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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Decken versucht er den Körper eines Jungen zu bilden. Er stopft eine seiner Schlafanzugjacken mit einem zusammengerollten Handtuch aus, um einen Ärmel damit auszufüllen, und er arrangiert das Bettzeug so, dass nur der Arm unter der Decke herausschaut und die Hand anscheinend unter seinem Kissen liegt. Auch der Kopf des Jungen ist unter der Decke, aber Crispin wühlt sich oft in sein Bettzeug, wenn er schläft, und sie wird ihn schon öfter so gesehen haben.
    Den Piratenroman legt er auf seinen Nachttisch und dreht die Lampe auf die niedrigste Stufe hinunter.
    Im dunklen Kleiderschrank wartet Crispin bei angelehnter Tür ungeduldig vierzig Minuten auf Nanny Sayos Rückkehr. Sie bleibt neben seinem Bett stehen und schaut auf das hinunter, was sie für ihren kleinen Mann hält.
    Im Gegensatz zur Nacht des 26. Juli stattet sie ihm keinen längeren Besuch ab, sondern bleibt vielleicht eine halbe Minute, nicht lange genug, um sich über den flachen Atem des schlafenden Jungen zu wundern, der nicht einmal zu hören ist. Als sie geht, eilt sie mit dem Rascheln von Seide hinaus und schließt die Tür weniger leise als sonst, denn sie ist der festen Überzeugung, dass ihn sein Abendessen komplett außer Gefecht gesetzt hat.
    Er wartet noch ein paar Minuten und verlässt dann vorsichtig sein Zimmer. Im ersten Stock ist niemand auf dem Flur. Die Stille, die sich über das Haus gesenkt hat, erinnert ihn an die unheilverkündende Ruhe in jener entsetzlichen Julinacht.
    Es ist erst 19.42 Uhr. In jener anderen Nacht, der Nacht der Heiligen Anna und Joachim, war es vor einundzwanzig Uhr dreißig nicht so still in Theron Hall. Vielleicht wird dieses Fest früher beginnen.
    Da er sich sicher ist, dass Nanny Sayos Eifer von allen anderen geteilt wird und dass Harley früher als erwartet etwas Schlimmes zustoßen könnte, bemüht sich Crispin gar nicht erst um Verstohlenheit. Er rast durch den Flur zur Haupttreppe, die von Dienstboten und Kindern unter keinen Umständen benutzt zu werden hat.
    Zwischen dem ersten Stockwerk und dem Erdgeschoss führen zwei geschwungene Treppen an den Wänden einer runden Eingangshalle entlang nach unten und bilden von unten betrachtet eine Art Harfe. Er nimmt die Treppe, die ihm am nächsten ist, springt jeweils zwei Stufen auf einmal hinunter und saust über den Marmorboden der Eingangshalle zur Haustür.
    Er hat die Absicht, auf die Straße hinauszurennen, Fahr zeuge anzuhalten, den Verkehr zum Erliegen zu bringen und sich nach einem Streifenwagen umzusehen. Er wird ihnen sagen, Terroristen seien in Theron Hall eingebrochen und hätten alle als Geiseln genommen, seine Eltern, seinen Bruder und sämtliche Hausangestellten. Bewaffnete Terroristen, und sie haben alle in den Keller gebracht. Crispin wird einen solchen Aufruhr veranstalten, dass die Polizei sich gezwungen sehen wird, ein Spezialeinsatzkommando zu schicken, wie sie es im Fernsehen immer tun, und wenn das losgeht, wird keiner mehr wagen, Harley etwas anzutun. Sie werden es nicht wagen.
    Als er die Haustür aufreißt, findet er einen uniformierten Polizisten vor, der vor der Tür steht, aber nicht mit dem Gesicht zu Crispin, als wollte er gerade klingeln, sondern der Straße zugewandt, als bewache er das Haus. Er ist ein großer Mann, und als er sich zu dem Jungen umdreht, stellt sich heraus, dass er einen Schlagstock in der Hand hält. Sein Gesicht ist breit und hart und im Licht über dem Eingang vor Zorn gerötet.
    »Du solltest im Bett sein, Ferkel.«
    Crispin lässt die Tür los und weicht zurück, als sie zuschlägt. Der Polizist ist durch das facettierte und leicht milchige Glas in der oberen Hälfte der Tür als Silhouette zu sehen, aber er versucht nicht, ins Haus zu kommen.
    Crispins Herz schlägt so heftig gegen seinen Brustkorb, als wollte es sich daraus befreien.
    Er saust durch das Haus in die menschenleere Küche. Hier sollte im Moment ein ziemlicher Trubel herrschen, da das Abendessen für Clarette und Giles immer um Punkt acht Uhr serviert wird. Nichts köchelt auf dem Herd und die Öfen sind ausgeschaltet.
    Auch auf der Hintertreppe steht ein Bulle. Tatsächlich scheint es derselbe Beamte oder sein Zwillingsbruder zu sein. Diesmal ist er der Tür zugewandt, hält seinen Schlagstock in der rechten Hand und klopft damit drohend auf die offene Handfläche seiner linken.
    »Ich habe meine Anweisungen, Ferkel. Du wirst mich vor jeder Tür finden, die du öffnest.«

15
    Sonntag, der 4. Dezember, am Abend von Crispins dreizehntem

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