen kann. Die Texte hatten schon oft genug für Provokation gesorgt.
    Mike hatte sich einen freien Platz an der Wand gesucht und sich dagegen gelehnt. Die Arme hielt er locker vor der Brust verschränkt, aber so cool war er nicht. Seine innere Spannung konnte er auch äußerlich nicht verbergen. Hin und wieder bewegte er zuckend den Kopf, um Haarsträhnen nach hinten oder zur Seite zu schleudern, was allerdings nichts brachte, denn sie fielen immer wieder zurück.
    Suko und ich waren im Hintergrund geblieben und überließen Ben Cross das Feld.
    Beide schauten sich in die Augen. Wir sahen nur das Gesicht des Mike Derek, aber auch der Kollege stand unter Druck. Als er Atem holte, bewegte sich sein Rücken.
    »Es ist wieder passiert, Mike.«
    Derek zuckte zusammen. »Was? Wieso?«
    »Eine Frau verschwand.«
    »Die fünfte?«
    »Ja.«
    »Scheiße.«
    »Und es ist meine Tochter, Mike, verstehst du? Meine eigene Tochter. Da ist es doch klar, dass ich sauer bin, verdammt sauer sogar. Oder kannst du dich nicht in einen Vater hineinversetzen?«
    »Nein, nein, nicht so gut. Oder doch.« Er fuchtelte mit den Händen. »Ich bin… verdammt noch mal, ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Warum kommen Sie denn zu mir?«
    »Du bist verdächtigt.«
    Er riss den Mund auf und schrie. Mit einer derartigen Reaktion hatten wir nicht gerechnet und ich zuckte ebenso zusammen wie Suko und der Kollege Cross. Das war schon ein Hammer. Wahrscheinlich musste er seinen Frust loswerden und sah nur diese eine Möglichkeit. Andere hätten möglicherweise etwas zertrümmert, aber das hätten wir bei ihm nicht zugelassen.
    Ben ließ ihn schreien. Suko tat auch nichts, und auch ich hielt mich vornehm zurück.
    Das allerdings hatte seinen Grund, denn schon direkt nach dem Eintreten war mir etwas aufgefallen.
    Es hing nicht mit der Einrichtung zusammen, sondern mit der Person, die hier wohnte. Mike Derek hatte uns alle angeschaut, natürlich auch mich, und bei mir war das etwas anderes gewesen. Nur für einen kurzen Augenblick war es mir gelungen, in seine Augen zu blicken. Da war mir dieses Flackern nicht entgangen. Ein kurzes Aufzucken der Angst, wie eine Botschaft, die mich treffen sollte.
    Angst also!
    Wovor? Vor mir? Das wollte ich nicht glauben, denn er kannte mich nicht. Ich war ihm unbekannt, er mir ebenfalls, und ich glaubte kaum, dass er meinen Namen schon mal gehört hatte. Und wenn schon, es gab nicht nur einen John Sinclair auf der Insel.
    Das musste etwas anderes gewesen sein. Dieser Mike Derek hatte etwas gespürt, das nur allein mit mir zusammenhing. Es hatte ihn mir gegenüber vorsichtig werden lassen. Genau diese Vorsicht hielt auch an, denn er schaffte es einfach nicht, mich anzusehen. Er wich meinem Blick immer aus, und wenn er sprach, dann sah er nur Ben Cross an.
    Das musste einen Grund haben. Über ihn brauchte ich nicht lange nachzudenken, denn vor meiner Brust und unter der Kleidung verborgen trug ich mein Kreuz.
    Es war Gift für jeden Schwarzblüter. Es vernichtete sie. Wer nichts zu verbergen hatte, dem war das Kreuz egal, aber hier war ich misstrauisch geworden.
    Ben Cross hatte ihn eine Weile in Ruhe gelassen. Dann aber fragte er: »Warum sagst du nichts?«
    »Scheiße. Weil ich nichts damit zu tun habe!«
    »Bist du sicher?«
    »Ja!«
    »Warum?«
    Mike riss den Mund auf.

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