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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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leicht lässt sich jedoch erklären, wie es sein konnte, dass er zufällig auf seine Mutter stieß, als diese Proserpina, eines der Hausmädchen, küsste, und nicht tief beunruhigt auf diesen Vorfall reagierte oder sich auch nur daran erinnerte, außer manchmal abends kurz vor dem Einschlafen.
    Als er eines Nachmittags in dem Haus herumspaziert, nicht auf der Suche nach drei weißen Katzen, sondern von seiner eigentümlichen Überzeugung gepackt, dass Theron Hall gewachsen ist und immer noch weiterwächst, öffnet Crispin, geistig leicht benebelt und beinah geneigt, sich hinzulegen und schon wieder ein Nickerchen zu machen, die Tür zum Nähzimmer und findet die beiden dort eng umschlungen vor. Proserpina steht mit dem Rücken an einer Wand und Clarette presst sich mit kreisenden Hüften fest an sie; ihre Münder liegen aufeinander. Sie atmen so schwer, als hätte sie etwas erregt, und beide haben zerzaustes Haar. Clarettes Bluse hängt halb aufgeknöpft an ihr herunter und die Hand des Hausmädchens fährt darin herum, als suche sie etwas.
    Sie nehmen sein Eindringen sofort wahr, aber es ist ihnen überhaupt nicht peinlich, dass er sie dabei ertappt hat, wie sie sich küssen. Sie lächeln ihn an und seine Mutter sagt: »Wolltest du etwas, Crispie?«
    »Nein, nichts«, sagt er, zieht sich sofort wieder zurück und schließt die Tür hinter sich.
    Er hört schallendes Gelächter, denn offenbar hat sein Auftauchen die beiden belustigt. So beschämt, als sei er derjenige, der bei einer Verfehlung ertappt wurde, will er schon fliehen, doch stattdessen lehnt er sich an die Tür und lauscht.
    »Übrigens«, teilt seine Mutter Proserpina mit, »sind die Daten festgelegt worden. Der 29. September, das Fest der Erzengel, und dann der 4. Oktober.«
    »Das Fest des heiligen Franz von Assisi«, sagt Proserpina. »Gut. Eines dicht nach dem anderen. Ich habe diese Stadt sowieso schon satt.«
    »Wer hätte das nicht?«, sagt seine Mutter. »Aber dich habe ich nicht satt.«
    Crispin stellt sich vor, dass sie sich wieder küssen, und er eilt zur Bibliothek. Dort schlendert er auf der Suche nach einem Buch, das er lesen könnte, eine Weile zwischen den Regalen umher.
    Falls er sich überhaupt an das erinnert, worauf er im Nähzimmer gestoßen ist, hat er es für den Moment aus seinem Gedächtnis verdrängt, als sei er auf dem Weg von dort hierher einem Hypnotiseur begegnet, der ihm befohlen hat, jeden Gedanken an sich küssende Frauen zu meiden.
    Er glaubt, einen unterhaltsamen Roman zu suchen, eine spannende Abenteuergeschichte, doch das Buch, das er findet, ist das, nach dem er eigentlich gesucht hat: Die Heiligen im Kirchenjahr . Mit diesem Kalender setzt er sich in einen Ohrensessel und blättert es durch, bis er den 29. September erreicht hat.
    Das Fest der Erzengel, darunter der heilige Michael, der heilige Gabriel und der heilige Raphael. Die drei sind auf einem Gemälde dargestellt und wirken fantasievoller als jeg liche Abenteuergeschichte für Jungen.
    Er blättert weiter bis zum 4. Oktober, dem Fest des heiligen Franz von Assisi, der abgebildet ist, wie er Vögel füttert und von verschiedenen anderen Tieren angehimmelt wird. Crispin liest drei Absätze über diesen Heiligen und erfährt nichts, wenn man davon absieht, dass es bei jedem Fest zu Ehren dieses Mannes wahrscheinlich fleischlos zugeht.
    Er schlägt nicht bewusst den 26. Juli auf, die Nacht von Mirabells Migräne und den Vorabend ihrer Reise nach Paris. Er starrt die Doppelseite eine Zeitlang an, ehe ihm klar wird, was er getan hat.
    Dieser Tag im Juli ist der Gedenktag für die Heiligen Anna und Joachim, die Eltern der Jungfrau Maria. Er liest den Text über sie, doch das gibt ihm nur noch mehr Rätsel auf.
    Zwei Nächte später träumt er von Nanny Sayo und Harley. Die beiden sitzen auf Harleys Bett. Der Junge trägt einen Schlafanzug. Nanny hat einen Schlafanzug und einen Morgenmantel aus roter Seide an. Sie neckt Harley, kitzelt ihn, und er kichert ausgelassen. »Mein kleines Ferkel«, sagt sie, »mein schweinisches kleines Ferkel«, und wenn er gerade nicht kichert, quiekt und grunzt Harley. Sie kitzelt ihn gnadenlos, bis er sagt: »Aufhören, aufhören, aufhören!« Aber dann fügt er sofort hinzu: » Nicht aufhören!« Sie kitzelt ihn bis zur Erschöpfung, bis er keuchend hervorstößt: »Ich liebe dich, Nanny, ich liebe dich so sehr«, als sei das ein Geständnis, das sie vom ersten bis zum letzten Kichern von ihm verlangt hat. Sowie sie das

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