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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Sehe ich aus wie ein Mond-Monster, verdammt? Sehe ich wirklich so aus? Nein, nein, nein…«
    Cross ließ ihn ausreden. »Mal eine andere Frage, Mike. Woher weißt du denn, wie ein Mond-Monster aussieht?«
    Derek suchte nach einer Antwort. Er fand sie nicht sofort und schnappte nach Luft.
    »Na…?«
    »Weil ich… weil alle die Zeitungen gelesen haben. Da ist das verdammte Monster doch beschrieben worden. Zeugen haben es gesehen. Sehe ich so aus wie ein Monster?«
    »Aber fast.«
    »Hören Sie auf. Ich bin unschuldig!«
    »Vielleicht!«, flüsterte der Kollege scharf. »Vielleicht auch nicht. Mag sein, dass du nicht das Monster bist, aber ich könnte mir vorstellen, dass du mehr über es weißt.«
    Derek sah aus, als würde er auf der Stelle zusammensacken. Es war sowieso ein komisches Bild, als sich die beiden gegenüberstanden. Mike so lang, und Ben Cross gehörte zu den Menschen, die nicht eben aus der Dachrinne trinken konnten.
    Mike rang die Hände. »Sie müssen mir glauben. Ich habe nichts mit dem Monster zu tun.«
    »Aber du bist in der Nacht unterwegs!«, peitschte die nächste Frage auf ihn nieder.
    »Bin ich.«
    »Warum?«
    »Weil es mir Spaß macht. Ich liebe nun mal die Dunkelheit. Ist ja kein Verbrechen – oder?«
    »Nein, das ist es nicht. Ist es überhaupt nicht, mein Lieber. Es ist nur ungewöhnlich.«
    »Viele sind in der Nacht unterwegs.«
    »Nur die meisten nicht aus Spaß. Das steht auch fest. Bei dir ist es Spaß und etwas anderes. Genau das andere will ich von dir erfahren, Mike.«
    »Das habe ich Ihnen schon gesagt!«
    Cross schüttelte den Kopf und wischte kleine Speicheltropfen von seinem Gesicht weg, die ihn bei der letzten Antwort erwischt hatten. »Bei dir ist es kein Spaß, Mike, das weiß ich. Du bist unterwegs, um etwas zu erleben. Für dich ist die Nacht wichtig. Du beobachtest und du bist beobachtet worden. Ich weiß auch, dass du in der letzten Nacht unterwegs gewesen bist, in der meine Tochter verschwunden ist. Auch wenn du nicht das Mond-Monster bist, kann es nicht trotzdem sein, dass du dich mit ihm getroffen hast oder es dir über den Weg gelaufen ist? Warum sollen nur andere Menschen Zeugen sein und nicht du?«
    Mike hatte alles genau gehört. Er war nur nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Er lehnte noch immer an der Wand und wusste nicht, wohin er schauen sollte.
    »Sag was!«
    »Nein, ich sage nichts mehr. Ich will nichts mehr sagen. Ich kann auch nichts sagen, ich…«
    Cross war nicht mehr zu halten. Er packte mit beiden Händen zu und zerrte am Hemd des Mannes. Er drückte den Stoff zusammen. Dann riss er Mike herum und schleuderte ihn zur Seite.
    Derek taumelte durch den Raum. Er hatte Glück, dass er auf einem dunklen Sitzkissen aus Leder landete. So wurde sein Aufprall gebremst. Zwar kippte er nach hinten, konnte sich aber mit einer Hand abstützen und fiel nicht.
    Ben Cross folgte ihm. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Er war nicht mehr zu halten. Er sah aus, als wollte er sich auf den Mann stürzen. Das Verschwinden seiner eigenen Tochter musste bei ihm für einen Verlust des Realitätssinns gesorgt haben.
    Bevor er einen Fehler begehen konnte, griffen Suko und ich ein, als hätten wir uns abgesprochen. Wir bekamen ihn von zwei verschiedenen Seiten her zu packen und zerrten ihn zurück.
    »Nicht, Ben!«, fuhr ich ihn an. »Sie machen sich unglücklich.«
    Er wehrte sich in unseren Griffen. »Lassen Sie mich los, verdammt noch mal! Lassen Sie mich…«
    »Nein, verflucht!« Ich nickte Suko zu und er gab mir mit seinem Blick das Okay.
    In der nächsten Zeit kümmerte sich mein Freund um den Kollegen, der seine Beherrschung verloren hatte und mit aller Macht versuchte, sich loszureißen.
    Ben tobte noch immer und Suko musste wirklich zu einer Radikalmaßnahme greifen. Ich bekam mit, dass er ihn in den Polizeigriff nahm.
    Mike Derek hatte es inzwischen geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Diesmal stand nicht Ben Cross vor ihm, sondern ich. Es kam selten vor, dass ich zu einem Menschen hochschauen musste, aber hier war es der Fall.
    Wie ein schmaler Riese kam er mir vor, dessen Augen nie Ruhe finden konnten, denn sein Blick flackerte noch immer. Diesmal hatten seine Augen jedoch einen anderen Ausdruck angenommen. Ich las keine Wut mehr darin. Jetzt kam es mir vor, als wären sie von einer unheimlichen Angst erfüllt. So wie er sah jemand aus, der sich in die Enge getrieben fühlt und keinen Ausweg sieht. Dabei hatte ich ihm nichts getan, ihn nicht einmal

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