Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki

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flott.«
    »Die SEC schießt gern schnell.«
    »Scheint so. Dann schieß mal.«
    »Ist ein bisschen verworren, selbst nach dem Standard, den wir sonst gewohnt sind. Wie du schon vermutet hast, ist die Murfreesboro Mining eine eingetragene Firma mit Sitz in Arkansas. Der Ruf ist anscheinend gut. Scheint auch sauber zu sein. Keine Prozesse, weder zurzeit noch früher. Zahlt pünktlich ihre Steuern. Hat immer alle ihre Akten pünktlich der Aufsicht und dem Staat Arkansas offen gelegt. Eine Aktiengattung. Kapitalisierung ungefähr dreißig Millionen. Fünf Millionen Schulden.«
    »Sie ist also zahlungsfähig. Gut. Ich hatte schon Angst, es wäre eine Briefkastenfirma.« Carlton kritzelte eifrig auf seinen gelben Notizblock.
    »Hört sich alles korrekt an, aber von da ab wird’s kompliziert.«
    »Wie das?«
    »Die Murfreesboro Mining gehört der Hamilton Mines mit Sitz in Delaware. Scheint eine Holding für ein paar Bergbaufirmen in Arkansas und Alaska zu sein. Deren Aktien werden von der Stone Holdings Incorporated gehalten, ebenfalls mit Sitz in Delaware. Stone Holdings gehören auch noch eine Immobilienfirma in Arkansas und Anteile an einer Bank in Arkansas, der Little Rock S und L. Die wäre Ende der 80er fast Bankrott gegangen, wurde aber gerettet und scheint jetzt wieder liquid zu sein. Deren Aktien wiederum werden vollständig von einer Firma namens Cleveland Metals gehalten, ebenfalls eine eingetragene Gesellschaft in Delaware. Alle diese Firmen haben eine einzige Aktiengattung, nur die Cleveland Metals nicht. Ein ganz schönes Durcheinander! Wenn du meine Meinung hören willst …«
    »Na klar.«
    »Ich finde es ziemlich ausgefallen, eine solvente Firma zu gründen auf dem Hintergrund einer solchen Unternehmensverflechtung, bloß um eine kleine Mine zu betreiben. Selbst wenn sie gegen Kartellgesetze verstoßen.«
    »Es sind schon seltsamere Dinge passiert.«
    »Sicher. Ich schick dir ein Fax mit den Infos.«
    »Super. Und grüß Elizabeth.«
    Murfreesboro Mining war also legal und solvent. Und wenn sie nicht Bankrott machte – was nicht sehr wahrscheinlich schien konnte sie die Strafe beim DOJ durchaus zahlen. Mehr musste Carlton gar nicht wissen, doch Josh hatte schon Recht mit seinem Unbehagen: Diese Unternehmensverflechtung war viel zu kompliziert. Selbst für eine Firma, die mit voller Absicht gegen Kartellgesetze verstieß.
    Stalins Worte klangen ihm noch in den Ohren. »Arbeiten Sie auf einen Vergleich hin. Dann sehen Sie weiter.« Genau das würde er tun.
    »Und Schluss!«, sagte er laut.



    5.
    Die Drohung

    Shaugnessy, McGuire & Wenzel LLP
    Century Park East
    Century City, Kalifornien, 13.37 Uhr

    Als Namenspartner der Shaughnessy, McGuire & Wenzel LLP stand Dan Wenzel ein Eckbüro im 35. Stock der Kanzlei zu, die in einem Gebäude aus Glas und Granit ihren Sitz hatte. Er stand an einem der hohen Fenster, trank seinen Nachmittags-Espresso und schaute durch die getönten Scheiben auf den Golfplatz des Los Angeles Country Club. Von seinem erhöhten Standort aus wirkten die Golfspieler wie bunte Ameisen, die sich in ihren blassgelben, babyblauen und schreiend karierten Anzügen von Abschlag zu Abschlag bewegten.
    Seit seinem Besuch bei MacLean hatte Wenzel sich eifrig dem Minenvorhaben in Arkansas gewidmet. Er hatte eine neue Firma für MacLean gegründet, Osage das Land abgekauft, den Besitz auf MacLeans neue Firma überschreiben lassen und Osage per Vertrag lebenslanges Wohnrecht in seinem Haus garantiert, für einen symbolischen Dollar Miete im Jahr. Außerdem schloss Wenzel mit einer Geologin einen Beratervertrag ab: Sie sollte ein Gutachten über die möglichen Auswirkungen der Mine auf die Umwelt erstellen; wichtig war, dass sie ihre Tätigkeit bis zur unvermeidlichen öffentlichen Anhörung geheim hielt. Wenzel besorgte sich von der Stadtverwaltung Ma- con Grove den Antrag für eine Schürfgenehmigung, den er zusammen mit der Geologin ausfüllte. Auch ließ die Geologin bereits im gesamten Gebiet Probebohrungen vornehmen. Da Wenzel das Unternehmen noch geheim halten wollte, bemühte er sich noch nicht um einen Kredit für Erstinvestitionen. Vor erst musste MacLean mit seinen beträchtlichen Reserven einspringen.
    Alles läuft wirklich gut, dachte Wenzel, während er seine winzige Espressotasse leerte. Als er sich in seinen weichen Lederschwingsessel sinken ließ, piepte das Interkom.
    Gertrude, seine Sekretärin, die vor seinem Büro Wache hielt, rief durch die Leitung: »Eine