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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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einen Vertrag entwerfen, aber er sagte, das sei nicht nötig. Du weißt ja, wie solche Burschen sind. Denen genügt ein Handschlag.«
    »Ich dachte, die wären ausgestorben.« Wenzel lachte leise. »Anscheinend nicht. Dann gibt Osage mir einen alten Bericht aus den Zwanzigerjahren von einem Geologenteam der Regierung, in dem auch ein Teil seines Landes erfasst ist. Offenbar waren die Geologen zu dem Schluss gekommen, dass sich in der Gegend ein beachtliches Diamantenvorkommen befindet.«
    MacLean blickte erstaunt. »Diamanten in Arkansas?«
    »Einer der Geologen war Osages Vater. Er ist 1932 spurlos verschwunden. Ein paar Jahre zuvor war der Abbau in der Mine ohne Begründung eingestellt worden – und das angeblich kurz nach dem Besuch eines südafrikanischen Diamantenkonzerns in Washington. Osage glaubt, sein Vater wurde ermordet, weil er von dem Vorkommen wusste und nicht darüber schweigen wollte. Später hat Osage den Durchschlag von dem Geologenbericht gefunden, den sein Vater aufgehoben hatte. Osage hat eine Heidenangst vor den Leuten, die seinen Vater ermordet haben, und deshalb hat er nie nach Diamanten auf seinem Land gesucht. Es gab zwar in der Nähe einzelne Zufallsfunde, aber erst 1952 wurde ein Gebiet südlich von Osages Besitz zu einer Touristenattraktion erklärt. 1972 wurde es von Arkansas gekauft. Heute ist es der ›Crater of Diamonds Park‹. Osage meinte, ich solle alles über das Land erfahren, da ich so freundlich gewesen sei, ihm aus der Patsche zu helfen.«
    »Was ist mit diesem Park?«
    »Eine Touristenattraktion. Ich habe mich an die Parkverwaltung gewandt. Man muss einen Obulus entrichten; dann darf man den Park betreten und alle Diamanten behalten, die man findet. Die Benutzung von Maschinen ist natürlich nicht erlaubt. Pro Jahr werden dort auch nur ungefähr sechshundert Karat in winzigen Steinen gefunden.«
    »Kleine Fische also.«
    »Ich wusste, dass du das sagst. Aber schau dir mal die hier an.« Wenzel griff in die Tasche und ließ drei kleine Steine auf die Marmorbar fallen.
    MacLean beugte sich vor, rollte die Steine mit seinem sorgfältig manikürten Finger herum, nahm einen auf, hielt ihn gegen das helle Licht des Halogenstrahlers und betrachtete dann die beiden anderen. »Wunderschön.« Jeder Stein war so groß wie eine Kaffeebohne und ungeschliffen, doch sein Funkeln versprach, dass er in den Händen eines erfahrenen Diamantschleifers zu einem Schmuckstück werden konnte. Vielleicht ließen sich aus jedem Stein sogar zwei Brillanten schleifen.
    »Wo hast du diese Steine her?«
    »Osage hat sie mir gegeben, nachdem ich ihm den Scheck ausstellte. Sie stammen von seinem Land. Er hat mir auch gezeigt, wo er sie gefunden hat.«
    MacLean legte den Stein wieder auf die Theke. »Aber du besitzt das Land ja noch nicht, hast nur das Vorkaufsrecht.«
    »Das ist ja das Tolle an der Sache – Osage gibt uns die Schürferlaubnis. Ab sofort! Deshalb hat er mir doch diesen Geologenbericht gegeben. Du kümmerst dich um die Bohrungen, Max, und ich erledige den Papierkram.« Er drückte die Zigarette aus und grinste. »Fröhliche Weihnachten, Großer Gatsby.«
    MacLean musterte seinen Anwalt, einmal mehr verblüfft über dessen Ehrlichkeit. »Du hättest einfach den Mund halten können …«
    »Nein.« Wenzel schüttelte den Kopf. »Ich war auf deine Kosten in Arkansas. Es wäre unmoralisch gewesen, dieses Geschäft für mich allein zu behalten.« Wieder zündete er sich eine Zigarette an. »Außerdem bin ich Anwalt, kein Geschäftsmann.«
    »Deine moralischen Grundsätze in allen Ehren, aber in diesem Fall reicht es nicht, dass du nur den Papierkram erledigst. Wenn wir tatsächlich eine Diamantenmine betreiben, bekommst du deinen Anteil am Gewinn.« Wenzel wollte protestieren, doch MacLean hob eine Hand. »Ich bestehe darauf.«
    »Also gut. Danke, Max«, sagte Wenzel, der an die diebische Freude seiner gierigen Partner in der Kanzlei dachte: Laut Vertrag musste er einen solchen Gewinn mit ihnen teilen – es war, technisch gesehen, eine Anwaltsgebühr.
    »Über welche Summen reden wir denn hier, in Karat ausgedrückt?«
    »250.000 Karat jährlich. Aber denk daran – das stützt sich auf den Bericht von 1920, der auf der damaligen Schürftechnologie basierte. Mit der heutigen Ausrüstung wird man noch viel mehr rausholen können.«
    »Hat Osage dir eine Kopie des Berichts gegeben?«, fragte MacLean.
    Wenzel zog ein gefaltetes Blatt aus der Tasche. »Hier. Das ist eine Fotokopie von der alten

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